Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Great River Road Illinois
Immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Roadtrips und szenischen Straßen, stieß ich auf der letzten ITB, der größten Reisemesse der Welt in Berlin, auf die Great River Road. Glaubte ich anfangs, der Begriff bezeichne eine mögliche Reise auf dem Wasser durch mehrere Staaten, wurde ich eines besseren belehrt. Die Great River Road ist ein mehrere tausend Kilometer langes, zusammenhängendes Netz aus Straßen, das sich entlang des Mississippi schlängelt und sich somit wunderbar für einen Roadtrip in den USA eignet.
In diesem Artikel picken wir uns den Teil der Great River Road heraus, der durch den US-Bundesstaat Illinois verläuft. In Zusammenarbeit mit John Haas, der verantwortlich für das internationale Marketing der Great River Road Illinois ist und in dieser Ecke aufwuchs , möchte ich euch einen Teil dieser Route vorstellen und Tipps für Stops, Unternehmungen und Übernachtungsmöglichkeiten geben.
Übersicht
Die Great River Road Illinois – Infos, Tipps und ein Routenvorschlag
John, was genau ist eigentlich die Great River Road?
Die Great River Road ist ein zusammenhängendes System von Straßen, die parallel zum Mississippi verlaufen. Du kannst Dir das so ähnlich wie die Ferienstraßen in Deutschland vorstellen, wo einzelne Straßen und Straßenabschnitte beispielsweise die Romantische Straße oder die Märchenstraße bilden.
Viele haben, wenn sie das Wort Mississippi hören, den Süden mit New Orleans und dem sumpfigen Delta vor Augen, wo der „Ol‘ Man River“ in den Golf von Mexiko mündet. Tatsächlich aber liegt der Beginn des fast 3.800 Kilometer langen Flusses weit im Norden der USA, im Lake Itasca. Entsprechend lang ist auch die Great River Road. Sie zieht sich durch zehn Bundesstaaten, verläuft östlich und westlich parallel zum Mississippi und wurde sogar bis nach Kanada verlängert. Wer die gesamte Strecke abfahren will, braucht viel Zeit und muss sich entscheiden, auf welcher Flussseite er fahren möchte. In Illinois wie in einigen weiteren Bundesstaaten besitzt die Straße den Status eines National Scenic Byways.
Was erwartet mich bei einer Reise auf der Great River Road durch Illinois?
Jede Menge Spaß und Abwechslung! Die 550 Meilen, also rund 885 Kilometer, entlang des Mississippi in Illinois führen Dich durch ganz unterschiedliche landschaftliche Regionen und zu vielen kleinen Orten. Echtes Small Town America mit vielen skurrilen Typen und Attraktionen treffen auf Geschichte, Abenteuer und großes Naturerleben. Romantik, weite Farmen und Fast-Food-Kultur gehen Hand in Hand mit „Farm to Table“-Restaurants, privat geführten Weingütern, B&Bs, Craft Beer Brauereien und kleinen Destillen.
Wieviele Tage sollte ich für eine Reise mit dem Auto einplanen?
Für die Strecke von Galena ganz im Norden von Illinois bis nach Alton auf der Höhe von St. Louis sind eine Woche bis zehn Tage optimal. Dann hast Du ausreichend Zeit, auch mal gemütlich durch Orte zu bummeln, mit Einheimischen zu plaudern, in den Naturparks zu wandern oder einen Winzer zu besuchen. Du kannst aber auch noch ein paar Meilen weiter südlich der Great River Road Illinois bis nach Cairo folgen.
Sollte man von Nord nach Süd oder umgekehrt reisen und wie könnte ich einen Roundtrip planen, in den ich Chicago einbinde?
Eigentlich spielt es keine Rolle, in welcher Richtung man fährt. Ich persönlich folge am liebsten dem Flusslauf, bevorzuge also die Fahrt von Norden nach Süden:
Galena – Savanna – Fulton – Moline/Quad Cities – Nauvoo – Quincy – Grafton – Alton.
Entsprechend lässt sich die Tour um ein paar Tage in Chicago vorab oder hinterher verlängern. Galena, ein echtes Highlight an der Great River Road Illinois, befindet sich rund drei Autostunden westlich von Downtown Chicago. Du könntest somit nach Chicago fliegen, dort einige Tage bleiben und dann über Rockford nach Galena auf die Great River Road Illinois fahren. Der Mietwagen wird am Ende der Tour in St. Louis abgegeben, wo Du den Rückflug nach Hause antreten kannst.
Oder Du hängst noch ein paar Tage dran und kombinierst die Great River Road Illinois mit der Route 66. Die „Mother Road“ zieht sich – vorbei an alten Tankstellen, Diners und kuriosen Sammlungen zur Route 66 – quer durch Illinois. Im Mississippi-Städtchen Alton, das gegenüber von St. Louis liegt, treffen sich die beiden Straßen. Sprich: Wenn Du in Alton angekommen bist und das Städtchen besichtigt hast, wechselst Du auf die Route 66 und fährst auf Ihr Richtung Norden bis nach Chicago. Für diese Kombination solltest Du etwa zehn bis 14 Tage einplanen.
Wann ist die beste Reisezeit für diesen Roadtrip?
Eine gute Zeit für den Roadtrip ist der gesamte Zeitraum vom späten Frühling bis in den Herbst mit der großartigen Laubfärbung. Klar, während der amerikanischen Schulferien ist mit mehr Verkehr zu rechnen, weshalb Frühjahr sowie Spätsommer bis Herbst optimale Reisezeiten sind. Wenn Du im Oktober kommst, hast Du gute Chancen, die Laubfärbung mitzuerleben.
Eine sehr interessante Alternative ist aber durchaus der Winter, insbesondere die Monate Januar und Februar, wenn es frostig kalt ist und Schnee fällt. Zu dieser Zeit im Jahr kommen tausende von Weißkopfseeadlern in diese Region, um zu brüten und zu überwintern. Wenn es richtig kalt ist, friert der Mississippi zu. Nur an den Schleusen und einigen wenigen anderen Orten bleibt er eisfrei. Die Adler scharen sich dann um diese Stellen, um Fische zu jagen. Das heißt: Im Januar und Februar kannst Du das amerikanischen Wappentier in freier Wildbahn und aus nächster Nähe beobachten. Besonders viele Adler kommen erfahrungsgemäß zu der riesigen Schleuse bei Alton, in die Nähe von Nauvoo und in den Mississippi Palisades State Park bei Savanna.
Natürlich ist das Beobachten von Adlern nicht das einzige, was man im Winter unternehmen kann. Magst Du vielleicht Wintersport? Auf dem Chestnut Mountain bei Galena kannst Du Skifahren (Abfahrt und Langlauf) oder Snowboarden – natürlich immer mit exklusivem Blick auf den Mississippi.
Was darf ich auf keinen Fall auf einer Reise entlang der Great River Road verpassen?
Zu den „Must See’s“ gehört sicherlich Galena. Das ehemalige Bergarbeiterstädtchen mit seiner schönen Main Street wurde schon mehrfach zu einem der romantischsten Orte des ganzen Landes gekürt. Und das durchaus zu recht! Der Missisippi Palisades State Park ist ein wunderschönes Stück Natur, wo es sich herrlich Wandern, Radfahren und Campen lässt.
Moline in den Quad Cities bietet sich an, wenn Du etwas über die Geschichte des Schmiedes John Deere erfahren oder bei einer Fabriktour erleben möchtest, wie die gigantischen John Deere Landmaschinen gebaut werden. Das beschauliche Dörfchen Nauvoo entführt Dich in die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts und ist zugleich aus religionshistorischer Sicht hochinteressant. Die Mormonen hatten dort einst ihre erste dauerhafte Siedlung errichtet, Jahre bevor sie Salt Lake City gründeten.
Quincy ist eine echte Überraschung. Am besten mietest Du Dir dort ein Fahrrad und radelst durch die Innenstadt. Dort findest Du an den baumbewachsenen Straßen viele prachtvolle Villen aus vergangener Zeit. Manche Eigentümer zeigen Besuchern voller Stolz das glanzvolle Innere ihrer Häuser. Der Eintritt ist frei.
Last but not least solltest Du für Alton auf keinen Fall zu wenig Zeit einplanen. Das Städtchen hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick meint. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: eine faszinierende Ausstellung zur Lewis & Clark Expedition, die Überreste der alten Indianerhochkultur von Cahokia Mounds (Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes) sowie Melvin Price Locks & Dam 26, die größte Schleusenanlage des Mississippi. Alton war zudem für viele Sklaven aus dem Süden eine wichtige Station auf ihrer Flucht in den Norden (Underground Railroad), und ganz nebenbei gilt Alton auch noch als eine der Kleinstädte mit den meisten Spukerscheinungen in Nordamerika.
Aber natürlich sind es gerade die außergewöhnlichen Erlebnisse, die eine Reise unvergesslich machen. Wenn Du Dir etwas wirklich Einmaliges gönnen möchtest, dann buchst Du in Galena eine Ballonfahrt zum Sonnenaufgang über dem Mississippi. Anschließend schaust Du bei den Blaum Brothers vorbei, die seit ein paar Jahren eine kleine Destillerie betreiben. Selbst wenn Du normalerweise keinen Wodka, Gin oder Moonshine magst, dort wirst Du die Drinks lieben.
In Moline gehst Du an Bord der Celebration Belle, einem echten Schaufelraddampfer, und genießt eine mehrstündige Fahrt mit Musik und Essen. Oder Du nimmst in Alton an einer echten Séance teil, meistens einer so genannten „Dark Session“, bei der ein Medium mit den Geistern, meist die verstorbenen Bewohner der jeweiligen Anwesen, in Kontakt tritt.
Lust auf cooles Fastfood? Dann darfst Du auf gar keinen Fall die Biker-Kneipe Poopy’s (Savanna) und Fast Eddie’s Bon Air (Alton) versäumen. Die besten Brathähnchen gibt es bei Castelli‘s, ebenfalls in Alton, während seit über 100 Jahren Lagomarcino‘s Soda Fountain in Moline berühmt für seine hausgemachte Eiscreme ist.
Zum Übernachten stehen Dir in der Region zahlreiche Möglichkeiten zur Auswahl, darunter auch die Häuser bekannter Ketten. Da weiß man recht genau, was einen erwartet, doch würde ich auch bei den Übernachtungen empfehlen, individuelle Erlebnisse zu suchen. Zum Beispiel in Galena. Dort ist mein Top-Favorit das Jail Hill Inn, ein ganz exzellentes B&B in einem historischen Gebäude, das bis 1977 noch als örtliches Gefängnis diente. Von Knast-Atmosphäre ist heute überhaupt nichts mehr zu spüren. Stattdessen erwartet die Gäste gediegener Luxus in einem tollen Ambiente.
Günstiger sind die Preise im Irish Cottage Boutique Hotel. Wenn man das Haus betritt, meint man wirklich, sich in Irland zu befinden. Außerhalb von Galena auf dem Chestnut Mountain sind das sportliche Chestnut Mountain Resort (mit tollem Ausblick über den Mississippi) und das vornehme Goldmoor Inn interessante Alternativen. Wenn Du in Nauvoo übernachten möchtest, empfehle ich Dir das Hotel Nauvoo Historic Inn & Restaurant, ein liebenswertes altes Haus mit gemütlichen, individuell eingerichteten Zimmern und einem großen Buffet am Abend (Achtung: Das Abendessen endet bereits um 20 Uhr).
Mitten in der Natur übernachtest Du in der Pere Marquette Lodge im Pere Marquette State Park bei Grafton oder in Harpole’s Heartland Lodge etwas weiter nördlich. Letztere ist eine top ausgestattete Edel-Lodge mitten in einem riesigen Waldgebiet. Dort kannst Du romantische Wochenenden oder eine erholsame Auszeit weitab von Hektik und Alltag verbringen. Zur Zerstreuung bieten sich Tierbeobachtungen, Spaziergänge, Reiten, Radfahren, Quad-Touren und vieles mehr an.
Ich reise gerne mit Kindern, was wäre für sie auf dieser Reise besonders interessant?
Je nachdem, wie alt die Kinder sind und woran sie Spaß haben, gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten. Sehr beliebt ist zum Beispiel der kleine, aber feine Tierpark Niabi Zoo in der Nähe der Quad Cities, in dem unter anderem mehrere Affenarten, Löwen, Zebras und Giraffen zuhause sind. Ein Highlight für viele Jungs ist der John Deere Pavilion in Moline. In dieser Ausstellungshalle zur Geschichte der Firma John Deere können sie unter anderem ins Cockpit einiger riesiger Erntemaschinen klettern oder an Simulatoren solche Geräte steuern.
Im Sommer laden Wasserparks zum Abkühlen und Toben ein: der Splash City Waterpark in Collinsville, der Splashpark in Hartford und der Raging Rivers Waterpark in Grafton. Action mit Ziplining, Klettern, Wasserfällen und so weiter gibt es auf den Long Hollow Canopy Tours bei Galena.
Wenn die Kinder die Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn kennen, müsst Ihr unbedingt etwas südlich von Quincy über den Mississippi nach Hannibal/Missouri fahren, dem Heimatort des berühmten Schriftstellers Mark Twain. Im Zentrum des kleinen Städtchens findet Ihr unter anderem das Haus, in dem Tom Sawyer mit seiner Tante Polly lebte, sowie einige andere Gebäude aus den Geschichten, selbstverständlich auch den weißen Zaun, den Tom hätte streichen sollen.
Mit etwas Glück begegnen Euch auf der Straße sogar Tom Sawyer und seine Freundin Becky höchstpersönlich. Ihr könnt zudem die Höhle besichtigen, die Mark Twain in mehreren seiner Geschichten beschrieben hat, auch in den Abenteuern von Tom Sawyer. Anschließend geht es zurück über den Fluss und ein kleines Stückchen weiter südlich nach Grafton. Dort könnt Ihr dann kleine Boote, so genannte Pontoons mieten, und ganz gemütlich wie Tom Sawyer und sein Freund Huckleberry Finn auf dem Mississippi fahren. Picknickkorb und Sonnenschutz nicht vergessen!
Wenn Deine Kids auf Superhelden stehen, solltet Ihr von Alton ein Stückchen weiter nach Süden fahren. Zuerst nach Chester. In dem Mississippi-Städtchen wuchs einst der Comiczeichner Elzie Segar auf, der Schöpfer von Popeye. Heute gilt Chester daher als „Home of Popeye“. Ein Stückchen weiter, am Ufer des Ohio, wohnt Superman. Fans des Comics wissen, dass die fiktive Stadt Metropolis seine Heimat ist. Im tiefen Süden von Illinois gibt es aber ein Dorf namens Metropolis. Dieses wurde 1972 offiziell von DC Comics zum Zuhause von Superman erklärt.
Viele weitere, hilfreiche Informationen und Routenvorschläge für einen Roadtrip entlang der Great River Road Illinois finden sich auf dieser Website.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Great River Road Illinois