Das Odysseum – ein Abenteuermuseum in Köln, in dem Kinder auf spielerische Art und Weise Wissen aufnehmen können. Nach meinem ersten Besuch vor ein paar Jahren, fuhr ich an diesem Wochenende ein weiteres Mal hin. Denn kalte, graue Wintertage eignen sich doch hervorragend für solche Unternehmungen. Im Schlepptau: zwei Jungs im Alter von 8 Jahren. Ich war gespannt darauf zu sehen, wie sich das Odysseum verändert hatte und welche Wissenstationen und Ausstellungen hinzugekommen waren.
Bevor ich ein erstes Fazit von unserem Besuch im Odysseum ziehe, verweise ich gerne noch einmal auf meinen Blogpost über einige der meiner Meinung nach besten Museen für Familien im Ausland. Heißt: wir haben schon viele Museen weltweit kennenlernen dürfen und daher denke ich, dass meine Sicht durchaus reflektiert ist, ich aber eventuell ein wenig über-kritisch sein mag. Andererseits ärgert mich ein frustrierender Besuch in einem Museum, für das ich einen stattlichen Eintrittspreis bezahle, sehr. Das nur damit ihr meinen Erfahrungsbericht über unseren Besuch im Abenteuermuseum in Köln besser einordnen könnt.
Übersicht
Im Erlebnismuseum für Kinder
Im Odysseum können Kinder an etwa 150 Stationen auf Forschungsreise gehen. Neben einem Museum der Sendung mit der Maus finden sich hier Ausstellungen zu den 4 Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser sowie zum Thema Dinosaurier. ‚Dinosaurier‘ funktionieren bei kleinen Kindern natürlich immer gut, doch die Ausstellung im Odysseum sollte die enttäuschendste sein, die wir seit langem besucht haben. Darüber hinaus findet sich im Odysseum ein Indoor Hochseilgarten und ein 3D-Kino.
Aufgrund der Erfahrungen meines ersten Besuchs – kein Parkplatz mehr zu bekommen, alles voll auch in der Ausstellung – trieb ich die Jungs zur Eile an, so daß wir Samstag Morgens um 10 Uhr pünktlich zur Öffnung des Odysseum in Köln Kalk am Eingang standen und so durch die noch fast leeren Hallen wandern konnten.
Abenteuermuseum oder doch ein Museum für die Maus?
Angelockt von einer gigantischen, orangefarbenen WDR Fernseh-Figur rannten die Jungs zielstrebig auf das Museum mit der Maus zu und verschwanden direkt in einem Smart, der ihnen die Wichtigkeit von Sicherheitsgurten näher bringen sollte. Bevor ich herausfand, was das mit der Sendung mit der Maus zu tun hatte, waren sie schon wieder unterwegs.
Sie waren verschwunden in einem mehrstöckigen Kletter’park‘, in dem sich kleine und größere Kinder austoben können. Ansonsten können Kinder im Mausmuseum Maus- oder Shaun das Schaf Trickfilme selbst produzieren und ihre Filmchen bearbeiten. Eine tolle Sache und schöne Erinnerung, da Besucher sich die Filme per Email schicken lassen können. Schade nur, dass einige Stationen nicht nutzbar waren da die Technik nicht funktionierte. Programme mussten offensichtlich aktualisiert werden.
Der Rest der Ausstellung zeigt, wie ein Weltraumklo funktioniert oder ein Dynamo arbeitet. Dass die Ausstellung wie das ‚Haus der Maus‘ aufgebaut sein soll – also offenbar aus Schlafzimmer, einer Küche und einer Werkstatt besteht – ist mir entgangen. Nicht entgangen ist mir die Tatsache, dass viele Stationen recht lieblos umgesetzt waren und viel mehr versprechen als sie am Ende wirklich halten. Die Billigst-Bilderrahmen sind nur ein mini Beispiel.
So setzten sich die Kinder an einen Tisch um ‚wahr oder falsch‘ mit Hilfe eines Videos und Abstimmungsknöpfen spielen zu können und stimmten sich auf einige Runden Spielspaß ein. Gezeigt wurde letzten Endes aber nur EIN viel zu langes Filmchen und nach dem einmaligen Knopfdrücken und abstimmen war alles vorbei. Darüber hinaus fehlt es an vielen Stationen schlicht an grundlegenden Informationen – etwas, das sich übrigens durch das ganze Odysseum zieht.
Bewußter Verzicht auf Informationen
Wie funktioniert diese Station? Was muss ich hier machen? Was kann ich hier lernen? Was will mir die Station überhaupt sagen? Fragen, die im Odysseum oft nicht beantwortet wurden. Viele der Stationen erzeugten echten Frust bei den Kindern da nicht klar wurde, was genau sie machen müssen damit alles funktioniert wie gedacht. Nette Idee: die Kommunikation von Stimmungen über Glühbirnen. Die Ausführung: Mist.
Und was sich das Odysseum auch fragen muss: ist es wirklich nötig, Malstationen aufzubauen oder einen Tisch, an dem Papier gefaltet werden kann? Ich meine, wer möchte in einem Abenteuermuseum schon Papier falten?
In der Ausstellung Die starken Vier, die sich über eine riesige Fläche erstreckt, geht es um die vier Elemente der Erde. Auch hier sollen die Kinder selbst Hand anlegen und ausprobieren. Sie können ein ‚Erdbeben oder Tsunami auslösen, die Schwerkraft testen oder sich mit dem Magnetfeld der Erde beschäftigen‘. Bei den Dinosauriern dürfen sie nach Fossilien graben oder sich vor der riesigen Dino Dame Trexy erschrecken.
Was spannend und vielversprechend klingt, entpuppt sich für mich am Ende als teils echte Übertreibung und lieblose Inszenierung. Das Highlight ist natürlich der große Dinosaurier von dem ich eigentlich weiß, dass er sich regelmäßig bewegt und den Kindern eine Gänsehaut über den Rücken jagen soll. Heute steht er vollkommen regungslos da und sieht toter und Mitleid erregender aus als alle anderen Artgenossen seiner Zunft in den Museen dieser Welt. Das Besuchskind, das schon viele Kindergeburtstage im Odysseum verbracht hat, verkündet darauf hin:
„Der Dinosaurier bewegt sich nur an Kindergeburtstagen. Komm, wir gehen weiter.“
Auch wenn ich weiß, dass dem nicht so ist: es ist schon traurig, dass die ‚Hauptattraktion‘ an einem der Hauptbesuchstage nicht funktioniert oder eventuell vergessen wurde, sie überhaupt einzuschalten. Überhaupt wirkt das Museum so, als wäre man auf pünktliche Besucher nicht eingestellt: Personal, das den Astronautentrainer bedient, kommt erst auf meine Nachfrage. Und generell ist es so dunkel, dass man die ohnehin spärlich bestückten und nicht überall vorhandenen Infotafeln kaum lesen kann.
Apropos Infotafeln: als Mutter, die Museen hauptsächlich mit Kindern besucht, empfinde ich es doch als sehr hilfreich, zu den jeweiligen Experimenten und Stationen schnell greifbare Informationen zu erhalten, damit ich den Kindern kurz und knapp erläutern kann, was sie überhaupt sehen und gerade ausprobieren. Bisher klappte das in allen von uns besuchten Museen ganz gut, das Odysseum allerdings hat offenbar beschlossen, auf informative Erklärungen zu verzichten bzw Schildchen aufzustellen, die komplett informationsbefreit sind, so wie dieses hier.
Auf Nachfrage erfuhr ich, dass bewusst auf Informationen an den Stationen verzichtet wurde und diese stattdessen auf großen Infowänden gesammelt aufgeführt sind. Aha. Was ich auch sehr schade finde: die riesige Ausstellungsfläche wird nur extrem spärlich genutzt. Die Mitte der Feuerhalle ist geprägt von einer großen Sitzbank, aus der es ab und an ‚qualmt‘. In der Wasserhalle steht ein abgesperrter Tisch auf den es ‚regnet‘, leider findet sich auch hier keine einzige nachzulesende Info. Oder wie es das Besuchskind sagte:
„An Kindergeburtstagen darf man auf den Tisch klettern und das Wasser anfassen!“
Das volle Programm im Odysseum gibt’s nur an Kindergeburtstagen
Leider darf man ohne Extra Zahlung das Wasser bzw den Regen und auch den Tisch nicht anfassen. Da frage ich mich schon: warum eigentlich nicht? Genau dann, wenn es für Kinder lustig, interessant oder ’nass‘ werden könnte – da geht es im Kölner Odysseum nicht weiter. Echtes ausprobieren ist dann eben doch nicht möglich.
Warum nicht mal die Kinder planschen lassen? Kittel zur Verfügung stellen und eine echte Wasserstraße aufbauen in der echtes ausprobieren möglich ist? Und nicht so ein Minibecken, groß wie eine Badewanne, das aber ein Staudamm sein möchte. Platz genug wäre da. Der wird nur überhaupt nicht genutzt.
Auf der gigantischen Leinwand läuft eine riesig Welle in 4 Sekunden Dauerschleife. Eine Info dazu? Nö. Völlig albern wird es aber, wenn man den in regelmäßigen Abständen aufsteigenden Party-Nebel als echte Attraktion hervorheben muss.
Ach, jetzt habe ich mich doch binnen dieser 1500 Worte in meinen Frust reingesteigert. Aber ich bin echt enttäuscht. Der Widerspruch zwischen dem, was das Odysseum sein MÖCHTE und dem was es für mich war ist einfach zu groß. Natürlich kann man hier einen halben Tag verbringen und wenn man früh dran ist, einige Runden im wirklich netten Hochseilgarten verbringen. Aber das kann man auch woanders machen.
Die Möglichkeiten, die das Odysseum hätte, um Kindern wirklich etwas spannendes bei zu bringen, werden meiner Meinung nach überhaupt nicht ausgenutzt. Da hilft auch kein Quiz, das bei dieser Dunkelheit zudem einfach nur nervig ist.
Hilfreiche Informationen & Tipps für einen Besuch im Odysseum
- wer den Hochseilgarten nutzen möchte, sollte früh kommen und ihn als erstes ansteuern
- mit meinem 10jährigen würde ich das Odysseum NICHT mehr besuchen
- es gibt die Möglichkeit, im Odysseum Kindergeburtstage zu feiern. Wer das Paket bucht, hat offenbar einen Freifahrtschein und darf Dinge machen und anfassen, die den regulär zahlenden Kindern leider verborgen bleiben und damit auch allen internationalen Gästen und Touristen
- wer sich durch schleudern lassen möchte, stellt sich beim Astronautentrainer an oder nutzt den weniger wilden Flugsimulator
- es gibt einige kostenlose Schließfächer für Jacken und Taschen
- Link zur Website des Odysseum
Informationen zu den Eintrittspreisen im Odysseum
- Erwachsene zahlen 16 € Eintritt
- Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren 8 €
- es gibt einen Familienpass (2 Erwachsene und 2 Kinder) bei dem ganze 4 € gespart werden
- auf der Website des Odysseum leicht versteckt findet sich die Info, dass Kunden der Sparkasse 25% des Eintrittspreises sparen wenn sie ihre EC-Karte vorzeigen
- alle weiteren Infos zu Vergünstigungen finden sich hier
Mein Fazit zum Besuch im Odysseum
Das Odysseum mag mal ein ‚Kultobjekt‘ in Köln gewesen sein, das u.a. vom Bund und dem Land NRW finanziert wird. Aber letzten Endes werden hier viele Chancen nicht genutzt, die Umsetzung ist teils lieblos und nicht wissensfördernd. Es gibt extrem viel ungenutzte Fläche, Stationen sind aber so platziert, dass das nicht auffallen soll. Letzten Endes reicht ein einziger Besuch des Odysseum vollkommen aus. Hinzu kommt, dass das integrierte Mausmuseum der Idee eines Abenteuermuseums wirklich widerspricht – oder wer wollte nicht immer schon mal Papier falten um Abenteuer zu erleben?
Ich bin wirklich überrascht, dass ein Museum in einer Stadt wie Köln, die Millionen Touristen jedes Jahr verzeichnet, sich überhaupt nicht für internationale Besucher eingestellt hat und offenbar auch nicht an ihnen interessiert ist! Als reisende Mutter mit Kindern kann ich sagen: in nahezu jeder Stadt, in die wir kommen, schauen wir uns an, welche Museen für Kinder interessant sein können. Und das dürften ausländische Touristen nicht anders handhaben.
Aber: Einige wenige Informationen gibt es zwar auch in englischer Sprache, aber Audio-Guides für die deutschsprachigen Filme oder Anleitungen in zumindest englischer Sprache konnte ich nicht finden. Auch die Website des Odysseum ist auf internationale Besucher nicht ausgerichtet: sie ist lediglich in deutscher Sprache verfasst. Sehr schade für eine Stadt wie Köln!
Ich hatte glatt überlegt, den Kindergeburtstag meines dann 11jährigen dort zu feiern. Jetzt hat er sich aber für was anderes entschieden und ich bin heilfroh, dass wir nicht dort zum Wackeldino angucken gelandet sind. Hört sich ja alles nicht so Hammer an. Wir waren zum letzten Mal vor……puh….ich glaube 8-9 Jahren da. Da fanden die Kinder und ich es eigentlich ganz nett, aber was du da jetzt beschreibst: Echt schade drum. Meine Fresse, wie man sich selbst die Attraktionen zerschießen kann. Sehr traurig. GlG Anne
[…] schaut, ob das Odysseum in Köln eine gute Schlechtwetteralternative für Köln […]