Ihr denkt bestimmt, ich zeige immer zuviele Fotos und sollte meine Auswahl besser treffen. So wie es die Großen machen. Aber ich möchte in meinem Blog nicht mein Portfolio zeigen sondern das Leben. Und ich möchte euch Zeit geben, euch in die Stimmung rein zu arbeiten, die ich mit meinen Bildern und der Bearbeitung rüberbringen möchte.

Oft bin ich enttäuscht wenn ich einen schönen Fotoblog entdecke, einen Post aufmache der mir gefällt und dann darin nur ein Foto entdecke. Ich freue mich über viele Fotos in Posts, sehe sie mir alle an wenn mir das Thema gefällt.

Der einzige Nachteil ist, dass ich auf dieser Art viel Pulver in einem einzigen Post verschiesse.

Irgendwie ist es auch verrückt, das man immer nach Feedback lechzt. Aber man freut sich zu wissen, dass die Fotos angeschaut werden. Und so habe ich mich heute Morgen sehr über eine Antwort von Thomas Leuthard gefreut – ihr wisst schon, derjenige, der die zwei großartigen kostenlosen ebooks zur Streetfotografie veröffentlicht hat. Ich bekam von ihm den Tipp in der Streetfotografie mehr auf Blickkontakt zu achten. Das fand ich sehr interessant. Vorher habe ich Fotos, auf denen die Menschen in die Kamera schauen als weniger interessant eingestuft und vielleicht aussortiert. Nach seiner Antwort habe ich meine Auswahl meiner Málaga Street Fotos nochmal durch gesehen. Also die, die ich noch nicht gezeigt habe. Und so flogen einige wieder raus, dafür kamen andere rein.

Ich denke, die Grenze zwischen Doku-Fotografie und Streetfotografie ist oft sehr schwammig.

Bei meinen Streetfotos habe ich mir vorgenommen, nur im großen ‚Notfall‘ zu croppen. Wenn etwas im Bild sehr stört. Bei jedem einzelnen Foto habe ich verschiedene Bearbeitungswege ausprobiert und mich dann für eine Richtung entschieden. So sind manche – wenige – schwarz weiß. Andere wieder nicht. Bei einzelnen gefällt mir beides. Ich möchte meinen Post aber beginnen mit einem Foto, das für mich ein Glücksschuss war. Auch das Bild habe ich während meines Trips nach Málaga aufgenommen. Unsere kleine Journalistenreisegruppe sprintete gerade durch die volle Altstadt.

Glückschuss sage ich nicht weil es zufällig scharf war, sondern weil ich ihn erst im letzten Moment sah. Als ich mich zufällig noch einmal umdrehte. Er hat in dem Moment überrascht aufgesehen und setzte zum Winken an. Und Glücksschuss natürlich vor allem weil er aussieht wie er aussieht. Auch wenn er ein wenig an einen der in Staub gehüllten Menschen des 11. September erinnert. Er ist einer dieser Künstler, die verkleidet in den Einkaufsstrassen stehen und sich nicht bewegen bis einer Geld in ihre Büchse wirft. Er hatte sich aber gerade für eine Pause hinter den Container zurückgezogen. Die Pringles-Geldsammeldose steht vor ihm. Mir war klar, dass das – aus Sicht der Streetfotografie – mein bestes Foto aus Málaga bleiben wird.

 

Vor meinem kleinen Austausch mit Thomas Leuthard war ich der Meinung, es sei ein wenig schade, dass ich eine Millisekunde zu spät war und er ‚mich erwischt‘ hatte. Aber jetzt gefällt es mir so tatsächlich besser. Ich mag das Foto sehr. Und ihr?

Wisst ihr was. Spontan zeige ich euch doch nur dieses eine Foto. 😉 Den Rest vertage ich. Hier ist gerade genug Stimmung. Dafür habe ich doch noch eine schwarz-weiß Version des Fotos bearbeitet.

Welche Version gefällt euch besser? Ich freue mich auf eure Meinung per Kommentar!

10 Gedanke zu “Streetfotografie: mein ‚Glückstreffer‘”
  1. Also ich freu mich auch über viele Fotos, allerdings auch über eine gute Auswahl.
    Ich weiss selbst, wie schwer das manchmal ist, es ist ein schmaler Grat…

    „Zuviel Pulver zu verschiessen“ ist sicher auch ein Thema, aber letztlich geht es ja weniger um strategisches Aufteilen als um inhaltliches.
    Manchmal finde ich es auch ermüdend, wenn ich auf Blogs „Thema YX“ Teil eins bis vier angucke, da fehlt mir dann der neue Ansatz im Post.

    Mir gefällt das „Farbfoto“ eindeutig besser.

    Was ich schon immer mal schreiben wollte; mit meinem Laptop, mit dem ich viel unterwegs bin, kann ich deine Fotos immer nur mit scrollen sehen, oder mit alles kleiner zoomen. etwas umständlich immer, zumal ich dann nix mehr lesen kann…
    Große Fotos, schön und gut, aber mir isses ’n bisschen zu groß. find ich immer schade.
    lieben Gruß, smilla

  2. die frage ob schwarz weiss oder in farbe würde ich mir so beantworten: entscheidend ist, ob das bild an wirkung verliert, wenn die farbe fehlt. in der regel überlege ich mir vor der auslösung ob ich farbig oder schwarz weiss unterwegs sein soll. manchmal mache ich bilder, weil mich die farbwirkung interessiert, dann entwickle ich das bild auch farbig, normalerweise bin ich aber schwarzweiss-denkend unterwegs mit klarem fokus auf das motiv. auch wenn das outfit des kollegen an den 11. september erinnert – einen echten bezug darauf kann ich im bild nicht erkennen, deswegen liegt hier das augenmerk auf seine selbstdarstellung und die kommunikation zu dir. deswegen funktioniert das bild in beiden varianten. mir ist die farbvariante etwas zu blass um dort auch die farbwirkung der szene spielen zu lassen, weswegen ich zu sw tendiere, solltest du dort mit stärkerem kontrast die räumlichkeit der szenerie klarer zeigen.

    so oder so – ein schöner moment…
    viele grüße
    roman

  3. @Smilla: Vielen Dank für dein Feedback. Vielleicht hast du recht, ich hab mir darüber bisher nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich war froh, überhaupt Bilder in der Größe einstellen zu können. Ich sehe mir das auch oft auf dem Ipad und dem Laptop an, gestört hat es mich bisher nicht. Ich denke darüber nach…liebe Grüße!

  4. @Icepin: Ich habe versucht, es farblich reduziert zu halten, neutral mit ein wenig Farbe. Interessant, sich bewusst vorher zu überlegen ob man es farblich entwickelt oder schwarz weiß. Für mich steht eigentlich immer die Farbvariante fest. Nur selten probiere ich die schwarz weiß Version. danke für dein Feedback!

  5. tolles foto,heike,
    mir gefällt die s/w variante besser, wahrscheinlich, weil die person noch mehr mit seiner umgebung verschmilzt. kann das bild leider nicht vollständig betrachten ohne zu scrollen, zu hoch für 17″ laptop.
    würde das bild noch auf quadratformat croppen, dann fällt die werbetafel im hintergrund weg und das bils wird noch ein wenig zeitloser.
    gruß aus köln
    dietmar

  6. Mir gefällt das Farbphotos auch besser, weil der Mann so fast mit dem Hintergrund verschmilzt und sein Grau (das Künstliche und seine Kunst) betont wird. Gerade der Blick in die Kamera gibt dem Bild eine ganz intime Aussage (Du, als Photografin und das spontane Modell). Echt klasse!!!

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