Früher. Früher sass ich oft in einem weißen Käfer Cabrio. Ein Garagenfahrzeug. Der Käfer besass einen Porschemotor und eine vernünftige Musikanlage. Ich liebte dieses knatternde Geräusch, das schon von weitem ankündigte „Ich bin gleich da!“ Ich war 18.

Leider durfte ich den Wagen nie selbst fahren. Aus Angst, ich setze ihn vor die Wand. Oder vor eine Garage. Wie damals, als ich aus Versehen den 1. Gang drin hatte und nicht den Rückwärtsgang. Das passierte aber wirklich nur einmal. Das demolierte Garagentor gab jeglicher bis dato unbegründeter Sorge Nahrung. Natürlich wurde mein erstes, eigenes Auto auch kein kleines Cabrio, sondern ein bundeswehrgrüner Opel Corsa. Der war schon 10 Jahre alt als ihn mir mein Vater für knapp 2000 Mark kaufte. 1996. Ich liebte ihn. Zumindest ab dem Zeitpunkt als ich die Sache mit dem Choke kapiert hatte. Beim Bau dieses Fahrzeugs hatten die Bochumer Autobauer offenbar keine Ahnung von den damaligen Wetterverhältnissen in Lüdenscheider Wintern.

Und so wurden unsere gemeinsamen Winter wirklich übel. Die Heizung sprang immer erst dann an, wenn ich schon längst am Ziel war. Und meist musste ich zuerst die Scheiben innen vom Eis befreien. Ich liebte ihn trotzdem.

Dann war es an der Zeit uns zu trennen. Mein Vater verkaufte den Wagen wie durch ein Wunder für etwas mehr als er damals dafür bezahlt hatte. Wahrscheinlich weil er mich der Marke Opel gleich mit anbot. Und zwar für die nächsten 20 Jahre. Wusste ich damals natürlich noch nicht.

Am bundeswehrgrün hatte ich mich mittlerweile satt gesehen. Hätte so eine Farbe wohl auch nicht mehr bekommen ohne eine Kaserne zu überfallen. Ich wollte etwas lebensbejahenderes. Was mich bewog, mich ausgerechnet für ein knallgelbes superdezentes Auto zu entscheiden ist mir im Nachhinein nicht ganz klar. Auffallen ist eigentlich gar nicht mein Ding. Aber mit einem kanariengelben Postauto war es vorbei mit dem verstecken. Lüdenscheid war ohnehin ein Dorf. Aber seit ich dieses Auto hatte wusste jeder wo ich mich aufhielt oder wo ich gerade hin fuhr. Den Vogel abgeschossen hat allerdings die Mutter einer Freundin. Sie war offenbar auf der A4 in einem Reisebus unterwegs und fragte mich später, was ich denn da im Auto schlafend auf dem Rastplatz gemacht hätte. Klar. Kein anderer Idiot kauft so eine Farbe!

Ich beschloss insgeheim, die Gefahren eines solchen Farbtons beim nächsten Mal besser abzuwägen.

Nach dem kanarienknallgelben Postauto sollte also etwas dezentes her. Als Lüdenscheider hat man seine Seele offenbar lebenslang an den lokalen Händler verkauft und so stand ich zusammen mit meinem Vater wieder bei Opel. Ist ja auch so schön praktisch. Kann man ein Auto abgeben und ein neues mitnehmen. Nie fiel mir eine Entscheidung leichter. Schwarz. Keine Diskussion. Die Idee mit den roten Sitzen gefiel mir. Fertig.

Und das ist in etwa das Auto was ich immer noch fahre. Und nach zehn Jahren langsam über habe. Vor allem seit mir ein älterer Herr in einem Kölner Kreisverkehr die Vorfahrt nahm und in mein Auto krachte um dann frech zu behaupten

„Was parken Sie denn da mitten in dem Kreisverkehr?!“

Seither setzen wir uns mit dem ersten Autokauf als Kölner auseinander. Und ich denke, nach 17 Jahren Opel darf mich als nicht-mehr-Lüdenscheiderin von dieser Marke trennen. Und vielleicht auch wieder von der Farbe schwarz.

Da kam es mir gelegen, dass mich jemand vor kurzem auf einem Parkplatz beinahe umfuhr. „Oh, verdammt! Schönes Auto“. Das kannte ich noch gar nicht. Ein roter Skoda Yeti.

Seither liebäugel ich sowohl mit diesem Wagen als auch mit dieser Farbe. Bin aber offen für eure Ideen und Vorschläge. Manchmal braucht es Input von aussen.

Und während ich mich so umsehe habe ich in den letzten Monaten auf meinen Reisen eine ganze Menge Autos fotografiert und in mein Instagram Feed geladen.

Mittlerweile sind einige zusammengekommen. Angetan haben es mir vor allem die alten Autos – aufgenommen in Maastricht, La Rochelle, Köln und der Ile de Ré.

ein altes Tonka Auto vom Flohmarkt

Vielleicht wissen es einige von euch. Lüdenscheid ist die Heimatstadt meiner geliebten Siku-Autos. Sie werden dort weiterhin hergestellt und ich träume seither von einer Werksbesichtigung mit den Jungs. Früher gab es so etwas einmal. Ich bin mit ganzen Kisten von Siku Autos groß geworden, nicht mit Puppen. Mein Onkel arbeitete dort und ich staubte immer doppelte Modelle ab. Heute spielen meine Jungs damit. Und ich erwische mich dabei, dass ich geliebte Modelle auf dem Schrank ganz oben vor ihnen verstecke damit sie nicht sofort kaputt gehen.

Aber – und das ist ein Geheimtipp – Lüdenscheider Flohmärkte sind eine fantastische Quelle von gut erhaltenen Siku-Autos. Es gibt Stände, die NUR diese alten Spielzeugautos verkaufen. Männer Mitte 30, die sich davon trennen müssen weil ihre Frau es so möchte. Und zu jedem Fahrzeug haben sie eine Geschichte. Da kann man Männer weinen sehen…

Und ich verrate euch noch etwas: am Sonntag, den 3. Juni veranstaltet Siku zusammen mit dem deutschen Kinderschutzbund Lüdenscheid e.V. einen eigenen Flohmarkt im Bürgerforum im Rathaus!

Ein Gedanke zu „Über alte Autos auf der Straße und in Kisten“
  1. Alsoooooo, ich steh ja nicht so auf alte Autos ohne Komfort – nur zum Angucken sind sie was schönes für’s Auge.

    Ich hab auch nen Opel Blitz und der ist übrigens auch Schwarz. Und wir haben auch nen Skoda. Zwar keinen Yeti, sondern einen Octavia, aber mein Männe ist doch recht zufrieden damit.

    Hol mich doch mal zur Probefahrt im Yeti ab :)))

    LG Christina

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