Gross Dölln Fahrtraining Mercedes-BenzGroß Dölln. Im Viano düsen wir durch die Schorfheide nördlich von Berlin. Hier und da blitzt die Sonne durch die Bäume. Keine Menschenseele ist um diese Uhrzeit hier unterwegs. Während die Waldbewohner noch friedlich auf Bäumen und Blättern dösen, bahnt sich ein kleiner Haufen mehr oder weniger müder Blogger seinen Weg durch Dörfer und Wälder. Mit einem klaren Ziel vor Augen: Groß Dölln! Doch Groß Dölln und uns trennt Wald. VIEL Wald.

 

„Wie weit sind wir denn schon gefahren?“, will ich wissen.

Wie lange fahren wir noch?“ flachst Lisa.

„Ich muss mal Pipi!“ Das war Jan.

Ich zweifele mittlerweile daran, dass der Fahrer uns ernst nimmt. Aber die Stimmung ist dank großer Vorfreude super! Wir biegen auf eine gefühlt 10 km schnurstracks geradeaus führende Straße ein.

„Ohhh, ich wusste gar nicht wie schön das hier ist!“, sage ich und drücke meine Nase an der Fensterscheibe platt. Ob wir mal anhalten können?

„Wir sind ganz schön in der Pampa“, sagt Lisa

Plötzlich aber sind alle wach. Wir rumpeln nicht mehr – nein, wir fliegen! Mit gefühlt 100 Sachen schießt der Viano über die jetzt leicht hügelige Straße – je schneller wir fahren, desto weiter springen wir. Die Autoblogger alle so YEAH! Während ich heimlich einen Griff zum Festhalten suche.

Groß Dölln muss man erreichen wollen

40 Kilometer, so erfahre ich, haben wir schon hinter uns gelassen. Das heißt: 40 Kilometer fahren wir bereits durch die wahnsinnig beeindruckenden WÄLDER Brandenburgs! In Köln habe ich nach ca. 10 Minuten Fahrtzeit jeden noch so großen Wald hinter mir gelassen.

Dann erreichen wir unser Ziel – den 1994 stillgelegten, alten Militärflughafen in Groß Dölln! Heute ist dort ein Drivingcenter untergebracht. Auf Einladung von Mercedes-Benz dürfen wir hier an einem Basic Fahrsicherheitstraining der Mercedes-Benz Driving Events teilnehmen.

Und ich gebe ehrlich zu, ich war zu Beginn des Tages noch fest davon überzeugt, wirkliche „BASICS“ zu lernen. Im richtigen Moment bremsen hier, schnelles ausweichen da. Aber das, was wir am Ende des Kurses mit nach Hause nehmen konnten, war viel mehr als nur „Basics“ und ich das Erlebte für kein Ausschlafen der Welt missen!

Pünktlich zum offiziellen Briefing parken wir vor dem Mercedes-Benz ‚Hangar‘. Dort, wo vor einigen Jahrzehnten noch alte Kampfjets untergestellt waren, sitzen jetzt wir. Umgebaut und eingerichtet, ist der Hangar eine fantastische Location. Ich kann mich kaum auf das Briefing konzentrieren. Unsere kleine Gruppe wird den Tag mit Instruktor Klaus Dieter Waldmann verbringen.

„Nennt mich Klaus oder Waldi. Aber bitte nicht Klaus Dieter!“ Und schon sind all meine Sympathiepunkte herübergeflogen.

Klaus Dieter Waldmann ist Instruktor bei den Mercedes-Benz Driving Events. Und das seit vielen, vielen Jahren – wie viel Spaß ihm der Job macht, sieht man ihm sofort an. Seine Augen leuchten, wenn er von den Driving Events erzählt. Früher brachte er den GSG 9 das Fahren bei, da wird er doch mit einer Handvoll Blogger zurechtkommen. Und die standen mit leuchtenden Augen und heraushängender Zunge erwartungsvoll vor ihm.

Dann geht es los. Wir gehen zu den Fahrzeugen. Vorbei an einem kleinen, völlig überladenen Apfelbäumchen, das versteckt zwischen Hangar und Toiletten steht. Wir bleiben vor einer weißen SLK-Klasse stehen.

Ich setze mich rein, und versuche den Sitz so einzustellen wie ich es für richtig halte. Ich lerne, wie wichtig es ist, nah am Steuer zu sitzen – und vor allem, es beim Fahren mit beiden Händen festzuhalten. Nach 18 Jahren Führerschein haben sich da bei mir ein paar Marotten eingeschlichen, das mag sein. Aber nicht mit Instruktor Klaus! Ich versuche mir einzuprägen, worauf es ankommt, und das später beim häufigen und vor allem flotten Autowechsel schnell umzusetzen. Dann geht es an die Autoaufteilung. Zwei Leute teilen sich zunächst eines. Die liebe Lisa erklärt sich bereit, mit mir zu fahren.

Fahrtraining in Gross Dölln

Wir landen im Schlachtschiff in der S-Klasse und fahren auf einen Slalom Parcours zu. Klaus erklärt uns, worauf es hier ankommt. Wir sollen LENKEN, nicht am Lenkrad reißen. Leichter gesagt als getan. Über Funk ist jeder einzelne Wagen mit Klaus verbunden. Das heißt, Tipps zum Fahrverhalten, Anweisungen und Kritik gibt es direkt und für alle hörbar. So verbessern wir uns schnell. Was nach meiner ersten Slalomrunde in der S-Klasse auch keine Kunst war.

Ich kam mir vor wie Oma Kasuppke auf Inlineskates, die versuchte, mit einem vollen Einkaufswagen einen Berg herunterzufahren ohne zu stürzen. Meine Gedanken drifteten zu Lisa ab, die mit ihren 19 Jahren EIN KLEINES BISSCHEN schneller fährt als ich. Aber da musste sie durch. Anfangs holperte ich mit dem Schiff durch den Slalom Parcours, nietete Poller um, fluchte insgeheim über die Sitzposition und lernte aber schnell. Zum einen, dass die S-Klasse nicht MEIN Auto ist, zum anderen aber, auch DAMIT kann man lernen, schnell enge Kurven zu fahren.

Nach meinen ersten furchtbaren Slalomversuchen konnte ich mich schnell locker machen, und darauf freuen, zu lernen, wie man mit Gefühl eine Vollbremsung hinlegt. Und wie es sich anfühlt, auf regennasser Fahrbahn in die Eisen zu gehen. Ich versuchte Ideallinie auf nasser Fahrbahn zu fahren und hatte mehr und mehr Spaß von Station zu Station. Ich rutschte über die Straße, drehte mich um sich selbst, legte Vollbremsungen hin und krachte um Hindernisse – NEIN, was war das toll! Klaus gab wertvolle Tipps und ab und an kam ein Lob per Funk.

Womit wir wohl beim emotionalsten Punkt des Fahrtrainings ankamen: Wir lernten, wie man erst untersteuert, dann übersteuert, um gezielt das Heck ausbrechen zu lassen und gekonnt und mit Speed durch die Kurve zu schliddern! Wusste ich vorher nicht genau, was das eigentlich ist, bin ich jetzt ein großer Fan. ICH WILL SOFORT NOCH MAL MAL MAL!

Per Funk bekamen wir an den richtigen Stellen Ansagen wie „VOLLGAS!“ „NACH LINKS LENKEN!“ „LÄCHELN!“  „LIES DIE KURVEN WIE EIN INDIANER!“ Unglaublich aber wahr: ich übersteuerte also fleißig in einem SLK 55 AMG mit sage und schreibe 421 PS! Das war absolut GROSSARTIG! In meiner letzten Runde löste sich meine Lenk-Blockade in Luft auf und ich verstand endlich, was genau ich tun muss – dann war das Training vorbei und ich musste aussteigen. (die folgenden drei Bilder hat Wolfgang Würth fotografiert – DANKE!)

Groß Dölln

 

Aber wir alle fuhren mit einem seligen Lächeln zum Flughafen nach Berlin Tegel zurück. Aus diesem Kurs nehme ich vor allem mit, wie wichtig die richtige Sitzposition ist und wie entscheidend sie sein kann, wenn es eng wird – „Angst habe ich nicht vor den Leuten, die zu nah am Steuer sitzen, sondern vor denen, die zu weit weg sind!“ – und dass man dem Fahrzeug mehr zutrauen kann als ich dachte. Und ich lernte, dass das, was ich sonst nur aus Filmen kannte, verdammt viel Spaß macht!

Wie die anderen Blogger das Fahrtraining erlebten, könnt ihr hier nachlesen bei

Mercedes-Benz bietet natürlich nicht nur ein Basic Fahrtraining an, das zu einem Preis von 425 € regulär buchbar ist. Es gibt dutzende verschiedene Driving Events, über die ihr euch online informieren könnt. Ich muss ehrlich sagen, ich bin ein wenig angefixt und habe gestern Nacht noch den Katalog durchgewälzt. Es gibt verschiedene Advanced Tranings, Perfection Training, Sports Drift SPORTS DRIFT in Österreich im Schnee, die Travel Experiences von Abu Dhabi bis Finnland.

Und so findet natürlich nur ein Teil der Events hier in Groß Dölln statt. Wir sind bereits am Abend vorher angereist und haben im Ringhotel Schorfheide übernachtet, etwa 70 Kilometer nördlich von Berlin. Das Hotel ist ein Tagungszentrum und irgendwie eine abgefahrene Location mitten im Wald Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Die Internetverbindung ist dementsprechend mies, (mich ins W-LAN einzuwählen habe ich nicht hinbekommen), aber das Hotel ist sehr schön. Und die Schorfheide hat mich beeindruckt. Ich möchte noch einmal hin.

In meinem letzten Post hatte ich noch gehofft, auf dem Gelände in Groß Dölln diese alten, vergessenen Häuser zu sehen bzw. zu fotografieren. Aber das hatte sich mit der Fahrt auf das Gelände schnell erledigt. Ein Teil des Grundstücks wurde Anfang des Jahres verkauft – und so entsteht hier gerade ein riesiger Solarpark.

Mein herzlicher Dank gilt Mercedes-Benz, die mich zur Teilnahme am Basic Fahrsicherheitstraining eingeladen haben. Ansichten bleiben dennoch meine eigenen.

13 Gedanke zu “Kurven lesen wie ein Profi – Basic Fahrtraining mit Mercedes Benz in Groß-Dölln”
  1. Schöne Eindrücke. So ein Fahrtraining habe ich ja eigentlich auch vor, seit ich den Führerschein gemacht und ein Teil der Klassenkameraden ein ADAC-Training zu Weihnachten bekommen haben. Sicher spannend, wobei ich das Training im Schnee von Österreich am liebsten erleben würde. Allein schon wegen Schnee und Österreich. 🙂

    1. @Stiller – Ohjaaaa. Das Training in Österreich oder Schweden muss ein Traum sein. Das ‚Problem‘ beim ADAC ist ja, dass man sein eigenes Auto mitbringen ‚muss‘. Das ist natürlich nicht schlecht, da man lernt, seinen eigenen Wagen besser zu beherrschen. Ich sage aber ganz ehrlich, mit MEINEM Auto hätte mir das Training nur halb so viel Spaß gemacht. 🙂 Hier kam einfach noch der Fahrspaß hinzu. Was aber auch für die regulär buchenden Teilnehmer der Fall ist, denn sie können permanent die Fahrzeuge wechseln und es wird vorab immer angegeben, welche Autos verfügbar sein werden.

    1. @Nadine – Vielen Dank für dein Feedback. Und du hast recht, darauf hätte ich eingehen sollen. Aber es ist genau so richtig, wie der liebe Dischue über mir erklärt hat. 🙂 Die Location ist toll! Wobei der Solarpark erstmal ein kleiner Schock war.

  2. Also ist dort jetzt wirklich ein Solarpark – schade…
    Und ja, Brandenburg ist das waldreichste Bundesland – soweit ich weiß 😉 – und gleichzeitig recht dünn besiedelt, abseits Berlins.

    @Nadine:
    theoretisch Rückenlehne möglichst senkrecht, die Handgelenke sollten dann bei ausgestreckten Armen oben auf dem Lenkrad zu liegen kommen. Und die Beine sollten bei getretenem Pedal noch nicht voll durchgestreckt sein… Jedenfalls war das letztes Jahr noch gültig 😉

    So ein Training – egal mit welchem Fahrzeug – kann ich nur empfehlen. Macht Spaß und man lernt dabei.

    1. @dischue – Hehe. Vielen Dank für deine Erklärung! Genau so ist es richtig! Ich hätte es nicht besser erklären können. Der Solarpark war ein kleiner Schock für mich. Er ist noch nicht ganz fertig, soll aber wohl Ende des Monats fertiggestellt sein. Nach einiger Recherche habe ich aber einen tollen Tipp bekommen und unseren Berliner Fahrer gleich einmal dazu befragt. Und er machte deutlich, wenn ich sehen will, was ich angab unbedingt sehen zu wollen, müsse ich mich beeilen. Denn auch diesem Stück Geschichte rücken sie gerade zu Leibe. 🙁

  3. […] The Car Addict: Improved by Driving Skills at #mbdrivingevents – more than just another AutoBloghttp://www.the-car-addict.com/2012/09/Mercedes-Benz-Driving-Events-Gross-Doelln.html#.UEdv2NbN94cLabels: Basic Training, deutsche Autoblogger, Driving Center, Erfahrung, Fahrsicherheitstraining, Groß Dölln, Mercedes-Benz Driving Events Wie ein Indianer die Kurven lesen – Basic Fahrtraining mit Mercedes Benz » Köln Formathttps://www.koeln-format.de/2012/09/05/wie-ein-indianer-die-kurven-lesen-basic-fahrtraining-mit-mercedes-benz/Im Viano düsen wir durch die Schorfheide nördlich von Berlin. Hier und da… […]

  4. @Heike:
    Da bin ich aber neugierig, was Du unbedingt noch sehen willst…? Aber da muß ich wohl auf den entsprechenden Artikel warten…?

    Off-Topic:
    Ich habe nichts gegen Solarparks – aber es gibt soviel ungenutzte Dach- und Fassaden-Flächen in Deutschland… die bauen aber die Landschaft damit voll. Letztens wurde irgendwo erwähnt, dass Deutschland immer mehr Getreide importieren muss, da die Nutzfläche für Nahrungsmittel immer kleiner wird (Solarparks und Mais –> Biogas) o.ä. – so viel dazu 😉

    1. @dischue – können wir gern mal per Mail drüber quatschen. 🙂 Bis ich dahin komme wird es vielleicht zu lange dauern.
      Und der ist riesig. Kilometerlang. Ich nur kurz vor bevor wir das Gelände verliessen aus dem Auto gesprungen um ein Foto für dich zu machen. 😉 Und dann sind wir schon zurückgedüst. Es stand nur noch ein Haus, das fotografierte ich aus dem Auto. Aber das Bild ist total verwackelt…

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