Zu Besuch in der Müllverbrennungsanlage Köln – Aus Müll Strom machen

Eine Führung mit Kindern durch die Müllverbrennungsanlage Köln. Was kann man in Köln mit Kindern machen? Das werde ich sehr oft gefragt. Und so habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, wieder häufiger über meine Heimatstadt am Rhein zu schreiben und euch Tipps und Ideen zu geben für eigene Familien Ausflüge.

Das erste Wort, das Kind 1 sprechen konnte, war ‚Müll‘. Es war wohl die Quittung für unser damaliges Leben in der Kölner Innenstadt, bei dem ich Kind 1 beim krabbeln auf einer Wiese im Park andauernd stoppen musste um ihm Kippen oder Kronkorken aus der Hand zu nehmen und dabei sicherlich überdeutlich das Wort M Ü L L formulierte. Wie auch immer. Die ‚Faszination‘ Müll blieb uns erhalten und die Jungs liebten fortan Müllfahrzeug, Müllmänner, Kehrmaschinen und alles was dazu gehörte von klein auf. Ob in echt, als Buch oder Spielzeugauto.

So war es ein echter Flashback als ich vor ein paar Tagen auf die (nicht nur) in den Ferien stattfindenden Führungen durch die Restmüllverbrennungsanlagen in Niehl stiess, die betrieben wird von der AVG Köln, der Kölner Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft. Heißt: die AVG ermöglicht Kindern und Erwachsenen einen 2-stündigen Blick hinter die Kulissen und demonstriert ziemlich pragmatisch, wieviel Müll in Köln eigentlich so anfällt, was genau mit dem Restmüll geschieht, wie eine Müllverbrennung so aussieht und was am Ende aus dem Restmüll entsteht. Die Jungs wollten die Führung unbedingt mitmachen und spontan waren sogar noch 3 Plätze für uns frei, nachdem eine Familie kurzfristig abgesagt hatte.

Müllverbrennungsanlage Köln – Führungen für Kinder

Infos – Lage – Wissenswertes

Führungen durch die Restmüllverbrennungsanlage finden an sich täglich statt, allerdings finden diese Termine vormittags bzw. um 14 Uhr statt und sind meist von Schulklassen belegt. Touristen oder Erwachsene können natürlich versuchen, einen freien Slot zu bekommen. Familien mit schulpflichtigen Kindern können sich für einen Termin in den Ferien anmelden.

Die Führungen sind geeignet für Kinder ab 5 Jahren, die in Begleitung ihrer Eltern sind. Sie finden statt auf dem Gelände der Restmüllverbrennungsanlage in Köln Niehl. Zwar behaupten die Navis, die Adresse – Geestemünderstraße 23 – zu kennen, leiten dann aber doch fehl. Also vorher lieber mal auf Google Maps die genaue Lage checken sonst kann es stressig werden zeitlich. Das Parken auf dem Gelände ist dagegen sehr unkompliziert. Das Gelände kann auch mit der KVB Linie 12 erreicht werden. Die Führungen sind kostenlos, pro Termin können etwa 30 Personen teilnehmen. Es besteht Helm- und Warnwestenpflicht, die zu Beginn ausgeteilt werden und getragen werden müssen. Was wir ziemlich schnell lernten: Ja, wenn wir hochschauen und den Helm nicht festhalten, donnert er zu Boden.

Strom für den Dom

Was ist eigentlich Restmüll? Was passiert mit diesem Restmüll? Und was geschieht in dieser ‚Restmüllverbrennungsanlage‘?

In der RMVA (Restmüllverbrennungsanlage) landet der Müll aus unseren grauen Tonnen sowie Reste aus gewerblichen Sortieranlagen. Der Restmüll, der kein Papier, keine Flaschen, keinen Kompost, keine Kleider und kein Plastik enthalten sollte, denn diese Stoffe sollen in anderen Tonnen oder Containern entsorgt werden, damit sie anderweitig verwertet werden können. Dass das aber keineswegs alle Haushalte so handhaben lernten wir heute ziemlich schnell. Denn gleich der erste Müllwagen lud einen klirrenden und scheppernden Müllberg ab. Eine Geräuschkulisse, die es in so einer RMVA natürlich nicht geben sollte. Aber vor allem rund um Silvester landen wohl unheimlich viele Sekt- oder andere Glasflaschen in den grauen Tonnen.

Mal ein paar Zahlen für euch

In Deutschland fallen jedes Jahr etwa 40 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle an. Das sind 4 Millionen Müllfahrzeuge voll mit Müll. Wenn all diese Müllfahrzeuge hintereinander fahren, gibt das eine Schlange, die die fast einmal um die ganze Erde reicht. Pro Einwohner macht das 500kg Müll pro Jahr bzw.  30 große Müllsäcke voll. Davon landen 290kg in der Kölner RMVA.

Die Restmüllverbrennungsanlage in Köln zählt eigenen Angaben zufolge zu den effizientesten und umweltfreundlichsten Müllverbrennungsanlagen weltweit. Messungen der Umweltbehörden sollen ergeben, dass die Luft, die am Ende des Prozesses ausgestoßen wird, sauberer ist als die, die wir in Köln jeden Tag einatmen. Gut 500 Millionen € bzw. damals 1 Milliarde DM hat der Bau dieser Anlage gekostet.

Der Müll, der nicht nur mit LKW sondern auch per Bahn angeliefert wird, wird also in die sogenannten Müllbunker geschüttet, die 15 Meter tief in die Erde reichen. Von hier wird der Müll mit einem riesigen Greifer, der bis zu 10 Tonnen tragen kann, in den Ofen transportiert und verbrannt. Durch das knapp 1000 Grad heiße Feuer wird Wasser in Rohren so stark erhitzt, dass es sich in heißen Dampf verwandelt.

Mit diesem Dampf wird ein Generator der Müllverbrennungsanlage Köln angetrieben, der Strom erzeugt. Vergleichbar mit einem Dynamo an einem Fahrrad. Der restliche Dampf kann zum Heizen genutzt werden. Es entsteht also zweimal Energie: einmal als Strom und einmal als Wärme. In 2-3 Stunden wird soviel Strom erzeugt, dass der Kölner Dom das ganze Jahr beleuchtet wird.

Die Schadstoffe des schmutzigen Rauchs, der beim Verbrennen des Mülls entstehen, werden in der sogenannten Rauchgasreinigung herausgefiltert. Was übrig bleibt ist die Asche. Aus ihr werden die nützlichen Stoffe herausgezogen, wie Eisen, Kupfer und Aluminium. Die Reste der Asche eignen sich als Baumaterial und werden zum Beispiel als Untergrund für Straßen genutzt. Restmüll wird somit zu Energie und Baustoffen verwandelt.

Am spannendsten war für uns der Blick aus 25,20 Meter Höhe auf die Müllberge und den riesigen Greifarm sowie das Raumschiff Enterprise, die Kommandozentrale der Restmüllverbrennungsanlage. Wir fanden die Führung sehr informativ, super kindgerecht und können euch nur empfehlen, euch für einen Termin unter der Nummer 0221/7170-155  anzumelden.

Weitere Informationen findet ihr auf der Website der AVG Köln. Als zusätzliche Quelle diente mir die illustrierte AVG Infobroschüre für Kinder.