Der Verkehr in der Millionenmetropole Saigon ist legendär. Auf den Straßen ist es voll, laut und chaotisch. Riesige LKW donnern dicht an Motorrollern vorbei, eine Frau geht mit ihrer tragbaren Küche über die Kreuzung. Kaum einer kann sich hier ein Auto leisten. Dinge, die wir in ein Auto quetschen, transportieren die Vietnamesen locker auf ihren Rollern. Ich habe Mopeds gesehen, auf dem ein Kleinkind in einem Hochstuhl sitzt. Andere bepackt mit Gänsen, Getränkekisten, einer Matratze oder Einkäufen. Eine junge Frau hielt auf dem Rücksitz ihr Neugeborenes im Arm – eingewickelt in eine Decke. Die Motorroller sind in Vietnam das wichtigste Fortbewegungsmittel. Sie werden oft im Erdgeschoss der Häuser untergestellt und gut bewacht und gepflegt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich: wer als Greenhorn in Saigon eine Straße erfolgreich überquert, hat anfangs das Gefühl eine Mutprobe bestanden zu haben. Aber schon wenige Kreuzungen später stellt sich raus: die Sache gestaltet sich einfacher als sie aussieht. Die Kunst ist: Einfach losgehen. Hier hält niemand freiwillig an. Nicht rennen! Langsam gehen und zwischen den vielen Motorrollern und Autos mit Gefühl durchschlängeln. Vor. Zurück. Nach links. Nach rechts. Es fühlt sich ein wenig an wie ein gigantisches Tetris-Spiel. Aber es klappt!
In Saigon besitzt etwa jeder vierte so ein Ding. Und so sind bahnen sich Tag für Tag mindestens 2-3 Millionen ihren Weg durch die Straßen. Tatsächlich setzen die meisten Vietnamesen eine Art Helm auf – denn es besteht Helmpflicht für alle ab 6 Jahren. Und die Polizei fischt regelmäßig Fahrer aus dem Verkehr, die das missachten. Wer erwischt wird, zahlt – in etwa so viel wie ein neuer Helm kostet. Leider besteht gerade für die Kinder keine Helmpflicht. So fahren sie meist komplett ungeschützt auf diesen Dingern mit. Aufgrund der hohen Luftverschmutzung tragen beinahe alle einen Mundschutz oder verhüllen sich sogar komplett – auch bei tropischen Temperaturen und einer Luftfeuchtigkeit von über 80%. Ein Grund dafür ist, laut unserem Guide Vinh, dass die Vietnamesen während ihrer teils stundenlangen Fahrten auf dem Motorroller keine Sonne an ihre Haut lassen möchten.
Vinh beispielsweise verbringt jeden Tag 90 Minuten auf dem Roller um zur Arbeit zu kommen und wieder nach Hause. Als wir Saigon verlassen hatten, hatte sich mein Auge an die Roller um uns herum gewöhnt. Ich entdeckte immer neue Details. Ob die roten High Heels einer Beifahrerin, ein schlafendes Kleinkind vorne auf dem Roller, ein Kind, das sich auf dem Highway selbst festhalten muss, die kleinen Haken vorne, an denen fast immer Getränke in Plastiktüten hängen – und diesen sehr unkonventionellen Transport von 2 x mindestens3 lebenden Gänsen!
Während unserer Busfahrten (Mit Emirates nach Vietnam – Link) von Saigon an die Küste habe ich viele Fotos durch das Seitenfenster aufgenommen und das Leben an und auf der Straße festgehalten.
Teil 1 meiner Fotoreportage ‚Vietnam durch das Seitenfenster eines Busses – am Straßenrand‘
In Teil 2 beschränke ich mich auf die Menschen und ihre Motorroller.
Alle Bilder habe ich fotografiert mit meinem 35mm Objektiv. Kaum eines ist zugeschnitten, nur einige habe ich ins Instagram-Format gebracht. Meine Fotos sollen weniger die Waren zeigen, die die Fahrer transportieren. Mir geht es mehr um ‚das Leben auf dem Roller‘, das abhängen, Zeit totschlagen. Abwarten. Gelangweilt sein. Denn fast immer wirken die Fahrer Gedankenverloren. Den Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet, während der Beifahrer das Leben am Straßenrand beobachtet. Manchmal aber erwischten sie mich…und reagierten sehr freundlich…
Als die Dunkelheit hereinbrach, legte ich die Kamera weg. Starrte weiter gebannt aus dem Fenster. Plötzlich sehe ich diese Familie. Ein Kind sitzt auf einem Hochstuhl, das andere steht hinten drauf. Ich drehte schnell den ISO hoch auf 1600 und schoss mein letztes Foto…
Vielen Dank an die Fluggesellschaft Emirates und die PR Agentur Wilde & Partner, die diese Fotoreportage ermöglicht haben.
Es ist echt Wahnsinn was und vor allem wie die das alles transportieren. Lassen wir mal den Sicherheitsaspekt bei Seite. So viel Zeug würde ich nicht mal im Astra unter bringen und dort fährt man das locker auf einem Roller umher – was für ein Balanceakt.
Danke für die eindrucksvollen Bilder und die tolle Reportage.
LG
Christina
Das erinnert mich immer an die lustigen Bilder von Rollern mit riesigen Heuballen, die das eine oder andere Mal im Internet herumschwirren. Schon beeindruckend was man so alles transportieren kann und vor allem wie 😀 Danke für so tolle Impressionen
Hallo Heike,
diese Fotoreportage ist großartig!!
Ich lese nun schon eine ganze Weile dein Blog bzw. folge dir auf Instagram und freue mich immer über deine Posts, weil du Land und Leute so authentisch einfängst.
Deine Berichte über Vietnam fand ich ganz besonders spannend. Ich hatte beim Lesen einige „Déjà-vus“, denn ich war vor zwei Jahren in China. Reisen nach Asien sind doch eine etwas andere Reiseerfahrung. 😉
Liebe Grüße
Ulli
@Ulli – Herzlichen Dank für dein Feedback! Das freut mich natürlich sehr zu hören. 😉 Ich habe gleich mal deinen Stream gesucht. Folge dir nun auch…
@Heike Oh, danke. Das freut mich. 😉
Coole Idee und schöne Fotos.
Gruß
philtek
@philtek – danke für dein Feedback. Hab dir unter meine Reisebloggeschichte geantwortet…
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