Detroit mit Kind. Eine Woche lang haben die Jungs und ich auf unserem Roadtrip entlang der Great Lakes Urlaub in Detroit gemacht – jede Sekunde genossen! Dafür erklären mich nicht nur viele Amerikaner, die wir auf unserer Reise in den letzten zwei Wochen trafen, für verrückt. Auch wenn ich mich kurz vor der Abreise von vielen irren Schlagzeilen fast hätte verunsichern lassen, bin ich heilfroh, dass wir tatsächlich hier sind und alles so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe.
Mehr als die Hälfte unseres fast 5-wöchigen Roadtrips mit den Kindern ist vorüber. Der Herr des Hauses hat sich nach unserem Aufenthalt in Toronto zwangsweise nach Hause verabschiedet und ich reise mit den Jungs allein weiter. Für eine Woche habe ich uns in Detroit einquartiert, in der Motorcity, the D, Motown. Um Ruhe in diese Reise zu bringen, die Stadt aus Kinderaugen zu betrachten, einfach in den Tag hineinzuleben und sich einmal zu fühlen wie Amerikaner, nicht wie Touristen.
Es ist ein Urlaub in der Großstadt, aber ein extrem entspannter. Es gibt keinerlei Zeitstress, wir entdecken die vielen wunderschönen oder auch mal weniger schönen Ecken Detroits und die Jungs fallen nicht vor 23 Uhr ins Bett.
Übersicht
Detroit mit Kind – eine Reise in die Motorcity!
Warum ausgerechnet Urlaub in Detroit?
Dass ich mich bei meinem ersten Aufenthalt in Detroit im Januar kopfüber in diese Stadt verknallt habe, dürfte hier im Blog nicht verborgen geblieben sein. Ich kehrte kurz danach für eine Woche zurück und bin nun das 3. Mal in diesem Jahr hier, eine einzelne Übernachtung zwischendrin einmal ausgelassen. Und so erklärte ich Detroit bei der Planung unseres großen Roadtrips entlang der Großen Seen recht früh als festes Ziel!
Ist Detroit mit Kind nicht zu gefährlich?
Natürlich habe ich mich vorab gefragt, ob Detroit ‚sicher‘ genug ist, um hier allein mit den Jungs zu bleiben. Würde ich sie irgendeiner potenziellen Gefahr aussetzen? Ist ein Aufenthalt für sie hier ‚sinnvoll‘? Können Sie überhaupt etwas von dieser Stadt mitnehmen? Ist Detroit mit Kind machbar?
Anreise nach Detroit
Delta Airlines fliegt mehrfach die Woche nonstop von Frankfurt am Main nach Detroit (und zurück) und das ist eine wirklich unkomplizierte und bequeme Verbindung. Ich sage nicht, dass der Flug günstig zu bekommen ist. Aber außerhalb der Hochsaison kann man Glück haben.
Auf Köln Format habe ich über meine Probleme bei der Einreise in Detroit geschrieben. Als ich erst einmal unter ‚Tourismusverdacht‘ stand und in einem separaten Raum ‚verhört‘ wurde. Niemand glaubte mir damals, dass ich wirklich Urlaub machen wollen würde in Detroit.
Fortbewegung in Detroit
In Detroit ist die Fortbewegung ohne Auto tatsächlich ein Problem. Es gibt leider kein durchdachtes, funktionierendes Netz öffentlicher Verkehrsmittel, daher ist man auf das Auto angewiesen, wenn man die Stadt wirklich erkunden möchte. Denn die Fläche ist riesig! Hinzu kommt, dass es immer noch einige Ecken gibt, die durchaus gefährlich werden können, wenn man sich nicht auskennt oder naiv allein unterwegs ist.
Es gibt Buslinien. Aber nur die absolut notwendigsten und die können auch einmal komplett ausfallen. Der People Mover, eine Schwebebahn, deckt ein paar Kilometer ab. Und eine Straßenbahnlinie verbindet Downtown mit Midtown. Wer die Möglichkeit hat, Fahrrad zu fahren, kann sich glücklich schätzen. Für unseren Aufenthalt in Detroit mit Kind hatte ich die Roller eingepackt. Und die waren wie immer ihr Geld wert. Zum Austoben. Und zur Fortbewegung der Jungs in Downtown.
Detroit mit Kind – eine familiengerechte Unterkunft finden
Essenziell wichtig war für mich aber, eine sowohl gemütliche als auch sichere und gut gelegene Homebase zu haben, in der wir uns wohlfühlen, gerne aufhalten und gerne ins Bett gehen. Ein Hotel kann das in dieser Form hier für mich nicht leisten, und so buchte ich also mein irre schönes Airbnb Apartment vom letzten Mal gleich wieder. Nicht günstig, aber eben wunderschön. Es ist eines dieser Apartments, das der Besitzer vor einigen Jahren vor dem Verfall rettete, es mit Liebe sanierte und alle noch intakten, markanten Elemente freilegte.
Was mich freut: Ich kann alles bejahen. Detroit ist eine tolle Station unserer Reise! Zwar ist man in dieser Stadt aufgrund fehlender und vor allem verlässlicher öffentlicher Verkehrsmittel extrem abhängig von einem eigenen Auto, aber das wiederum macht es auch relaxt: einfach rein und los.
Lag Detroit im Februar unter einer dicken Schnee- und Eisschicht, was der Stadt verdammt gut stand, glüht nun die Sonne vom stahlblauen Himmel. Und wir saugen das Lebensgefühl auf, das die Stadt ausstrahlt. Zudem bilde ich mir ein, dass sich schon jetzt viel verändert hat im Vergleich zum Februar. Viele seit Jahren leerstehende Häuser wurden seither abgerissen. Viele andere in Auktionen verkauft.
Shops, die im Februar noch geöffnet waren, stehen jetzt leer. Und umgekehrt. Vor meiner Tür vibriert das Leben, das im Winter erstickt war. Morgens trinken junge Mamas Café Latte auf dem Bürgersteig, die Raucher treffen sich vor meinem Fenster auf eine Kippe und gegenüber brummt der Biergarten.
Wie es der Zufall will, sind wir jetzt genau in der Detroit Birthdayweek in der Stadt. Eine ganze Woche, geprägt von Feierlichkeiten zum 313. Geburtstag Detroits. Warum der 313.? Weil 313 der Zipcode des Wayne County ist, zu dem Detroit gehört. Nachzulesen hier.
Somit warfen die Jungs und ich unsere Pläne spontan über Bord und stürzten uns voll rein in die Festlichkeiten. Mittags ging es nach Downtown zum Campus Martins Park und wir ließen zusammen mit vielen anderen 313 Schmetterlinge steigen. Abends ging es zum Detroit Historical Museum, das eine kleine Feier veranstaltete und extra lange geöffnet war. Tim liebte seinen grünen Geburtstagshut und setzte ihn nicht mehr ab, eroberte damit viele Detroiter Herzen im Sturm. Tröte und Sonnenbrille gabs dazu.
Was ich ansonsten im Vergleich mit meinem Aufenthalt im Februar feststelle:
– permanente Polizeiwagenpräsenz (quasi nicht existent im Februar)
– Parkplätze Mangelware: heute nur sehr schwer einen in der Innenstadt bekommen
– der ominöse und angeblich immer leere People Mover war heute gerammelt voll (gut, Birthdayweek …)
– Knöllchen gibt es auch in Detroit und die sind schneller verteilt als man gucken kann
Seit mehr als 2 Wochen habe ich nun schon die Roller der Jungs im Gepäck, die wir bisher immer mal kurz nur nutzen konnten. In Detroit aber kamen sie das erste Mal richtig zum Einsatz. Und die Jungs liebten es. Lange Spaziergänge durch Downtown waren somit kein Problem.
Zudem denke ich darüber nach, mit welchem Argument ich regelmäßig herkommen könnte. Vielleicht eröffne ich eine Waschanlage nach deutschem Vorbild. Denn ausgerechnet in der Motorcity scheint das ein schwieriges Thema zu sein und selbst die Vertrauenserweckenderen ähneln eher eine Geisterbahn.
Geht morgen Vormittag unbedingt zum Eastern Market – ich war dort immer so gern, wenn wir samstags in Detroit waren. Allein schon wegen der tollen Fotomotive.
Also Car-Wash-Lady wäre eine Option für Dich? 😉
Schon komisch, was einem im Kopf umher geht, wenn man an interessante Orte reist… Als ich in Capetown war, als Südafrika noch nicht so hipp war, war ich auch so gefangen von der schönen Stadt, dass ich im Kopf mehr als eine Idee fand, dort bleiben zu können… Aber es blieben nur Ideen, doch das „anders reisen“ war für mich geboren.
Bitte weiter viele schöne Blogartikel zu Deinen Reisen. Ich genieße Deine Geschichten aus Detroit und Co 😉
Hallo Heike,
deine Sorgen bzgl. der Kinder kann ich angesichts deiner letzten Reisen nach Detroit nachvollziehen. Um so schöner, dass Detroit aktuell mehr pulsiert und den Jungs scheinbar auch Spaß macht. Der Tipp mit dem Roller ist auch gut, muss ich auch mal ausprobieren mit meinem Kleinen.
Viel Spaß noch in Detroit, ich rechne dann mal noch mit einem Abschlussartikel
Welch netter Blogartikel! War noch nie in Detroit, aber deine fotos sehen auch echt cool aus, so richtig urban und etwas „rougher“ als zB Kalifornien.
Bin aber auf den Artikel gestoßen, weil ich was über Detroit und Michigan lesen wollte und den Untergang der ganzen Industrie dort. Ein Grund dafür sind ja auch die ELektroautos über die ich schon geschrieben habe. Hast du davon viele vor Ort gesehen oder eher noch weniger als in anderen Städten? In Kalifornien wird es schon mehr geben, denke ich…
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Liebe Heike,
tolle Fotos, toller Reisebericht. Mich würde mal Deine Einschätzung interessieren: Ist Detroit wirklich eine sterbende Stadt? Man hört ja immer wieder, dass diese Autoschmiede der USA von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffen wurde und ganze Stadtteile quasi leerstehen und verrotten. Du deutest an einer Stelle ja mal kurz an, dass sich dort trotzdem etwas zu tun scheint. Wird sich Detroit also noch mal berappen oder deuten die Veränderungen, die Du in Deinen Reisen dorthin bislang feststellen konntest, eher auf einen insgesamten negativen Trend für diese City hin?
In Detroit war ich selber zwar noch nicht, in Toronto aber schon. Dort lebte mal eine Großtante von mir. Fand die Stadt aber etwas merkwürdig, denn sie hatte so ein melancholisches 70er Jahre Retro-Flair – so kam es mir damals als Teenager in den 90ern zumindest vor. Allerdings gab es auch gemütlichere (altmodische) Ecken im Stadtkern, wo wir u.a. einen Imbiss zu uns genommen haben. Ist aber alles schon so lange her…
Ciao & Grüße
Hallo Heike,
wir haben Deine Artikel über Detroit mit Interesse gelesen. Da wir sehr „USA-lastig“ sind, interessieren wir uns natürlich sehr dafür. Detroit hat uns bisher abgeschreckt, obwohl es fotografisch (und nicht nur fotografisch) sicher Interessantes zu bieten hat. Packard Plant ist z.B. sicher reizvoll. Natürlich betrachten wir die Dinge nicht NUR durch die Linse der Fotografen, wir interessieren uns sehr für das Land und seine Bewohner. Momentan „arbeiten“ wir an der Route 66, deshalb auch unser Blog zu dem Thema. Aber da ist noch mehr in Arbeit. Es gibt noch so viele „Ecken“ in den USA, die zu erkunden und zu „erfahren“ (in wahrsten Sinne des Wortes) sind. Ein bisschen mehr Zeit dazu wünscht man sich (es ist ja nicht unser Hauptberuf). Dein Reiseblog ist Klasse, gefällt uns sehr gut. Auch die Art und Weise, wie Du die Themen „behandelst“. We will follow…
Weiterhin viel Spaß bei den Reisen, beim Schreiben und Fotografieren.
Herzliche Grüße aus Landshut
Ellen und Udo
[…] Tipp: Lest dazu doch auch meinen Reisebericht über unseren Urlaub in Detroit mit Kindern! […]