Der Icefields Parkway ist eine der Traumstraßen, die ich in meinem Roadtrip-Leben unbedingt einmal fahren und erleben wollte. Am liebsten im Winter. Denn vom verschneiten Icefield Parkway hatte ich sehr viele beeindruckende Fotos gesehen und manchmal reicht ja ein einzelnes Bild schon aus um ein Flugticket dort hin zu buchen. Aber perfekte Fotos erzählen noch keine Story. Das zumindest sollte mir später klar werden…

Durch Zufall war ich nun aber nach meiner Teilnahme an der kanadischen ‚Reisekonferenz‘ Go Media ganz in der Nähe des Icefield Parkway. Da ich mein ursprüngliches Vorhaben des langen Roadtrip Loops durch British Columbia leider leider nicht ganz durchziehen konnte aufgrund eines Flugausfalls von Air Canada, schmiss ich meine Pläne kurzerhand um, um genau diese Traumstraße in den Rocky Mountains im kanadischen Alberta noch mitzunehmen.

Icefields Parkway

Mir war klar, dass dort im Sommer sehr viel los sein muss. Im Herbst bzw. fast Mitte Oktober würde es aber ruhiger sein. War es auch. Warum ich mich dennoch komplett fehl am Platz fühlte und diese 2 Tage eher chaotisch waren, will ich mal versuchen zu erläutern.

Ich möchte aber auch klar stellen, dass der ganze ‚Landschaftsstreifen von Jasper über den Icefields Parkway über Lake Louise bis Banff‘ für viele sicherlich eine ganz tolle Reise ist. Not just for me.

Der Icefield Parkway – eine kanadische Traumstraße

Der Icefields Parkway gilt als eine der schönsten Straßen der Welt. Und nicht nur ich fuhr extra seinetwegen nach Alberta. Natürlich kann man eine Menge Zeit auf ihm und an ihm verbringen inklusive Wanderungen oder Gletscherausflügen. Mein Fokus lag aber nunmal auf der Straße selbst und daher bin ich die 230 Kilometer lange Strecke mit einigen kurzen Stops und sogar einer Zwischenübernachtung am Stück gefahren.

Schon kurz nachdem ich mein Ticket für die Einfahrt in den Jasper Nationalpark bezahlt hatte, beschlich mich das Gefühl, dass das hier zwar nett ist. Aber zu nett. Zu einfach. Die Straße frisch geteert. Alle wichtigen Stops ausgeschildert. Viewpoints markiert. Natürlich sind die Berge, die Rocky Mountains, die den Icefields Parkway in ihre Mitte nehmen, der Wahnsinn und schön anzuschauen. Und an sich führt der Icefields Parkway wie eine Schneise durch eine atemberaubende Landschaft. Aber etwas fehlte. Mir fehlte einfach das Herzpochen, das Glücksgefühl, diese Ecke erleben zu dürfen. Sprich: der Funke sprang irgendwie nicht über.

Ihr seid also gewarnt: Wer jetzt weiterliest, liest meinen sehr sachlichen und nüchternen Blick auf diese kanadische Traumstraße.

Icefields Parkway

Icefields Parkway

Sicher hatte es Alberta auch nicht leicht mit mir. Ich war gerade erst aus dem einsamen und wirklich landschaftlich höchst eindrucksvollen Norden British Columbias herunter gekommen. War eine 30 Kilometer lange steile Schotterpiste hochgefahren um mit dem Auto an einen Gletscher zu kommen, vor dem ich dann vollkommen mutterseelenallein picknickte. Da konnte auch der Gletscher am Icefields Parkway irgendwie nur verlieren, zu dem man mit einem Reisebus hochmusste, auch wenn die Straße an sich frei und zugänglich gewesen wäre.

Naja. Und so fahren unzählige Touristen den Parkway ab und halten an den Spots, die ihnen empfohlen werden. Bei mir kam eher Stress auf als ich erkannte, dass die Straße und ich hier nicht zusammenfinden werden.

Icefields Parkway

Übernachten am Icefields Parkway

Sicher, man kann den Icefields Parway locker an einem Tag abfahren. Aber dann hetzt man ordentlich durch den Park. Viel schöner ist es doch, sich mehr Zeit zu lassen. Mehr Zeit für Fotos, mehr Zeit für Wanderungen. Am besten noch mehr Zeit als ich sie hatte. Wer das möchte, dem kann ich das Glacier View Inn empfehlen. Das Glacier View Inn steht gut 100 Kilometer von Jasper, etwas mehr als eine Stunde nach Einfahrt auf den Parkway. Ein Hotel, das dort untergebracht ist wo die Brewster Travel Canada Adventure Touren starten, sich in der Lobby Schlangen von Touristen bilden, die alle zu einem der angebotenen Bus-Abenteuer in den Rocky Mountains aufbrechen möchten. Davon sollte man sich nicht irritieren lassen wenn man nach der Lobby bzw. dem Empfang des Glacier View Inns Ausschau hält.

Icefields Parkway

Icefields Parkway

Icefields Parkway

Der Glacier Skywalk am Icefield Parkway

Ich bin sicher, dass das für viele Touristen, die schnell und planbar etwas erleben möchten perfekt ist. Mit dem Bus zum Gletscher kam für mich nicht infrage, war aber doch neugierig auf den Glacier Skywalk. Zum Glacier Skywalk geht es nur mit dem Reisebus ab dem Travelcenter. Das heißt, der Skywalk ist nicht On-the-Run besuchbar, sondern man kauft erst ein Ticket im Travelcenter und wird zu einer bestimmten Zeit dort hingefahren.

Ich habe einige Skywalks auf der Welt besucht, zuletzt den im Tower von London, der wirklich Gänsehaut erzeugt hat. Leider ist das bei dem Glacier Skywalk nicht der Fall. Ich bekam leider keinen Moment lang das nervenkitzelnde Gefühl in luftiger Höhe zu stehen. Und darum sollte es doch gehen, oder? Warum? Weil irgendjemand einen Glasboden mit weißen Punkten ausgesucht hat der leider verhindert, dass man den Boden unten auch nur annähernd sehen kann. Schön war es, auf dem Rückweg zum Travelcenter, eine Bergziege in voller Pracht sehen zu können.

Der Glacier Skywalk am Icefields Parkway in Kanada

Icefields Parkway

Ok, der Skywalk war überhaupt nicht mein Ding. Ich ging schnell zum Bus zurück und fuhr zurück zum Hotel, packte zusammen und fuhr los. Mittlerweile wollte ich einfach zügig weiterkommen, ich benötigte dringend einen Plan für die kommenden Tage. So sollte mein Kanada Roadtrip nicht enden. Zwar schoss ich mit diesem Foto eines meiner absoluten Lieblingsfotos des ganzen Roadtrips, aber ich gab dennoch Gas um den Icefield Parkway zu verlassen.

Icefields Parkway

Eigentliches Ziel war Lake Louise sowie Lake Mouraine. Im Kopf hatte ich mir aber schon ein anderes Ziel gesetzt, noch am Abend sollte es wieder in eine Ecke gehen, die mich fasziniert hatte. Mein Roadtrip sollte mit einem Wohlfühlmoment enden. Ich hatte genug von perfekter Schönheit. Lake Louise wollte ich mir noch ansehen, brach dann aber beim Anblick des komplett überfüllten Parkplatzes ab, drehte um und begann am Mittag meine 650 Kilometer lange Fahrt gen Südwesten.

Sollte der Roadtrip wirklich im Frust enden?

Per Zufall hatte ich gehört, dass der Highway No 1, der Trans Canada Highway, voller Staus sein würde und die Fahrt zurück sich aufgrund der vielen Straßenausbesserungsarbeiten, die jetzt vor dem nahenden Winter ausgeführt würden, sich sehr ziehen würde. Und so sollte es kommen! Ich staute mich von Tunnel zu Tunnel ohne dass  ich eine echte Ausweichmöglichkeit gehabt hätte. Augen zu und durch. Mein Frust war groß.

Icefields Parkway

Und hierhin zog es mich magisch zurück: in den kleinen Ort Lillooet, der mich am Ende meiner Reise mit einer Verbindung an den Sea to Sky Highway wieder nach Vancouver bringen würde. Aber dazwischen sollten noch viele spannende Stunden liegen… Davon erzähle ich euch in einem der kommenden Artikel.

Icefields Parkway Lillooet

Wer eine Übernachtungsmöglichkeit mit Ausblick am Icefields Parkway sucht, der kann das Glacier View Inn durchaus in Betracht ziehen. Es gibt Zimmer mit Gletscher- und Rocky Mountainsblick, die wirklich toll sind. Das Tohuwabohu drumherum sollte man dann nur nicht an sich ranlassen.

Wer sich den Icefields Parkway zur Brust nehmen und mehr Zeit dort verbringen möchte, dem empfehle ich die Tipps, die Susi von Black Dots White Spots zusammengefasst hat. Anita von Travelita zeigt euch, wie die Straße im Winter aussieht.

Hier findet ihr alle weiteren Artikel zu meinem Roadtrip durch Kanada.

In Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz. Brewster Travel Canada hat mich zur Übernachtung im Glacier View Inn und zum Glacier Skywalk eingeladen.

5 Gedanke zu “Der Icefields Parkway – Traumstraße in Kanada?”
  1. Hallo…ich schon wieder…Übereinstimung…ganz und gar! Jasper und Banff sind total touristisch, ebenso der Icefield Parkway. Ob im Herbst oder im Frühjahr, leider ist es nie, wie auf den Fotos. Leider ist das Licht in Kanada oft kalt oder trüb, das schmälert Glücksgefühle wbenso, wie dies schrecklichen „Must Do’s“ ,einschließlich derer, die sie erfüllen wollen. Im Mai oder August ist es ganz lieblich, weil man auf den Bayways dann die blühenden Wiesen sieht, einige Tiere…aber..Für mich ist die 5 , entlang des Wells Grey NP viel schöner ( man f ährt halt nicht nach Jasper ab), BC ist eben einfach lieblicher, hat schöneres Licht.
    Alternativ eine schöne Erfahrung ist das Grand Teton Gebiet und
    Yellowstone. Auch leicht überlaufen, aber eben auch nicht soo leicht zu erreichen und daher gibts ein anderes Publikum ( meine ich). Und ganz abgefahren ist das Escalante in Utha. Zusammen mit Brice, Zion und den anderen NP’s dicht, kann man nicht genug kriegen, einsamste, schmale Sträßchßen in unglaublicher Höhe, Einsamkeit und Stille, die man kaum fassen kann.
    NUn, Du bist jung, Du kannst noch viel sehen. Trotzdem rate ich Dir, mal einen RV ( etwa VW Bus-Größe) möglichst im Mai oder so…zu fahren, außer schlechten Straßen kommt man in den Genuss spektakulärer Camp-Grounds und erlebt Natur…auch wenn man ansonsten gern Kilometer frisst. Und leider sind die Lobeshymnen derer, die Kanada sooo sehr lieben und “ endlich dort hinwollen“ , meist noch nicht da gewesen. Kanada ist im wahrtsen Sinne des Wortes ein Traum. Er wird dann real, wenn die Luft kalt und klar, der Himmel quietschblau ist und die Sonne das Grün der Wälder und das Blau des Himmels, samt Deiner Seele er
    hellen. Ebenso schön könnte der richtige Winter sein, leider war ich in dieser Jahreszeit nie unterwegs. Gute Fahrt!
    Barbara.

  2. Ui, bin ich froh, dass ich im Winter dort war 😉 – da hatte ich keine Postkarten-Motiv Erwartungen und war dementsprechend total beeindruckt. Im Februar ist man zwar auch nicht ganz mutterseelenallein (am Wegrand begegnet man dem einen oder anderen geparkten Auto eines Backcountry Skifahrers), aber rein vom Erlebnis her war für mich diese Strecke ein Highlight.

    1. Klar, im Winter sicher was anderes. Kommt ja auch immer darauf an, was man schon gefahren ist und wo und was man sich vorgestellt hat. 🙂 Jemand, der auf nicht vielen ‚Traumstraßen‘ war flippt wohl eher aus. 😀

  3. Hallo Heike.
    Vielen Dank für diesen ehrlichen Artikel, der mir ein wenig meiner Kanada-Romantik geraubt hat. Banff als auch der Icefields Parkway sind beides Orte, die wir als Familie auf unserer „Liste“ haben. Die Fotos und sonstigen Berichte sind häufig unglaublich schön, da tut es gut auch einmal etwas anderes zu lesen. Ähnliche Erfahrungen haben wir nämlich auch in Teilen Neuseelands gemacht: Meine romantische Vorstellung war, dass es dort immer menschenleer ist. Ist es aber nicht. Vor allem nicht im Sommer. Dafür sind dort zumindest einige der wirklich sehenswerten Spots nur mit mühsamen Wanderungen verbunden (wenn man mal vom Milford Sound absieht).

    Liebe Grüße,
    David

    1. Hallo David,

      wenn ich eines bin, dann bekannt dafür, dass ich immer skeptisch bin und nicht zu allem ‚ja super toll amen‘ sagen kann. Der Icefields Parkway ist halt vor allem zu den leicht befahrbaren Zeiten wie Sommer eine Touristenautobahn. Es kann nichts passieren, die Strecke ist geteert, die Straße ist frei, es gibt Parkplätze genau dort, wo man anhalten kann und die Natur ist schnell schnell begehbar. Auf den Gletscher gehts nur mit Reisebus. Vor allem nach der Einsamkeit in British Columbia war mir das zu krass. Natürlich sind die Rockies wunderbar. Und klar, man fährt durch eine tolle Landschaft. Aber man trifft dort eben auf zig Touristen, die das genau so machen. Und das kann Kanada eben auch anders. Aber Sommer ist eben immer schwierig wenn man auf Ferien angewiesen ist, leider sehr sehr schade…Schau dir doch mal den Norden von British Columbia an…
      Danke dir für dein Feedback, euch eine tolle Reise!

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