An Tag 2 meines Roadtrips durch die Eiswüste Michigans musste ich erste Verluste verzeichnen: mein rechter Handschuh scheint sich aus dem Auto gestürzt und dabei meine Mütze mitgerissen zu haben. Auch mein iPhone kommt mit diesen krassen Temperaturen dank Windchillfaktor mal gar nicht klar und will ständig an den Stecker um zu kuscheln. Bei über 50 Prozent Akkustand ist das 5s mittlerweile sich nicht zu blöd, mich hängen zu lassen und quittiert den Dienst. Wer mich nicht im Stich lässt, ist meine wichtigste Reisebegleitung: das Auto.

Er sieht angesichts der weißen Salzschicht, die ihn mittlerweile überzieht, nach einem echten Arbeitstier aus, und auch die schmutzigen Eisklumpen an den Radkappen sind eindrucksvoll. Die Sitzheizung steht fast permanent auf höchster Stufe so dass ich leicht Reden habe, wenn ich dieses krasse Wetter im vorbeifahren als wunderschön und wild-romantisch bezeichne. Aber sobald ich aussteige wird mir klar, wie heftig das Leben und der Alltag hier oben sein muss. Eiskalt gefrorene Finger tun übrigens immer zweimal weh.  Aber das ist es mir wert angesichts solcher Landschaften!

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Von meinem Hotel aus in Grand Rapids ging es nach einem leider beschissenen Frühstück – aber das Zimmer war super – heute in Richtung Lake Huron. Vorbei an den Örtchen Standish und Omer auf die 23 – einer 200 Meilen langen Scenic Route, der Huron Shores Heritage Route! Und diesen Trip auf dieser Straße an der Küste des Sees entlang ist im Winter noch faszinierender als im Sommer!

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Windgeschwindigkeiten von bis zu 35km/h sorgten auch heute bei mir für durchaus großen Respekt beim fahren. In den ersten paar Minuten auf dem Highway fuhr ich an weiteren 5 Unfällen vorbei. Darunter ein LKW der sich komplett zerlegt hatte. Auch mich packte der Eissturm ein paar Mal recht ordentlich. Was interessant ist weil viel Spiel bis man in den Schnee kommt ist da nicht. Einen Moment lang war die Schneeverwehung so krass, dass ich nichts mehr sehen konnte. Alles um mich herum war plötzlich weiß! Zum Glück nur wenige Sekunden lang.

Dieses unglaubliche Wetter fasziniert mich so, dass ich wieder zuviel herum trödelte. Ich starrte Schneeverwehungen auf der Straße an, düste in einsame, schneebedeckte Landstraßen und fuhr natürlich auch so nah an das Ufer des gefrorenen Lake Huron heran wie es mir möglich schien. Ich liess mich einfach treiben…

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Ich möchte mich schon jetzt bei all den Menschen entschuldigen, die anhielten um sicherzugehen, dass ich keine Panne habe. Nein, hatte ich nicht. Ich mache nur wieder mal Fotos am Straßenrand. Damit kann man die hilfsbereiten Amerikaner leider sehr schnell irritieren: während die Autofahrer in Deutschland bei Blinker rechts einfach vorbeifahren, bleiben die Amerikaner stehen oder steigen schnell aus oder schmeissen die Warnblinkanlage an und warte ab. Aber KAUM einer fährt einfach kurz vorbei. Nicht falsch verstehen. Ich weiß die angebotene Hilfe ganz arg zu schätzen und habe mich stets bemüht mit Daumen hoch frühzeitig zu signalisieren dass alles ok ist. Half aber nicht wirklich.

Nach einem richtig schönen und richtig kalten (sagte ich KALT schon???) Fahrtag fand ich gegen 20 Uhr ein kleines Motel direkt am Lake Huron, in dem ich Unterschlupf fand zu einem echt okayen Preis. Zwei Anläufe vorher scheiterten weil bereits die Rezeption nach feuchtem Mief stank oder mir die Rezeptionistin mir ein Schrottzimmer anbot für zuviel Kohle. Ja wenn ich spontan buche, sehe ich mir die Zimmer gerne vorher an.

„Honey, it’s Valentines Day. We are booked since weeks! Have luck finding something else.“

Ah. Ich liebe das. Da schwang so viel zwischen den Zeilen mit. Aber für mich war klar: und wenn du im Auto schläfst. HIER bleibste nicht. So legte ich am Abend noch einige Kilometer am See entlang zurück, die ich Morgen fahren wollte. Und die abendliche Fahrt war herrlich entspannend und ich hätte stundenlang so weiter fahren können. Aber jetzt ist der Wagen vollgetankt für einen frühen Start die Küste rauf.

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Mein Motel ist das Lake Trail Resort im Oscada Township. Es ist einfach aber sauber und bietet alles was man benötigt. Große Betten, schnelles Internet, TV, Kaffeemaschine und eine Heizung! Das Auto steht direkt vor meiner Tür daher musste ich mein Gepäck für die paar Stunden keine Treppen rauf schleppen. Kostenpunkt: 69,99 $. Das gefällt mir gerade sehr gut. Wie nah es am See liegt weiß ich noch nicht, es war schon dunkel als ich hier aufschlug.

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Auf Instagram hat mich jemand nach meinem Reiseziel gefragt. Ziel meines Roadtrips – bevor ich zurück nach Detroit fahre – ist Drummond Island. Eine von vielen kleinen Inseln hoch oben im Norden Michigans und nur wenige Meter von der kanadischen Grenze entfernt. Wenig ist über die Insel im Netz zu finden.

Noch weniger Menschen konnte ich finden, die mal wirklich dort waren. Drummond Island soll ein Paradies für Offroad Trails sein, im Sommer wie im Winter. Nun habe ich zwar das perfekte Offroad Fahrzeug dabei, aber ich bin beileibe keine Offroad Fahrerin. Insofern will ich einfach mal gucken. Und meine Neugier befriedigen.

Während logischerweise auf dem zugefrorenen Lake Huron kein Schiff fahren kann, liegt Drummond Island am St. Marys River. Er bildet die Grenze zwischen Michigan und der kanadischen Provinz Ontario. Und irgendwie ist er auch zugefroren aber eben nicht SO, dass die Fähre nach Drummond Island nicht verkehren könnte. Bzw. bricht sie durch mehrere Fahrten pro Tag ihr eigenes Eis und hält so ihre eigene Fahrrinne frei.

Der beste Artikel samt Video den ich hier in Michigan dazu finden konnte ist der hier: Through my eyes: Drummond Island Ferry Crew. Und der hat mich darin bestärkt, einfach mal hochzufahren und zu schauen was da los ist.

Neben den Trails wird es wohl eine Straße auf der Insel geben und wenn ich ganz viel Glück habe auch einen Platz zum schlafen. Von hier aus geht es somit Morgen noch gute 4 Stunden am Lake Huron vorbei, über die Mackinac Bridge bis zum Fährableger in De Tour Village. Drückt mir die Daumen, dass das alles so klappt wie ich mir das vorstelle…

Mercedes-Benz hat mir den Wagen für diesen Roadtrip zur Verfügung gestellt. 

7 Gedanke zu “Roadtrip durch Michigan – erste Verluste, brachiale Eindrücke und gefrorene Finger”
  1. Spannend 🙂 Freue mich schon auf Deinen Bericht zu Drummond Island. Als Fähre-Liebhaberin wäre das für mich das ultimative Highlight.
    Weiterhin viel Spaß und warme Finger.
    Liebe Grüße,
    Tanja

    1. Es ist wirklich ein ganz großartiger Roadtrip geworden! Weiß man ja nie zu 100 % bevor man losfährt… Vielen Dank für das tolle Feedback!

  2. Ich drücke die Daumen, dass das alles so klappt wie Du es Dir vorstellst. Traumhafte Fotos von dieser pookalten aber faszinierenden Landschaft und nicht wieder Handschuhe und Mütze verlieren.

    Wünsche Dir noch viele toller Momente.
    Grüsse sendet Dani

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