„Es ist nur ein Sonnenuntergang auf Haholmen.“
Das versuche ich mir einzureden. Es ist einfach nur ein Sonnenuntergang. Einer, wie er jeden Tag irgendwo auf der Welt stattfindet. Und am Ende sieht er auf allen Fotos gleich aus. Aber ich kann trotzdem keine 5 Sekunden stillsitzen. Permanent verändert sich draußen das Licht, blau, orange, gelb und rot Töne scheinen durch die zwei Fenster in meinem kleinen, blauen Häuschen und locken mich an die Scheiben.
Ich springe ständig auf. Fotografiere. Setze mich wieder ins Bett. Springe wieder auf. Ich kann mich nicht entspannen. Dabei ist es kurz vor Mitternacht. Das, was sich hier draußen vor meinen Augen abspielt, ist einfach wunderschön, aber irgendwie ungreifbar!
Eine magische Nacht auf Haholmen
Ich sollte mich eigentlich noch einmal anziehen und herausgehen, aber ich habe doch von hier einen Logenplatz auf das ganze Spektakel. Und draußen pfeift der kalte Wind, die Möwen tanzen dazu. Ein junger Typ setzt sich eine Mütze auf den Kopf und baut sein Stativ auf, vielleicht um einen Zeitraffer aufzunehmen. Ich schaue auf die Uhr. Sie zeigt 23 Uhr 45 an. Auf mein Zeitgefühl ist kein Verlass mehr, hier in Norwegen.
Mein Tag war heute lang und intensiv. Ich habe Geiranger früh verlassen, um auf den Dilsnibba hochzufahren, der aber komplett im Nebel versank. Diese Straße hoch wollte ich dennoch mitgenommen haben. Von dort ging es weiter zum Trollstigen und über Molde zur Atlantikstraße, die ja vor einiger Zeit den Ausschlag gegeben hatte, diese Reise zu planen.
Von all diesen Routen, Straßen, Fähren und Erlebnissen möchte ich euch von zu Hause und in Ruhe erzählen. Und euch jetzt mit in mein kleines Paradies für eine Nacht nehmen, in dem Frieden herrscht und das abgeschottet ist von Stress, bösen Gedanken und schlechter Laune. Wie ihr hinkommt? Ihr steigt in ein Boot, das direkt von der Atlantikstraße ablegt und in 4 Minuten übersetzt nach Haholmen Havstuer. Das Auto bleibt an der Atlantikstraße stehen.
Die Atlantikstraße, eine der wahnsinnig prominenten norwegischen Landschaftsrouten, gab den Ausschlag, diesen Roadtrip überhaupt zu unternehmen! Es scheint beinahe unwirklich, dass ich nun hier auf Haholmen sitze und direkt auf die Brücke schauen kann. Und das zur Mittsommernachtszeit!
Haholmen ist eine 5 Hektar große, alte Fischersiedlung aus dem 18. Jahrhundert. Heute sind die Häuschen als Unterkunft buchbar. Die ganze Siedlung gehört zu den Classic Norway Hotels. An der Westseite der Insel beginnt das offene Meer, auf der Landseite liegt ein kleiner Hafen. Viele der Häuschen stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Insel gehörte dem norwegischen Weltumsegler Ragnar Torseth, von dem ich bis heute noch nie etwas gehört hatte.
Alte Aufnahmen, die im Restaurant Häuschen hängen, zeigen ihn mit Fidel Castro und Queen Elizabeth. Jedenfalls liegt im kleinen Hafen hier eine Replica eins Wikingerschiffes, das um 10 Uhr 30 ausläuft.
Meine letzte Etappe bringt mich nach Kristiansund, wo ich den Wagen abgeben werde. Wünscht mir, dass ich bis dahin eine Waschanlage gefunden habe. Die sind hier sehr rar gesät. Heute Abend geht es mit dem Flieger zurück nach Bergen, Morgen zurück nach Düsseldorf, bzw. Köln.
Was ich sicher weiß: Das hier war, ist und bleibt eine unvergessliche Reise …
Wer nicht unbedingt nach Haholmen fahren kann, aber in Norwegen unterwegs ist: unbedingt die Seite ‘Classic Norway Hotels’ ansehen, denn dort sind wirklich wunderschöne und authentische Unterkünfte zu finden und zu buchen. Und dazu gehört meine Unterkunft in Haholmen auch.
Mehr Fotos meines Roadtrips durch Norwegen findet ihr in meinem Instagram Stream: @koelnformat
Diese Reise wird unterstützt von Visit Norway, Innovation Norway, Fjord Norway und Mercedes-Benz.
Dieses blöde Dilemma mit dem Sonnenuntergang ist mir in Ägypten auch widerfahren. Jedes Mal wenn ich mich an Deck des Schiffs wieder hingesetzt hatte bot sich eine andere Szenerie die abgelichtet werden wollte. Ich kam überhaupt garnicht dazu das Spektakel richtig zu genießen 😉 Und dabei bin ich nichtmal jemand der Sonnenuntergangsfotos mag.
@Nina – Genau so! Genau so. Nein, ich auch nicht. Wobei wenn die Möwen durchs Bild fliegen und eine Person im Licht steht, passt es wieder… 😉
Es waren jetzt schon tolle Bilder. Ich freue mich auf den Nachbericht.
LG
Michael
Oh, wie genial!
Also bei so einem Sonnenuntergang hätten wahrscheinlich alle in Deckung springen müssen, während ich mit meinem Stativ in die erste Reise geflitzt wäre. Intervalltimer an die DSLR dran (ihr Nikon-Leuts hab’s den ja schon fest eingebaut, wird Canon-Jünger müssen immer etwas dranbauen) und dann die Vorfreude auf ein geniales Video genießen.
Gibst du den Wagen etwa jetzt schon wieder ab? Ich dachte, es gäbe vielleicht doch noch eine gaaaanz kleine Mini-Gelände-Matschpiste, die du mit der GoPro durchbrettern könntest.
LG Phil
@Phil -jahaha das glaube ich. Der war wunderschön! Ja, den Wagen musste ich wieder abgeben, ich hatte leider nicht mehr Zeit. Next Time! 🙂
Ich werde verrückt wie traumhaft ist das …. so einen Sonnenuntergang und dann noch dazu dieses „blaue Zimmer“. Wenn man die Fotos betrachtet und den Text dazu liest fühlt man sich wie im „Norwegenwunderland“ ach … einfach nur schön. Intensive Momente pur. Klasse!
LG von Dani
Also Heike, bei so einem geilen Sonnenuntergang kann man auch wirklich nicht still sitzen. Tsss! Das dir dieser Gedanke überhaupt erst gekommen ist. Nur gut, dass du doch noch auf dem richtigen Weg zum Fenster warst und für uns diese Fotos mitgebracht hast. Wäre auch zu schade drum gewesen 🙂
LG Christina
@Christina – 😀 Ich hatte ja einen Logenplatz. Obwohl, wenn ich vorher gewusst hätte, wer da am Stativ steht, hätt ich vielleicht doch ein Pläuschchen gehalten. Hihi.
[…] ihr auf der Insel, so wie ich für eine Nacht, kommt ihr abends allerdings auch nicht mehr weg. Es sei denn ihr ‘bestecht’ den […]