früh morgens am Tower Hill

An unserem dritten Tag in London stand der Tower auf dem Programm. Mein Ziel war es, pünktlich zur Öffnung der Tore um 9 Uhr dort zu sein. Mir war klar, dass es brechend voll werden würde. Wir liessen das Frühstück im Hostel sausen, kauften für ein Picknick zwei frische Croissants und rollerten zur U-Bahn mit dem Ziel Tower Hill. Wir kamen genau richtig. Schlag 8 Uhr 57 waren wir dort.  Nur leider um dann festzustellen, dass der Tower Sonntags leider erst um 10 Uhr öffnet. Ein Ticket konnten wir auch noch nicht kaufen. Also setzten wir uns auf eine Bank, frühstückten und schauten ein wenig den Booten auf der Themse zu.

In London ist es verboten, Fahrräder oder Roller einfach irgendwo anzuketten. Die werdenzügig entfernt. Also musste ich noch eine Abstellmöglichkeit für den Scooter finden, mit rein nehmen wollte ich ihn nicht. Zum Glück war das leichter als befürchtet: im Tower Pass Office – im alten Fachwerkhaus am Pier – werden solche Dinge kostenlos aufbewahrt. Mats war etwas verunsichert, weil der nette Herr witzelte mit dem Roller gemütlich nach Hause fahren zu können. 😉

Blick auf den Tower of London

Mein Tipp: ein Ticket für den Tower vorher besorgen

Wir holten unsere Tickets und zahlten dafür etwas über 30 Pfund. Das empfehle ich auch wirklich früh zu erledigen, innerhalb kürzester Zeit ist der Laden zum bersten voll. Und die Schlange schon kurz vor Öffnung des Towers staut sich mehrere hundert Meter. Rein kamen wir – nach einer Taschenkontrolle – dann aber halbwegs zügig. Ich war verwundert über die Stille, die im Tower herrschte. Verstand dann aber, dass wirklich jeder – ausser uns – eine Art Telefon ans Ohr hielt. Der Mediaguide. Und den ausführlichen Erklärungen lauschte. Das hätte weitere 4 Pfund/Person gekostet, also verzichtete ich darauf. Musste dann aber einiges improvisieren was Geschichten rund um den Tower angingen. Aber Mats faszinierten mehr die alten Mauern und die Soldaten aus Metall in den Schießscharten.

Mein Tipp: Royal Beasts im Brick Tower ansehen!

Noch einmal würde ich den Tower wohl nicht besichtigen. Eine ziemlich teure Aktion für das was geboten wird. Das Feeling der aten Zeiten überträgt sich beinahe von außen noch besser, wenn man drauf schaut von der Themse oder der Tower Bridge. Es bieten sich zwar einige schöne Fotomotive, und die Raben die dort wohnen sind irgendwie interessant. Aber es ist so unglaublich voll dort. Mats nahm mir etwas übe, dass ich ihn in den Hochsicherheitstrakt schleifte, in dem die Kronjuwelen untergebracht sind. Aber die wollte ich dann doch sehen, wenn ich schon mal da war. Wir hatten noch ‚Glück‘ und konnten ohne Wartezeit rein, gingen dann zwar im Schritttempo durch dunkle Räume und sahen alte Filme über Queen Elizabeth die II bis wir den Tresorraum erreichten und auf Laufbändern ! links und rechts an den alten Schätzen vorbeigeschleust wurden. Wir waren beide heilfroh als wir wieder draußen waren, mir fehlt dann doch der Bezug zu den Dingern. Wobei, wenn man sich überlegt, wie viele kleine und große Diebe auf der Welt jetzt gerade irgendwoe sitzen und überlegen wie sie da ran kommen – dann ist es schon wieder spannend. Seht allerdings schlecht aus, alleine jede Tresorraumtür wiegt 2000 Kilogramm. Fotografieren unter Androhung von Strafe verboten. Ich hab es dann auch wirklich besser mal gelassen. Aber als wir wieder ans Tageslicht kamen – wir hatten abgekürzt – sah es draußen vor dem Jewel House so aus:

die lange Schlange vor dem Jewel House

Mein Tipp: vergesst die Kronjuwelen

das alte Fachwerkhaus ist auch heute noch bewohnt

Eine lange Schlange hatte sich gebildet. Wer sich also die Kronjuwelen unbedingt ansehen möchte, dem lege ich nahe, dass zeitig nach Einlass zu tun. Sonst könnte das eine langwierige Aktion werden. Es gibt schon viele schöne Ecken im Tower. Dieses Haus aus dem 16. Jahrhundert ist sogar noch bewohnt. Vom Direktor. Es lohnt sich auf jeden Fall einmal den Walk rund um den Tower zu machen. Von dort oben hat man eine schöne Sicht auf die Themse, die Tower Bridge und den Rest Londons. Allerdings ist es auch dort recht eng und voll.

Am besten hat uns die Ausstellung „Royal Beasts“ (mal den Ton anschalten wenn ihr die Seite öffnet) im neu eröffneten Brick House gefallen. Vielleicht hab ich damals im Englisch Unterricht nicht aufgepasst als davon erzählt wurde, aber dass über 600 Jahre lang wilde Tiere im Tower gehalten wurden war mir vollkommen neu.

 

 

 

 

 

 

 

So wurden dort Eisbären, Löwen, Elefanten, Affen und Schlangen gehalten. Diese Ausstellung erzählt die Geschichte der Tiere und versucht zu vermitteln welche Geräusche sie machten und  wie es dort zuging. Mats ist immer noch überzeugt, er habe in einer Kiste echte wilde Bestien gesehen.

Die Geräusche waren aber auch täuschend echt. Einen fischenden Eisbären in der Themse hätte ich zu gern gesehen.

 

 

begeistert von der Geschichte der Royal Beasts, die 1832 alle in den Zoo wanderten

 

 

Nach den wilden Tieren in der königlichen Manege haben wir den Tower verlassen. Holten den Roller ab und schlenderten gemütlich über die Towerbridge an das andere Ufer. Dort kann super Roller fahren ganz nebenbei bis zur London Bridge. Vorbei am London Dungeon und rein in die U-Bahn.

Als wir auf der Oxford Street rauskamen stellte ich fest, dass beide Reissverschlüsse meines Rucksacks geöffnet waren. Ich war in die Tourifalle getappt und habe nicht bemerkt, wie sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Den Rucksack anders tragen war keine Option und so hatte ich Geld und Handy weit weit unten rein gestopft. Mein Glück. Meine Kamera wäre wohl weg gewesen wenn ich sie nicht zu der Zeit umgehängt hatte. So blieb eine lange Schrecksekunde.

Mein Tipp: ein Besuch in einem der größten Spielzeugläden der Welt

Ich hatte Mats versprochen, in einen der größten Spielzeugläden der Welt zu gehen. Hamleys auf der Regent Street. Nach einem Umweg über Gap sind wir auch dort gelandet. Reizüberflutung auf 5Etagen. Animation ohne Ende. Wir erstanden zwei Stickermalbücher. Das ging in Ordnung.

Auf dem Rückweg bogen wir ab in Richtung Soho. Schnell weg von den Menschenmassen und genossen die Ruhe und Beschaulichkeit. Und sahen eine wunderbare Eisdiele. ‚The Scoop‘. Ich weiß gar nicht warum sie so ins Auge stach. Aber es war wunderschön reduziert eingerichtet und nicht so kalt wie die meisten Läden.

wohl das leckerste Himbeer-Eis der Stadt! Und das teuerste…
ein Besuch in der Eisdiele ‚The Scoop‘ in Soho lohnt

Im Laden bin ich leider nicht auf die Idee gekommen ein Foto zu machen. Aber das Eis war schon großartig angerichtet. Auf der Facebook Fanpage von ‚The Scoop‘ könnt ihr ein paar Fotos der Eissorten sehen. Ich bin sicher, es muss mit das Beste Eis Londons gewesen sein. Und wohl auch das teuerste. 3 Pfund 30 inkl. buntem Smarties Topping. 😉

Mats steht auf Himbeer. Wer es etwas gesünder mag geht ein paar Häuser weiter. Bei ‚Snog‘ gibt es ‚Pure frozen Yogurt‘. Der Laden ist ebenso poppig wie deren Internetseite und beim nächsten Besuch werde ich unbedingt mal dort reingehen.

Wieder ein paar Häuser weiter hab ich „Bubbleology“ entdeckt. Dort kann man Bubble Tea kaufen. HIER könnt ihr lesen was genau das ist. Im Prinzip ist es ein Tee, der mit kleinen Kügelchen versetzt wird. Die können verschiedenste Geschmacksrichtungen haben. Ein Trend aus Taiwan.Doof, dass ich nicht mal probiert habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach unserem Ausflug durch Soho luden wir unsere Einkäufe im Hostel ab und gingen in ‚unserem‘ sehr kinderfreundlichen Pub in Kensington eine Kleinigkeit essen. Der Notarzt kam weil am Nachbartisch eine Frau ohnmächtig wurde. Zum Glück ging es ihr recht schnell besser. Wir hatten keine Lust nach Hause zu gehen. Waren noch nicht müde und gingen in der lauen Sommernacht durch unser Stadtviertel spazieren. Ich entdeckte so manch schönes Restaurant und niedliche Bar. Wir lernten, dass nicht alles was grün ist ein öffentlicher Park sein muss. Denn zwischen zwei Häuserblocks spielte eine Familie Fußball, aber das parkähnliche Grundstück diente als Garten der Häuserblocks und nur die Familien, die dort wohnten hatten einen Schlüssel. Auf dem Rückweg wurde Mats das erste und einzige Mal unsicher. Als er merkte, dass ich mich etwas verlaufen hatte.

Der nächste Tag war unser Abflugtag. Mats schlief ausnahmsweise mal länger und ich packte den Koffer. Wir frühstückten, mich sprach ein junger Schüler auf meine Kamera an und wir unterhielten uns ein wenig über die Fotografie. Er hatte seine D90 dabei und ein 50mm Objektiv, sowie das Tokina 11-16. Leider habe ich verpeilt ihn nach seiner Adresse zu fragen. Mich würde sehr interessieren was und wie er fotografiert hat.

Mein Tipp: Natural History Museum über die Exhibition Road betreten

Ich brachte den Koffer wieder in den Luggage Raum und wir checkten aus. Uns blieben etwa vier Stunden bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen mussten. Und so ging ich mit Mats ins direkt gegenüberliegende Natural History Museum. Auch das kostet keinen Eintritt, und die Schlangen können sehr lang sein. Aber wir waren pünktlich zu Öffnung um 10 Uhr da. Und mussten somit nicht lang warten.

Ein kleiner Tipp ist sicherlich, den Eingang an der Exhibition Road zu nutzen. Von dort gelangt man direkt in die ‚Red Zone‘. Eine der spannendsten finde ich. Dort geht es um unseren Planeten und seine Naturgewalten. Erdbeben, Vulkanausbrüche. Geht man durch diesen Eingang gelangt man direkt an eine Rolltreppe, die einen ‚in die Welt hineinsaugt‘ und in die Dunkelheit entlässt. Dramatisch. Spannend.

Mitten in der Roten Zone gibt es einen Raum, den man gut übersehen könnte. Es sieht aus wie ein japanischer Supermarkt, entpuppt sich aber als Erdbebensimulator. Unbedingt darauf achten. Ist das Timing nämlich schlecht, huscht man durch ohne die Erdbebenstöße erlebt zu haben. Alles fängt an zu wackeln, das Licht geht aus.

Im Museum gibt es zur Zeit eine Dinosaurier Ausstellung, die sich bestimmt lohnt, wir aber nicht angeschaut haben. Und es gibt im Shop eine beeindruckende Zahl an Dinosaurier-Kinderbüchern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem Picknick im Museum mussten wir los, holten unseren Koffer, gingen zur U-Bahn, zogen ein letztes Mal eine One Day Travelcard und fuhren mit der Piccadilly Line bis nach Heathrow. Pünktlich zum Abflug schlief Mats ein…

Mein Fazit nach 4 Tagen London mit meinem 5jährigen Sohn: ich würde sofort wieder meine Koffer packen. Und Mats auch.

9 Gedanke zu “Unterwegs in London mit Kind #3”
  1. durch zufall auf diesen blog gekommen und war so entzückt das ich alle einträge über deinen jungen und dich in london lesen musste 😉 . Gefällt mir sehr sehr gut.

    1. @Rose – Oh, herzlichen Dank für dein tolles Feedback! Wir waren ja auch noch in Paris, Prag und Holland… Aber das freut mich natürlich zu hören! 😉 Liebe Grüße!

  2. Hallo,

    bin durch Zufall bei Dir gelandet. Wir wollen auch mit 3Kindern nach London, war mir aber die ganze Zeit unsicher ob das eine gute Idee ist und was man da so machen kann ohne Unsummen auszugeben.

    Dein Blog ist eine wahre Inspiration. Danke Danke…

  3. Hallo,

    war am Wochenende mit meiner 9jährigen Tochter in London hatte zum Glück vorher deinen Blog gelesen. Neben meiner Tochter war der Roller das Beste was ich mitgenommen habe! Die Reisetips waren Gold wert und ich habe diese wunderbar in meinen Plan eingebaut (Spielplatz, Hamleys und das Science Museum). Vielen Dank. Das ist ein wunderschönes Wochenende geworden.

    Heike ud Lena

  4. Hallo Heike,
    auch ich bin sehr froh darüber, auf deinen Blog gestoßen zu sein. Die Tipps sind wirklich klasse! Der Roller war als erstes im Koffer und unverzichtbar. Zusammengeklappt ist er selbst durch Stores wie Hamleys getragen worden. Hier noch Linas und meine Tipps … mit dem Waterbus ab Little Venice in die Camden Locks schippern (oder auch retour) und dann Shoppen, Lunch bei Jamie Oliver (es gibt an vielen verschiedenen Stellen Restaurants), Wachwechsel am Buckingham Palace und eine richtige Teatime in einem der Tophotels (vorher online reservieren).
    Christina und Lina

    1. Hallo liebe Christina, hallo Lina! Vielen Dank für euren Kommentar! Das freut mich sehr! Deine Tipps werde ich gleich mal beherzigen, ich werde Ende November mit meinem 6jährigen nochmal hinfahren und dann den Post sicher nochmal aktualisieren. Hast du so eine echte Teamtime mitgemacht? Und kannst eine empfehlen?

  5. Hallo Heike,
    Danke für deine tolle Ausfühung mit Kind in London.
    ich werde im Oktober mit meiner grossen Tochter auch eine 5-Tagestour in London starten und ich freue mich schon sehr darauf. Den Tower (incl Jewelhouse 🙂 ) werden wir uns auch ansehen und dafür bin ich gerade auf der Suche nach Tickets…zum vorher buchen..stelle aber fest die Preisunterschiede sind massiv!! Tower Bridge wollen wir uns auch ansehen und das war es dann auch an festgebuchten Events..den Rest der Zeit werden wir uns spontan durch die Stadt treiben lassen und sehen wo es uns hin verschlägt.
    Sie will unbedingt zum Camden Market und Borough Market, dass werden wir wohl noch wo einflicken aber den Rest der Zeit sehen wir einfach wohin es uns so bringen wird.
    Ich würde noch gern zum Evening Song in die Westminster Abbey…da kostet das dann auch keinen Eintritt und man bekommt noch ein wunderschönes Konzert geboten. Für Kulturfreunde sicher auch ein Erlebniss

    Ich hab den Vorteil dass mein Töchterlein schon 12 Jahre alt ist und somit kann man andere Dinge machen als mit kleineren Kindern. Ich bin gespannt wies werden wird..wir freuen uns

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