Eine Reise durch das Erzgebirge mit Kindern – vier Tage lang hatte ich die Gelegenheit, mit meinen Jungs durch Sachsen zu fahren um so viel wie möglich von dieser schönen Region in einem bis dato für mich völlig fremden Bundesland zu sehen. Aus aktuellem Anlass möchte ich dazu sagen, dass es auf dieser Reise um die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten ging, die für Kinder interessant sind. Es ging also nicht darum zu be- oder verurteilen wie einige Menschen dort ticken. Zumal das in dieser kurzen Zeit auch wahrlich schwer herauszufinden wäre. Wir machten uns Anfang Februar auf den Weg nach Sachsen.
Unsere Route sah aus wie folgt:
Von Köln aus ging es Anfang März ins sächsische Freiberg, wo wir auch unsere erste Nacht verbrachten. Am nächsten Tag fuhren wir leider nur teilweise entlang der Silberstraße in Richtung Olbernhau und für weitere 2 Nächte nach Annaberg-Buchholz sowie Oberwiesenthal und zurück ins Rheinland. Macht eine Fahrtzeit von etwas über 6 Stunden pro Strecke und eine Entfernung von gut 600 Kilometer. Die Strecke war ganz entspannt zu fahren auch wenn die 12 Stunden, die die Jungs für diesen Kurtrip im Auto sitzen mussten, sicherlich an der Grenze der Entfernung/Aufenthaltsdauer Sinnhaftigkeit lag. Mehr Zeit konnten wir nicht frei schaufeln, und dann fahren wie eben lieber etwas kürzer als gar nicht.
Übersicht
Die Silberstraße – eine Touristenstraße durch das Erzgebirge
Die Silberstraße ist eine 140 Kilometer lange Ferienstraße, die die Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges miteinander verbindet. Auf ihr zu fahren war etwas besonderes. Nicht nur weil die Landschaft uns tolle Ausblicke bescherte, sondern auch weil sie uns die Historie der Region erfahren ließ. Auch wenn wir ihr stets nur wenige Kilometer am Stück folgen konnten. Die Silberstraße führt entlang der historischen Erztransportwege und „symbolisiert den Weg des Silbers aus den Silberbergwerken im Erzgebirge zu den Erzaufbereitungsstätten“ so Wikipedia.
Die Silberstraße führt vorbei an Schaubergwerken, Museen und beeindruckenden Bauwerken wie Kirchen, die vom ehemaligen Reichtum der Region zeugen. Und so macht die Silberstraße auch deutlich, was sich seither verändert hat. Wer Köln Format verfolgt, dass ich immer ganz hellhörig bin, wenn ich von außergwöhnlichen Straßen höre und meine Roadtrips gerne mal an den Verlauf dieser Straßen ausrichte. Auch die Silberstraße wäre ich sehr gerne ganz abgefahren, aber da hätten die Jungs wohl gestreikt.
Aber was genau haben wir im sächsischen Erzgebirge eigentlich unternommen? Hier sind meine Tipps.
Tipps Erzgebirge mit Kindern
Kurztrip durch Sachsen – Freiberg
Unser erster Stop brachte uns ins beschauliche Freiberg, dessen historischer Stadtkern unter Denkmalschutz steht und wir ihn, dank beinahe spätnachmittäglicher Ankunft, direkt mit dem Auto erkundeten um einen Parkplatz zu suchen. Es blieb nicht viel Zeit bis das Stadt- und Bergbau Museum, das ich mit den Jungs unbedingt ansehen wollte, schliessen würde.
Das Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg ist schon von außen sehr beeindruckend. Es zählt zu den ältesten bürgerlichen Museen Sachsens und ist untergebracht in einem der schönsten Gebäude der Stadt: dem ehemaligen Domherrenhof. Auf unserer Tour durch das Museum bekamen wir einen ersten Eindruck von der Kunst des Bergbaus und verstanden warum gerade hier im Erzgebirge so viel geschnitzt wird bzw. woher die Tradition des Schnitzens (und andere Fertigkeiten wie Klöppeln oder Drechseln) eigentlich genau kommt. Denn die harte Arbeit im Bergbau brachte den Familien nicht genügend Geld ein, sie mussten mit einem Nebenverdienst ihre Existens sichern. So sorgte das Holz der (damals noch) dichten Wälder dafür, dass der Bergmann schnell verstand mit Holz umzugehen und das Erzgebirge sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Volkskunstlandschaft entwickelte. Daraus entstanden auch die berühmten Weihnachtspyramiden.
Nach einem lehrreichen Rundgang im Museum trieb uns der Hunger durch die Altstadt und in eine Pizzeria, die, wie sich herausstellte, die älteste Pizzeria der Stadt sein wollte. Wir reden allerdings hier von Eröffnung 1991, nicht von annodazumal.
Nach langer Fahrt und mit vollem Magen gings ins Hotel. Wir übernachteten gut und frühstückten lecker im Hotel & Restaurant Mauck’sches Gut. Auch wenn ich als Mutter von 2 Kindern kein Fan von ‚Aufbettung‘ bin und stets mit dem schlimmsten rechne. In diesem Fall bestand die ‚Aufbettung‘ aus einem sehr schmalen und sehr harten Extrabett, in das am Ende aber niemand wollte. Also wurde das Doppelbett zu dritt geteilt. Ging auch.
Am nächsten Morgen brachen wir zeitig auf und fuhren, teilweise der Silberstrasse folgend, zu unserem nächsten Stop: Olbernhau.
Kurztrip durch Sachsen – Seiffen
Auf dem Weg lag das sehr kleine, aber sehr bekannte Örtchen Seiffen, in dem wir uns das Spielzeugmuseum ansahen. Ausgestellt sind hier Exponate der gesamtem Erzgebirgischen Kunst der Holzspielzeugherstellung.
Wer mehr Zeit hat, besucht das Erzgebirgische Freilichtmuseum und übersieht vor allem das Wasserlabyrinth nicht, das ab Mai wieder öffnet.
Kurztrip durch Sachsen – Olbernhau
Olbernhau ist ein kleines Örtchen mit etwas mehr als 9000 Einwohnern, gelegen direkt an der tschechischen Grenze. Kaum angekommen mussten wir natürlich einmal die Grenze überqueren. Während der Kurze zu Fuß nach Tschechien rannte – „Mama, ich bin alleine in Tschechien!“ – blieb der Große im Auto sitzen und verpasste diese seltene Grenzüberquerung. 😉
Olbernhau ist ziemlich übersichtlich, das Museum Saigerhütte aber einen Stop wert. Hier wurde ab 1537 aus silberhaltigem Schwarzkupfer Silber gewonnen und später Kupfer verarbeitet. Wie genau das funktierte, kann man sich hier im Museum ansehen und erklären lassen.
Auf diesem Areal gibt es auch ein Hotel sowie die Kindererlebniswelt Stockhausen – ich entschied aber spontan die Nacht stattdessen in Annaberg-Buchholz zu verbringen, wo wir erst einen Tag später hätten eintreffen sollen.
Die Entscheidung war aber goldrichtig. So hatten wir mehr Zeit für das durchaus beeindruckende Annaberg und konnten noch kurz vor Toresschluss am Freitag Nachmittag das Schaubergwerk Markus-Röhling Stolln besichtigten, das auf dem Weg lag. Warum sich der Besuch im Markus Röhling Stolln sehr gelohnt hat, das lest ihr im verlinkten Blogpost.
Kurztrip durch Sachsen – Annaberg-Buchholz
Annaberg-Buchholz gilt als Hauptstadt des Erzgebirges und war mein persönliches Highlight dieser Reise, eventuell gerade weil es mich so unvorbereitet begeisterte. Sie bildete einst das Zentrum des Silberbergbaus, denn bereits im 16. Jahrhundert zogen, gelockt durch den Silberrausch, so viele Menschen zu, dass Annaberg zur zweitgrössten Stadt Sachsens wuchs. Der damalige Reichtum der Stadt spiegelt sich auch heute noch an den vielen eindrucksvollen Gebäuden wieder wie die St. Annenkirche eines ist. Viele Häuser stehen jedoch leer und verfallen vor sich hin und auch sie prägen das Stadtbild auf eine für mich nicht ganz unbeeindruckende Weise.
Was haben wir also in Annaberg-Buchholz unternommen?
Wir verbrachteten zwei Nächte direkt am historischen Marktplatz der Stadt im Hotel Wilder Mann. Auch wenn der Name des Hotels nicht Programm war und mir auch niemand erklären konnte wer ihn sich warum genau ausdachte. Was blieb war die wilde Spekulation.
Nun, wer Schulkinder dabei hat, kommt in dieser Stadt um ein Thema nicht herum: Adam Ries (e). Mathe-As bzw. deutscher Rechenmeister, der um 1522 nach Annaberg zog und das ‚moderne Rechnen‘ erfand und den Bergleuten beim Rechnen half. Im Adam Ries Museum, das in seinem ehemaligen Wohnhaus untergebracht ist, können Erwachsene und Kinder die mathematischen Spuren von Adam Ries nachvollziehen und auf seinen Spuren rechnen. Der Name ‚Adam Riese‘ ist übrigens ‚falsch‘ bzw. ein Überbleibsel der damaligen Deklination von Namen. Korrekt heißt der Gute also wirklich Adam RIES.
Sehr cool war, das Rechnen auf Linien zu lernen mit Hilfe des ‚Abakus‘, das war die im Mittelalter am meisten verbreitete Rechenmethode. Im Shop des Museums lässt sich so ein Linien-Rechending aus Papier für kleines Geld kaufen.
Ansonsten lohnt eventuell ein Besuch in der Manufaktur der Träume, falls ihr noch nicht genug Erzgebirgische Spielzeugkunst gesehen habt – hier wird sie erlebbar gemacht.
Wir haben uns Treiben lassen und sind ein wenig durch die Stadt gestreunt bzw. haben die Umgebung mit dem Auto erkundet.
Denn schon am nächsten Tag ging es früh raus zu einem ganz besonderen Erlebnis: einer Fahrt in der Fichtelbergbahn nach Oberwiesenthal, der höchstgelegenen Stadt Deutschlands! Die Fichtelbergbahn ist eine Dampflok, die sich vor sich hin pfeifend und schnaufend ihren Weg durch die Wälder des Erzgebirges bahnt – und wer Glück hat, so wie wir, erlebt das im Schnee. Ein tolles Erlebnis für die Kinder, die nicht mehr damit gerechnet hatten, noch Schnee zu sehen.
Die Fahrt in der Lok von Cranzahl nach Oberwiesenthal dauert gut eine Stunde. Um nicht festzusitzen, sollte man aber vor allem in der Nebensaison den Fahrplan der Lok genauer lesen als ich es getan habe. Nunja, ein Taxi von Oberwiesentahl nach Cranzahl kostet ca. 25 €. Die Fahrten in der Lok sowie viele andere Aktivitäten sind in der ErzgebirgsCard enthalten. Ein Kostenvergleich lohnt auf jeden Fall.
Die Zeit in Oberwiesenthal verbrachten wir mit Schneeballschlachten, Kuchen-Essen und heißem Kakao Trinken im Café König.
Wer mehr Zeit hat, fährt mit der Fichtelberg-Schwebebahn noch hoch auf den Berg oder packt den Schlitten ein oder gar die Ski und verbringt ein paar schöne Stunden auf der Piste.
Dieser Artikel ist Teil der Kampagne ‘So geht sächsisch‘.
Oje. Ich habe nicht Nachtskilauflift gelesen. Die Bahn hab ich mir gleich mal vorgemerkt. Ich liebe ja so Bahngedöns!
Ich glaube, ich war als Kind das letzte Mal im Erzgebirge, an Annaberg-Buchholz kann ich mich noch ganz gut erinnern. Danke fürs Erinnerungen wecken. LG, Ines