Drummond Island – eine kleine Insel im Lake Huron hoch oben im Norden Michigans auf der Upper Peninsula. Auch wenn sie im See zu den größten zählt. Wer hier lebt, für den ist die Wildnis Alltag. Neben einem Postamt, einem Supermarkt und einem Motel gibt es ein paar Restaurants, Ferien-Cottages und etwa 21 Meilen befestigter Straßen. Zu den etwa 1000 Menschen, die auf Drummond Island leben, gesellen sich allerlei Tiere wie Rehe, Bären, Elche, Wölfe oder Adler.
Neben Menschen, die totale Ruhe suchen, kommen viele Angler oder Jäger her sowie Offroadfahrer auf der Suche nach den Trails ihres Lebens! Was spektakuläre Offroad Strecken angeht, muss die Insel ein Paradies sein. Zugegeben: für mich gab es nicht allzu viele Gründe, ausgerechnet in einem der kältesten Winter durch halb Michigan zu fahren um auf diese abgelegene Insel am St. Marys River zu gelangen. Aber der eine reichte mir: der ganze Roadtrip dorthin würde eine einzigartige Reise werden und unvergesslich sein! Das war mir von Anfang an klar.
Hier findet ihr all meine Beiträge zu meinem Roadtrip durch Michigan mit der G-Klasse von Mercedes-Benz.
Schon der Weg würde mein Ziel sein. Wieder einmal. Denn die gut 680 (nicht direkt) gefahrenen Meilen dorthin habe ich zu einem großen Teil auf wunderschönen, zumeist verschneiten Landstraßen zurückgelegt. So manches Mal geriet ich in einen regelrechten Schneesturm, oft sank das Thermometer auf -23 Grad Celcius.
Und mit den eisigen Temperaturen und der Tatsache, dass das letzte Stück zur Insel natürlich nur mir einer Fähre zurück gelegt werden kann, hatte auch meine letzte Unsicherheit auf dem Roadtrip zu tun: Wenn der Lake Huron zu 92.2 % zugefroren ist, fährt die Fähre überhaupt? Und wenn ja – wie oft? Komme ich überhaupt bis auf die Insel und zurück bei dem knapp bemessenen Timing? Es gibt zwar einen Online abrufbaren Fährenplan, aber der ist ‚Bollocks‘ wie ich schnell lernte.
So verlief mein Roadtrip von Detroit nach Drummond Island
Übersicht
Drummond Island – warum nur?
WIESO kam ich auf die Idee, ausgerechnet auf diese Insel fahren zu wollen? Diese Frage stellten mir nicht nur viele Menschen, die ich unterwegs traf, sondern ich mir auch selbst. Dann fiel es mir ein: den Ausschlag, diesen Roadtrip genau so zu planen und durchzuziehen, hatte ein Foto auf Instagram gegeben, das ich im letzten Jahr im Account von @michiganpactz entdeckt und das mich seither nicht mehr losgelassen hatte. Versehen lediglich mit dem Locationtag ‚Drummond Island‘. Ich stellte damals einige Nachfragen und schnell stand für mich fest: irgendwann, irgendwie MUSS ich dorthin! Auch wenn keiner der Michigander die ich kannte, jemals dort oben gewesen war. Das machte mich nur noch neugieriger.
So sollte es gut ein Jahr später soweit sein.
Drummond Island – mit der Fähre durch das Eis
Aus dem wenig winterlichen Deutschland heraus ist es schwer vorstellbar, wie krass ein See wirken kann, der zu 92.2 % zugefroren ist. Ich kann auch gar nicht intensiv genug transportieren wie wunderbar es ist, mehrere hundert Meilen auf den schönsten Straßen an ihm entlang zu fahren.
Ich liess mir unterwegs zu viel Zeit für Stops und Fotos so dass ich an meinem vorletzten Tag gegen 14 Uhr gerade mal die Mackinac Brücke überquert und die Upper Peninsula erreicht hatte. Bis zum Fährableger in DeTour Village war ich noch eine traumhafte lange Landstraße durch die Wildnis entfernt. Zwischendurch dachte ich daran, vorher abzubrechen, da ich sicher war, keine Fähre würde mehr an einem eher späten Nachmittag auf eine fast einsame Insel fahren. Und den nächsten Tag würde ich für den Rückweg nach Detroit benötigen.
Zum Glück war ich aber viel zu neugierig um nicht weiter zu fahren. Und just als ich das Örtchen erreicht hatte, lief die Fähre gerade ein. Abfahrt wenige Minuten später. Mit dem Boot ging es samt Auto um 15:40 Uhr rauf auf die Insel.
Eines hatte ich unterschätzt: die Fähre ist wichtigstes Transportmittel für all die Menschen, die auf Drummond Island wohnen, aber eben auch diejenigen, die dort arbeiten. Dazu zählen die Beamten der Border Patrol wie ich später lernen sollte. Und so verkehrt das Boot häufiger und zuverlässlicher als ein Bus im Detroiter Stadtverkehr.
Die Kulisse war brachial. Das Geräusch, das die Fähre erzeugt wenn sie sich ihren Weg durch das Eis bahnt, werde ich so schnell nicht vergessen. Genauso wenig wie die Kälte, die die Finger binnen weniger Sekunden erstarren läßt. Die eisigen Temperaturen sind auch mit ein Grund für den intensiven Fahrplan, denn die Fähre muss ihre eigene Fahrrinne freihalten.
Leider dauert diese wahnsinnig schöne Überfahrt nur wenige Minuten. Auf dem Rückweg erwischte ich genau das Boot, das zum Sonnenuntergang um 18 Uhr 10 fuhr und so wurde die ganze Kulisse hier oben noch einmal gigantischer. Die Crew hatte gewechselt und eine Person erkannte ich sofort. Hatte ich ja eigentlich schon gehofft, ihn hier zu treffen! Rocky! Den sehr sympathischen Einweiser an Board, auf den ich durch einen kleinen Internet Film stiess.
Er war schon ordentlich stolz als ich ihn mit „You are Rocky, right?“ begrüßte. Völlig zurecht. Vom Captain handelten wir uns ein „You are freaking famous Rocky but I’m the captain!“ per Lautsprecherdurchsage ein. Haha. Seit der kleine Film über seinen Job im Internet die Runde machte, so erzählte er mir, sprechen ihn sehr sehr viele Menschen an. Dass ich aber nun aus Deutschland komme und wusste, wer er war, das machte ihn kurz stolz und sprachlos zugleich.
Aber ich habe dem Film und somit Rocky, der seinen Job als ‚Deckhand‘ seit gut 20 Jahren macht, viele kleine Infos zu verdanken, die dazu beitrugen, dass ich wirklich bis hoch oben fuhr. Sonst hätte ich mir eventuell weiter südlich am Lake Huron mehr Zeit gelassen. Die Videos von der Fähre im Eis waren zu toll! Auch die Info, das Boot bräche sein eigenes Eis und würde somit immer fahren, war wichtig. Daher hier nochmal das Video:
Ich sollte mit hochkommen auf die Brücke, da sei die Sicht großartig! Natürlich! Ich liess den Wagen mit laufendem Motor stehen (hatte ich die Handbremse angezogen?) und ging mit hoch. Mein iPhone vergass ich vor lauter Eile im Auto. Aber die Fähre fuhr bereits, die Sonne ging schon unter und es würde nicht mehr lange dauern bis zum anderen Ufer. So war unser Treffen kurz aber intensiv, ein Gemisch aus vielen Fragen und so viel Fotos wie in den wenigen Minuten möglich waren. Und schon fuhr ich wieder vom Boot runter…
Wer also immer hier hoch nach Drummond Island kommen sollte: Nehmt die Fähre in den Sonnenuntergang und grüßt Rocky von mir!
Drummond Island – Schnee, Schnee und noch mehr Eis
Im Winter lässt sich auf Drummond Island sicherlich nicht all zuviel unternehmen. Die Insel liegt in einer Art Winterschlaf, aber wer hier her kommt um Schneemobil zu fahren, Fische aus dem gefrorenen See zu angeln oder sich mit dem 4×4 in die Schneetrails zu stürzen, wird ordentlich Spaß haben.
Ich fuhr über die Insel und landete genau vor dem Office der Border Patrol. Unübersehbar markiert mit einer riesigen amerikanischen Flagge. Kanada ist so nah, dass es möglich ist, über den gefrorenen Lake Huron rüberzulaufen und zu Fuß bzw. mit dem Schneemobil einzureisen. Markiert ist der Weg mit Tannenbäumen damit man auch bei schlechtem Wetter oder einem sogannten White Out nicht komplett die Orientierung verliert.
Diesen Grenzverkehr zu kontrollieren – das ist die Aufgabe der Männer der Border Control. Logisch, dass mich da näheres interessiert und all meine Fragen feuere ich ab. Was am Ende dazu führen sollte, dass ich genau so viele zurück gestellt bekam. Von zwei Grenzbeamten, die meinen Pass und mein Visum 10 Minuten lang checkten und mich befragten.
Ich fand das alles wieder furchtbar übertrieben. Und hatte mich ja schon ‚eingereist‘ gefühlt. Aber im Nachhinein muss ich mir wohl eingestehen, wenn einem wirklich langweilig ist oder man unbedingt mal wieder jemanden kontrollieren möchte, dann können meine Fragen schon verdächtig wirken und ich musste lachen, über all den Scheiss den ich wissen wollte.
Trägt der See ein Auto? Wie lange läuft man rüber? Wie viele Meilen sind das bis nach Kanada? Wie viele Leute kommen hier her pro Tag? Und übernachten die hier? Kann man auch rüber laufen?
Im Gegenzug zwangsbeantwortete ich Fragen wie:
Woher haben Sie von diesem Grenzweg erfahren? Sie kommen den ganzen Weg aus Deutschland um an diese Grenzlinie zu fahren? Sind Sie Journalistin? Mit was für einem Visum sind Sie eingereist? Dürfen wir den Reisepass mal kurz mitnehmen?
Gna.
Nach 10 Minuten kamen sie mit meinem Pass wieder aus dem Büro heraus und ich musste ihm kurz erklären, dass ich SEHR WOHL den ganzen Weg aus Deutschland hergekommen sei um auf diese Insel zu fahren und dass er mir gerade mit dieser Befragung meine Foto-Zeit stehle. Schliesslich ginge hier gleich die Sonne unter und ich müsse heute noch mit der Fähre zurück.
Hmjasoso.
Am Ende war alles ok. Ich war unverdächtig und durfte wieder Gas geben. So ist das halt in den USA. Aber wann kommt man schon mal an eine Grenzlinie aus Schnee und Eis und Tannenbäumen ???
Nützliche Informationen & hilfreiche Links zu Drummond Island
- Wer über die Mackinac Bridge auf die Upper Peninsula fahren will, benötigt 4 $ in Cash als Nutzungsgebühr. Kreditkarte wird nicht akzeptiert. Warum nicht? „Weil das seit 75 Jahren so ist. Wer kein Bargeld dabei hat so wie ich, muss rechts ran fahren und in einem separaten Häuschen bezahlen.
- Von der Brücke aus sind es gut nochmal 1,5 h bis nach DeTour Village, allerdings wirklich auf sehr sehr schönen Straßen zu fahren
- Die Fähre ab DeTour Village und zurück verkehrt sehr regelmäßig im Sommer und im Winter. Einen groben Fährplan findet ihr hier. Auch hier kann nur mit Bargeld bezahlt werden. Ein Retour-Ticket für ein normales Auto kostet 14$.
- Um bessere Fotos zu bekommen, fragt ob ihr auf die Brücke dürft. Vor allem im Winter natürlich sehr spektaulär! Überfahrt ist aber nur sehr kurz, ihr habt nicht viel Zeit. Die besten Fotos entstehen rund um den Sonnenuntergang. Checkt doch vorher die Abfahrtzeiten.
- Es gibt eine Tankstelle auf Drummond Island, aber nicht wirklich auf dem Weg zur Insel. Also immer mal volltanken wenn es Sinn macht. Verhindert unnötigen Stress.
- Reisepass IMMER dabei haben vor allem hier aufgrund der Nähe zu Kanada
- Wer ein Schneemobil leihen will: die Insel ist ein Traum um ausgiebig damit zu fahren.
- Wer über die sogennante Ice Bridge, den zugefrorenen See, rüber nach Kanada laufen und einreisen möchte für einen Burger oder dergleichen sollte sich hier vorab schlau machen, welche Papiere die Border Control benötigt. Visum gibt es unterwegs.
- Wer im Sommer kommen will und einfach Bock hat, sich mit seinem Auto richtig durch den Dreck zu wühlen: hier hilft der Drummond Island Offroad Club weiter, die die Insel liebevoll ‚The Rock‘ nennen. Gibt es auch auf Facebook.
Dieses Video vermittelt einen ganz guten Eindruck, was da abgeht.
Mercedes-Benz hat mir die G-Klasse für den Roadtrip zur Verfügung gestellt.
Dein Beitrag relativiert unser Wetter: Bis vorhin dachte ich, hier sei es ungemütlich kalt! Aber immerhin erlebst du eine klasse Reise, so wie es sich liest.
Die Bilder erinnern mich übrigens an den Film „Shackleton“ (Südpol-Forscher), den ich vor Kurzem sah…
Liebe Grüße und danke für den Artikel!
Franziska
Das nenne ich mal eine außergewöhnliche Reise!! Ich bekomme schon vom ansehen Frostbeulen.
Wirklich sehr schön fotografierte Bilder. Vielen Dank für die tollen Eindrücke.
Hihi oh ja das war auch echt ordentlich eisig. Aber wunderschön! Vielen Dank für dein Feedback, Sabine!
Was du dich alles traust…. Toll!
Hihi. Ich ärger mich so, dass ich nicht mehr Zeit hatte. Michigan im Winter war so toll! <3
Das ist ja mal eine Reise. Und wahnsinnig coole Bilder. Toll.
Ich bin ja eigentlich der Sommermensch, aber diese Eindrücke machen Lust auf den Winter.
LG, Steffi
[…] sind. Alleine ans Nordkap und weiter bis an die russische Grenze entlang der Barentssee oder im tiefsten Winter durch die Eiswüste Michigans auf eine gefrorene Insel an der kanadischen Grenze – das sind Roadtrips von denen ich heute […]
Wahnsinns Bilder und hammer Reise!
So eine Reise könnte ich zurzeit auch gut gebrauchen!
lg
Matthias