Wer Kinder hat, kann vielleicht nachvollziehen was die Bilder der zu tausenden an einen Strand in Langeoog gespülten Überraschungseier in mir auslösten: Schaffe ich es rechtzeitig nach Langeoog um die bunten Eier aufzusammeln? Die Antwort war schnell klar. Auf keinen Fall, denn Langeoog ist von Köln aus eine gefühlte Weltreise entfernt. Das habe ich selbst schon vor Jahren für euch getestet. Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, das fast so gut war wie die im Sand verteilten Eier selbst mit den Kindern auf zu sammeln.
Die angespülten Überraschungseier von Langeoog
Rückblick: Das dänische Containerschiff Munkebo Maersk hatte im Sturm Fracht vor Langeoog verloren. Ausgerechnet im Wattenmeer. Fünf Container rissen sich los und stürzten ins Meer. Ihr Inhalt verteilte sich in der Nordsee und wurde im Laufe der folgenden Tage nach und nach am Strand von Langeoog angespült.
In einem oder mehreren dieser Container befanden sich zigtausende Überraschungseier, die – unverpackt, also ohne Schokolade und zum Glück ohne Folie, aber allesamt mit Inhalt – auf dem Weg nach Russland waren. Sie bewiesen gute Schwimmeigenschaften, denn die Kapseln ploppten schnell aus den versunkenen Containern hoch so dass die Strömung sie an den Strand spülte.
Eine Umweltverschmutzung sondergleichen – aber zum Glück behebbaren Ausmaßes. Um die Umweltverschmutzung, die das Containerschiff auslöste, soll es in diesem Artikel auch nicht gehen. Denn zum Glück war der bunte ‚Abfall‘ am Strand so anziehend und charmant, dass sich viele, viele Helfer fanden um ihn in Windeseile zu beseitigen. Welche Motive die Helfer hatten um in Windeseile aufzuräumen, ist letztendlich unwichtig. Denn sie waren DA um den Plastikmüll wegzuschaffen. Welches Motiv aber Fotografin Dani vom Blog Reiseknipse hatte, die zur Zeit auf Langeoog lebt und arbeitet, ist klar: Aufräumen! Sie eilte voller Tatendrang sofort zum Strand um den angespülten Müll wegzuschaffen und war damit eine der Ersten. Als sie diese Fotos von ihren Aufräumarbeiten auf Facebook postete, konnte ich mich nicht länger zurückhalten. Ich bat sie, mir doch bitte einige Überraschungseier zu schicken!
Meinem Wunsch kam sie nach und so landete ein paar Tage später ein Paket auf dem Tisch, dass eine große Tüte dieser bunten Eier enthielt. Ich liebe sie dafür, dass sie die Eier genauso eingepackt hat, wie sie waren! Versandet, manche vom Druck aufgeplatzt, einige noch mit Meerwasser gefüllt! Dazu ein paar Halme, die sie beim aufsammeln mit gepackt hatte. Das war das authentischste Paket, das ich je bekommen habe. Es fühlte sich an, als wäre ich dabei gewesen! Noch einmal ein großes DANKE dafür, Dani!
Aber warum zum Henker läßt du dir Müll schicken?
Nun, Strandfunde üben eine gewisse Faszination auf mich aus. Begonnen hatte das als ich im Sommer Seeglas, kleine von Meer und Steinen abgeschliffene Scherben, an den Stränden von Puerto Rico aufsammelte und binnen kürzester Zeit das Gefühl hatte, ich wäre auf einer Art Schatzsuche. Vielleicht kennt ihr das von früher? Als eure Eltern euch zwangen, auf langen Spaziergängen am Strand Bernstein zu suchen? So war das bei mir und ich habe es gehasst weil es so ineffizient war und wir meist mit leeren Händen zurückkehrten. Aber seaglass…es leuchtet und blinkt, manches hat eine seltene Farbe und zwischen durch findet man immer mal große Stücke. Das war toll! Aber ich schweife ab, dazu gibts mal einen separaten Artikel.
Zurück zu den bunten Überraschungseiern von Langeoog. Ich habe mir Zeit genommen, sie in Ruhe zu öffnen. In allen Eiern befanden sich übrigens Tierfiguren mit einem Beipackzettel in kyrillischer Schrift. Kein einziger Inhalt, den man zusammenbauen musste. Von wegen, in jedem 7. Ei und so. Kleiner Scherz.
Die zigtausend Überraschungseier sollten nicht der einzige Müll bleiben, der an den Strand von Langeoog gespült wurde: kurze Zeit nach den flotten Eiern trieb Spielzeug von Lego! Auch das war offenbar in den Containern des dänischen Frachters auf dem Weg nach Russland. Auch dieser ‚Müll‘ war blitzschnell vom Strand verschwunden. Davon habe ich leider keine Fotos, ich habe aber in der Langeoog Fotostrecke des NDR welche gefunden.
Genau das bringt mich zu einer weiteren, spannenden Geschichte von Strandfunden.
Fundstücke am Strand – Das versunkene Lego Schiff
1997 geriet das Containerschiff Tokio Express auf dem Weg von Amsterdam nach Moskau in einen schweren Sturm mit hohen Wellen. Insgesamt lösten sich 62 Container und versanken im Meer. Einer von ihnen war gefüllt mit exakt 4.756.940 Legosteinen! Darunter ganze Lego Spielsets wie Taucher, Piraten, Wilder Westen oder Ritter.
Noch in den 90ern spülten die ersten Figuren an, dann wurden es immer mehr. Eimerweise trugen Kinder ihre Funde nach Hause (Quelle: Welt). Das begehrteste Stück: ein Drache. Insgesamt waren laut Welt exakt 33.941 grüne und schwarze Drachen im Container. Aber auch heute noch spült das Meer die Figuren an Strände an der Südküste Englands an! Klar, dass diese Lego Steine wahre Fundstücke sind für Familien, Sammler und Strandspaziergänger! Ich will nicht sagen, dass ich deswegen noch einmal nach Südengland fahre, aber auf meiner nächsten Reise nach Cornwall werde ich versuchen, die Fund-Strände zu finden. Direkt an zweien davon werden wir wohnen. Vielleicht haben wir Glück und finden etwas.
Wer auch wissen möchte, wo genau in Südengland und Cornwall bisher Lego angespült wurde, der findet hier auf der Seite der BBC (Screenshot) eine tolle Übersichtskarte!
All die kleinen Geschichten und Fundstücke rund um das verunglückte ‚Lego-Schiff ’sammeln sich übrigens auf einer Facebook-Seite: Lego Lost At Sea. Und ich hoffe, wir können im April auch ein Foto zu dieser Sammlung beitragen. Dabei lernen die Kinder auch, dass es wichtig ist, Strände vom Müll zu befreien. Mülltüten werde ich im Gepäck haben.
Interessant war die kurz aufkeimende Diskussion um den Verbleib der Überraschungseier von Langeoog. Dürfen die Kinder sie behalten? Was sagt der Zoll dazu? Handelt es sich nicht um eine unerlaubte Einfuhr von Gütern? Aller Bürokratie zum Trotz stellte sich dann doch recht schnell heraus, dass der ‚Wert‘ der Eier zu gering ist (weil überhaupt nicht vorhanden) und daher die Finder die Eier behalten dürfen. Helau.
Es war mir eine grosse Freude den Sand, das Wasser und auch etwas Strandgras mit diesen gefunden „Müll“ an Dich nach Köln zu senden. Mit dem Gefühl des Piratenschatzes gebe ich Dir ein bisschen Recht … wir sollten uns viel öfter auf die Suche begeben und wenn wir dann wie bei dieser Aktion noch ein klein bisschen Gutes bewegen können ist es perfekt.
Liebe Grüsse von der Insel, Dani ?.
Vielen Dank, Dani! Echt, gerade weil du so verrückt spontan bist! Das war echt toll! Und wir futtern uns Morgen durch die Marmeladen, die du dazu gepackt hast, ganz großartig! <3