Lustigerweise geht immer dann auf meinen Roadtrips etwas schief, wenn ich wirklich gar keine Zeit habe, Zeit zu verlieren. Nachzulesen hier und hier. Wer mir auf irgendeinem Social Network folgt, der dürfte mitbekommen haben, dass wir 24 Stunden in dem kleinen kanadischen Ort Penticton fest sassen weil gleich 2 Propellermaschinen von Air Canada flugunfähig waren.

Ich will das gar nicht ausführlicher thematisieren denn letztendlich ist es so wie es immer ist: großes Drama zu Beginn, nach 24 Stunden und mit Abflug so gut wie vergessen. Aber es war ein Erlebnis, auf einem kleinen Regionalflughafen fest zu sitzen, ohne die Möglichkeit zu haben ihm zu entkommen. Zurück mussten wir nach Vancouver ABER eine Autofahrt hätte 5 Stunden gedauert, der Leihwagen hätte bei Flugausfall 1 650$ one way gekostet, bei Flugausfall 2 (als ich bereit war, jeden Preis zu zahlen – naja, fast) war kein Mietwagen mehr buchbar. Ein Greyhound wäre über Nacht zehn Stunden unterwegs gewesen.

Kurz: es gab kein Entkommen. Letztendlich händigte der wirklich sehr freundliche Flughafen Staff uns einen Hotelgutschein aus, zwei Taxigutscheine und jeweils einen für Frühstück und Abendessen. Ich kam zu einem Zimmer mit vollem Seeblick und heute Morgen war endlich auch die Propellermaschine flugfähig. Zu unser aller Erleichterung.

Das bedeutete aber: mein eigentlicher Roadtrip startete mit mehr als 24 Stunden Verspätung. Und das wiederum bedeutet: ich werde es nicht schaffen, den gesamten Loop bis nach Yukon zu fahren. Dafür reicht die Zeit überhaupt nicht mehr. Auch wenn ich nach dem ersten Fahrtag zugeben muss, dass das auch mit einem Tag mehr ganz ganz eng geworden wäre.

Aber jetzt habe ich ein Timing im Kopf und mein Ziel lautet ALASKA. Das wird noch spannend genug denn allein heute habe ich unzählige Male auf der Strecke angehalten um diese unglaubliche Landschaft anzustarren und zu fotografieren. Weswegen ich auch nicht so weit kam wie gedacht.

Nach der Landung in Vancouver habe ich den Wagen abgeholt und erst einmal gegen einen Tiefpunkt kämpfen müssen. Wetter scheisse. Warum mache ich das eigentlich. Alles war plötzlich deprimierend. Zudem die ganzen nächsten Tage so gut wie unplanbar. Ich hatte offenbar ganz kurz Schiss vor dem, was ich mir vorgenommen hatte. Zum Glück legte sich dieses doofe Gefühl sobald ich meine Spotify Playlist angeschmissen hatte und mich auf den Weg zu meinem ersten Tagesziel machte: Whistler! Und zwar ging es über den Sea to Sky Highway – eine großartige Fahrt auf der ich gleich mal lernte, wo der Hammer hängen wird die nächsten Tage. Schilder wie

„Caution! Check your brakes!“ oder „Caution! Next gas station 60km!“ und vor allem „Caution! Bears next 60km!“ flößten mir durchaus Respekt ein.

In Whistler verpulverte ich all meine Kohle für Schuhe, Jacke, Tasche (WTF) und fuhr im strömenden Regen weiter. Ziel: Prince George. Was übrigens auch noch Morgen mein Ziel bleiben wird, denn heute bin ich nur bis ins kleine Örtchen Lillooet gekommen. Denn es gilt die Distanzen zwischen den hier weit auseinander liegenden Orten einzuschätzen und rechtzeitig nicht nur zu tanken sondern auch eine Übernachtung einzuplanen.

Nichts ist auf diesen Straßen gefährlicher als müde zu werden und in Sekundenschlaf zu fallen. Neben Serpentinen und 13% Gefälle finden sich an den Straßenrändern immer wieder metertiefe, ausgewaschene Löcher. Dazu Dunkelheit und Sturzregen.

Ich muss einen Großteil der Fahrt mit Hand vor dem Mund statt am Steuer gefahren sein weil ich schlicht die Schönheit und die Weite dieser Landschaft nicht fassen konnte!

Ich bin etwas panisch was das Tanken angeht und starre ständig auf den Verbrauch des Wagens, die Restkilometerangabe und die nächste Tankstelle. Benzinlos liegenbleiben gilt es zu vermeiden. Vor allem später, wenn es richtig einsam wird.

Nun sitze ich also hier in Lillooet in einem Motel, dem 4 Pines Motel, das sich als totaler Glücksgriff entpuppte. Das erste Hotel, das ich anfuhr, war voll weil eine ganze Hockeymannschaft dort logierte. Ich zahle nun 89 kanadische Dollar (umgerechnet etwa 60€ !) für ein echt großes Zimmer mit zwei großen Betten, einem Flachbild TV (es läuft Back to the Future!), Mikrowelle, Kühlschrank und irgendwie allem was man so benötigt. Inklusive schnellem gratis Wifi. Mit so einem Glücksgriff hätte ich nicht gerechnet. Abendessen gabs in der Bar des Ortes, in der man einen Film hätte drehen können, bei all den Charakteren, die dort sassen. Wunderbar!

Und so sah mein Tag heute aus:

Roadtrip Kanada Tag 1

Zurückgelegt habe ich also gerade einmal 250 Kilometer. Konnte allerdings auch erst gegen 14 Uhr starten. Morgen früh bin werde ich früh unterwegs sein denn bis zum Tages-Etappenziel Prince George sind es noch über 500 Kilometer!

In Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz.

11 Gedanke zu “Endlich on the Road – mit 24 Stunden Verspätung auf dem Weg nach Alaska”
  1. Eine coole Strecke hast du dir ausgesucht. Waren die Strecke von Lilloet nach Whistler im Mai gefahren inkl. Dauerregen und die Straßen sind echt nicht ohne. ABER die Natur lohnt sich!

    1. Hallo Isa,

      ja, das ist echt eine tolle Strecke. Bei Dauerregen sicher echt anstrengend. Hatte ich nur gut eine Stunde zu Beginn der Dunkelheit. Danach tagelang blauen Himmel. Ich fand Lillooet toll! Du auch? Irgendwie niedlich 😀

  2. Echt toller Trip Heike. Super beschrieben und imposante Bilder. Darf ich fragen warum du dir immer gerade Strecken für Nordamerika / Kanada aussuchst? Ergibt sich so oder hast du einen Faible für diese Gegend?

    Liebe Grüsse,

    Doris

    1. Hallo Doris,

      Kanada hat sich aktuell schlicht ergeben weil ich ohnehin hin dort für einen Termin war. Und letztendlich meinen Aufenthalt nur verlängert habe und dann einen Roadtrip zusammengestellt habe, der diese Zeit optimal ausnutzt. Aber tatsächlich finde ich Nordamerika hochspannend. Aber ich bin nicht nur dort unterwegs, siehe 3 Roadtrips durch Norwegen beispielsweise… 😀

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