Wer mit Kindern verreisen will, wird früher oder später mit dem Auto in den Urlaub fahren. Nicht nur weil die Kosten für 3, 4 oder gar 5 Flugtickets zu Ferienzeiten ein fettes Loch in das Reisebudget schlagen, sondern auch damit die lieben Kleinen die Welt über die Straße erfahren und lernen, dass zum Beispiel Frankreich NICHT um die Ecke liegt, sondern man ganz schön viele Kühe und Pferde zählen muss bis man ankommt. Die Eltern lernen, dass sehr viel Zeit bleibt, um quengelnde Kinder zu beschäftigen.
„Mamaaa! Wann sind wir dahaaaa?“
Klar gibt es immer mal wieder diese Momente, in denen ich mich frage, was zum Henker ich mir bei so einem Trip eigentlich dachte! Geschrei von hinten, der Versuch der problemlösenden Blicke meinerseits in den Rückspiegel, kurze Ablenkung von der Straße – und ZACK einmal kurz nicht aufgepasst – geblitzt. Das ist mir ohne scheiss auf diesem Trip 3 Mal passiert. Was nicht heißen soll, dass ich hier die Schuld von mir weisen will. Nein, nein. Der GLK verfügte zwar über verschiedene automatische Sicherheitssysteme – dazu ein anderes Mal mehr – aber eine automatische Blitzererkennung mit Warnton gibt es dann leider doch nicht.
Wie ihr seht, DAS hier ist noch NICHT der Teil mit der INSPIRATION für einen Roadtrip.
Verschärfend kam hinzu, dass ich den Jungs ein eisernes Schoko- und Bröselverbot erteilt hatte (es war nicht unser Auto) – DAS machte es nicht unbedingt einfacher da ich mich einiger Bestechungsmaßnahmen entledigt hatte.
Permanente Geschwindigkeitsbegrenzung und Blitzer an jeder Ecke – das reichte aber bei weitem nicht aus, um uns das fahren durch Frankreich bei so einer Landschaft und in so einem Wagen zu verderben. Ich wäre bis nach Südafrika gefahren, den Kindern reichte Frankreich und zurück. Und so lief die Fahrt in die Bretagne eigentlich sehr entspannt.
Warum fahren wenn ich fliegen kann?
Ich bin fest davon überzeugt, dass Kinder während solcher Trips einige schöne oder auch mal nicht so schöne Eindrücke aufsaugen, die sie im Flugzeug und in der Luft eben nicht oder einfach anders erleben. Klar gibt es für Kinder spannenderes, als stundenlang im Auto zu sitzen. Aber ich bin der Meinung, wenn man auf der Straße von A nach B will müssen sie da einfach durch.
Unsere letzte Reise mit dem Auto führte uns Vier also nach Westfrankreich, in die Bretagne. Die Fahrtzeit Köln bis Rennes liegt ungefähr bei 9 Stunden, die wir aber – eher aus Neugier denn aus Notwendigkeit – in Le Havre in der Normandie unterbrachen damit ich mir den Hafen ansehen kann um dort eine Zwischenübernachtung einzulegen.
Hier unsere Route:
Von Köln aus fuhren wir durch die Normandie und legten einen Übernachtungszwischenstop in Le Havre (B) ein. Und zum Glück einen spontanen Stop an Omaha Beach (C). Die zweite Nacht verbrachten wir in Rennes (D). Morgens ging es mit einem Stop am Point du Roselier (E) zur Übernachtung auf einem Bauernhof in Saint Gonnery (F). Wir hielten im schönen Trégastel (G) und übernachteten zwei Mal in Ploumanac’h (H) direkt am Strand. Von Perros Guirec (I) ging es mit dem Boot zu den Sept Iles. Ein weiterer Stop am Cap Fréhel (J) und eine letzte Übernachtung in Saint Malo (K). Rückfahrt nach Köln.
Zurückgelegte Strecke ca. 2600 Kilometer
Spritverbrauch etwa 7,6 l pro 100 Kilometer
Nach der Übernachtung in Le Havre ging es über Omaha Beach in der Normandie – was ein Erlebnis! – weiter in die Universitätsstadt Rennes, die Hauptstadt der Region und das Einfallstor zur Bretagne. Hier leben viele junge Leute leben hier und so erlebt die Stadt einen Aufschwung. Wer natürlich auf der Suche nach dem Meer ist, wird hier leider nicht fündig, dafür aber hat Rennes eine wirklich niedliche Altstadt zu bieten mit windschiefen Häuschen und einem munteren Leben in den kleinen Gässchen.
Mich hat die Stadt allerdings nicht geflasht. Auch wenn ich abends zum ersten Mal eine echt bretonische Speise kennenlernen durfte: einen Crépes Galette, eine meist herzhafte Version des Pfannkuchens, den wir hier kennen. Der Teig besteht nur aus Buchweizen, Salz und Wasser und bekommt daher eine leicht gräulich-braune Farbe. Er wird so zusammengelegt, dass in der Mitte die Füllung herauslugt.
Den Jungs war es wieder mal zu fremd. „Uah kenne ich nicht, mag ich nicht“ aber ich fand meine Version mit vielen Zwiebeln und Jakobsmuscheln sehr lecker. Hier ärger ich mich wieder über meine miesen fanzösisch Kenntnisse, denn der Koch lugte während wir aßen ganz gespannt aus seiner Küche heraus und war neugierig wie wir auf das bretonische Dinner reagieren. Wir antworteten mit Händen und Füßen.
Mit die wichtigste Frage bei Roadtrips: wo parke ich das Auto über Nacht? Und wohl in jeder Beziehung DER Garant für Streit. Man kommt an, es ist spät, kennt sich nicht aus und geht erst einmal auf Parkplatzsuche. Und in unserem Fall mit nicht einmal einem kleinen Wagen. Aber in Rennes gibt es eine gute Lösung – wir stellten den Wagen sicher (so dachten wir) im Parkhaus des gegenüberliegenden Ibis Style Hotels am Bahnhof ab, für 12 € pro 24h. Allerdings parken und fahren die Franzosen gern mal auf Anschlag und so hatten wir Pech und unser Leih-GLK von Mercedes Benz am nächsten Morgen einige ordentliche Kratzer an der Stoßstange.
Ich war einer mittleren Krise nahe, da das Schätzchen einfach nicht mein Auto war, beruhigte mich erst als ich bei der telefonischen Schadensmeldung von der sehr freundlichen Dame von Mercedes Benz hörte:
„Können Sie denn mit dem Wagen noch weiterfahren?“
„Naja, öhm, es sind dann doch nur ein paar Kratzer…“
„Ja, dann ist das doch überhaupt kein Problem. Wir haben doch bald Ostern. Entspannen Sie sich.“
<3
Wir verliessen Rennes in Richtung Küste und tourten 4 Tage durch die Bretagne. Sicher, mehr Zeit könnte man immer gebrauchen…
Was macht die Bretagne aus?
Die Bretagne besticht mit einer schier unglaublichen Küste! Steilklippen, strahlendblaues Meer, stramme Wellen, heftige Winde. Dazu die mit 14 Metern Höhenunterschied fast brachialsten Gezeiten der Welt. Naturreservate, auf dem Trocken liegende Fischerboote, dazu die Granitküste, die aussieht als hätten Riesen mit gewaltigen Felsbrocken Murmeln gespielt und am Ende nicht aufgeräumt. Ein Paradies für Kinder, das ihnen erlaubt, zu rennen, zu klettern und die Natur hautnah zu erleben. In der Vorsaison recht einsam, macht die Bretagne in den Hochzeiten den Besucherscharen der Côte d’Azur Konkurrenz.
In den wenigen Tagen haben wir nur einen kleinen Teil der Bretagne erlebt, aber zu den Orten, die ich unbedingt für einen längeren Aufenthalt empfehlen kann, zählen Perros Guirrec sowie St. Malo.
Perros Guirec und Ploumanach
Perros Guirec ist ein kleiner Ort direkt an der Küste. In der Vorsaison eher verschlafen, entfaltet es in der Hauptsaison seinen Seebad-Glanz. Feudale Villen prägen die Hänge. Großes Thema ist, dass der Zweitwohnsitz von Dieter Hallervorden hier liegt (WOW ein echtes Schloss!!!) sowie das ehemalige Haus von Gustave Eiffel. Mich hat beeindruckt, dass unser Hotel, das Hotel Saint Guirec, wirklich sehr kinderfreundlich war und direkt am Strand lag. Also wirklich direkt am Strand. Ich verkniff mir gerade noch, die Allradfähigkeiten des GLK im Sand auf die Probe zu stellen – wobei der Sand ca. 50 cm vom Parkplatz entfernt war. Und während in unseren Gärten vielleicht die ein oder andere Hecke wächst, liegt in den Häusern hier eben ein hausgroßer Hinkelstein.
Vom Frühstücksraum aus sahen wir mit offenen Mündern dem sich ständig verändernden Meeresspiegel zu. Nur wenige Meter entfernt begann der berühmte Zöllnerpfad, der im 19 Jahrhundert dazu diente, Piraten und Schmuggler abzufangen. Ein 4,4 Kilometer langer und großartiger Abenteuerweg für die Jungs, der bis nach Ploumanach führt.
Dort legen bei gutem Wetter die Ausflugsboote ab, die zu den Sépt Iles fahren – ein unbewohntes, fantastisches Naturschutzgebiet, in dem etwa 20.000 Basstölpel brüten, man Papageientaucher und sogar Kegelrobben sehen kann! Und wir hatten Glück!
In der Korsarenstadt Saint-Malo
Hätte ich geahnt, was mich in Saint Malo erwartet – ich wäre länger geblieben! So lag diese unfassbar beeindruckende Stadt am Ende unserer Reise und uns blieben nur 24 Stunden hier.
Meine erste Lektion in Saint Malo: fahre besser nicht mit dem Auto in den historischen Stadtkern sondern parke es es außerhalb der Festungsmauern. Befahr-verordnungen, Einbahnstraßen, monströs enge Gässchen plus Fußgängerzonen machen eine Fahrt durch die historische Altstadt zu einem echten Abenteuer und ich war froh als wir den Weg wieder raus gefunden hatten.
Die spannende Geschichte von Saint Malo könnt ihr hier nachlesen aber was die Stadt so atemberaubend macht, ist das Gefühl, das einen ereilt, wenn man durch die Gässchen ‚Intra Muros‘ läuft, über das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster, also genau dort wo früher schon wilde Korsaren herüberhumpelten auf dem Weg zu ihrem Schiff und ihrem nächsten Beutezug.
Zwar wurde die Stadt im Krieg zu etwa 85 Prozent zerstört, aber Saint Malo gelang es, die Häuser anhand von alten Plänen möglichst Originalgetreu wiederaufzubauen. Und so bleibt dem Touristen nahezu verborgen, dass manche Häuser erst wenige Jahrzehnte stehen.
Mein Übernachtungstipp in Saint Malo – das l’Accroche Coeur
Wir hatten das große Glück in einer wunderbaren Unterkunft zu übernachten. Inmitten der Mauern, in einem Haus von 1623. Erbaut von einem Schiffsbauer an seinen freien Tagen. Es überlebte den Krieg unversehrt und wurde mit Liebe im Jahr 2012 komplett saniert und in ein luxuriöses 4 * Bed & Breakfast umgebaut. Dank einer Sondergenehmigung und einer Vielzahl von Rauchmeldern durfte sogar das hölzerne Treppenhaus bestehen bleiben, das sich um einen riesigen alten Schiffsmast rankt. Ich habe so etwas noch nie gesehen und kam aus dem Staunen nicht heraus.
Nathalie und Jean Noel, die Besitzer des Hauses und der Pension, haben das Gebäude bis ins kleinste Detail durchgesignt. Dabei den historischen Wurzeln des Hauses gebührend viel Raum eingeräumt und das Haus mit vielen Kunstwerken ausgestattet. Während die beiden ganz oben wohnen, vermieten sie die Zimmer in den unteren Etagen. Empfangsraum und Treffpunkt für alle ist der Wohnraum im Erdgeschoss samt Kamin, großer Tafel für das Frühstück und urgemütlicher Sitzecke.
Mit den Kindern bewohnten wir zwei miteinander verbundene Zimmer – so kamen wir alle in den großen Luxus, dass die Jungs ein eigenes Zimmer hatten und sogar eine riesige Spielecke samt Büchern. Verlässt man das Haus, so steht man mitten in der Altstadt, inmitten der Festungsmauern, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Nathalie und Jean Noel, der auch deutsch spricht, können nicht nur mit super Tipps rund um die Stadt oder die Region dienen, sondern haben wahnsinnig tolle Geschichten auf Lager, und man möchte ihnen am liebsten stundenlang bei einem Glas Wein vor dem Kamin zuhören.
Und das Frühstück am nächsten Morgen stellte alle bisherigen locker in den Schatten…
Eine eigene Website hat das Bed & Breakfast leider noch nicht. Wer hin möchte, sollte so frühzeitig wie möglich buchen. Die Kontaktdaten und mehr Fotos findet ihr hier.
Diese Reise wurde unterstützt vom Comité Régional du Tourisme de Bretagne, dem Office de Tourisme de Saint-Malo, Atout France und Mercedes Benz.
Ach Frankreich… immer wieder schön! Ich frag mich immer, wie Franzosen das so handhaben, wenn sie ein neues Auto haben… weil heil bleibt das da ja nich lange 😀
@Yvonne – Als ich auf den Parkplatz fuhr, hatte ich GANZ KURZ darüber nachgedacht, mich einfach mitten drauf zu stellen, so dass keiner neben mir stehen kann. Entschied mich dann doch dagegen. Aber wie man sieht… 😉
Minis konnte man in Frankreich früher nur mit der extra Chrom-Stosstange (oder Stahl?) kaufen. Vielleicht auch heute noch empfehlenswert 😉
@Matze – Kann man das dann trotzdem rot lackieren? 😀 Mein Vater parkt auch gern mal auf Anschlag. Ich werde mir mal seine Stoßstange näher ansehen.
Danke für den tollen Bericht.
Mein Lieblings-Erlebnis „Roadtrip mit Kindern“ ist noch immer der mit unseren (drei) Kindern von Leipzig nach Lille – wir sind mit den Kindern morgens aufgestanden, haben gesagt: „Packt Spielzeug für eine Woche ein“ und sind los. Die Kinder wussten von nichts – und ich bin die gesamte Route durchgefahren, weil die Kinder nicht stoppen wollten – die sassen nur im Auto, saugten die Landschaft draussen auf, kommentierten alles und waren den ganzen Weg über in großartigster Laune. Wundervoll.
Aber grundsätzlich kann ich mich nicht beschweren – wir fahren regelmäßig von Leipzig nach Schweden; immer über die Brücke Kopenhagen-Malmö; und die drei sind tapfer und gut drauf … 🙂
@Thomas – Mädchen? 😀
Zwei Jungs und als Geschenk in der Mitte ein Mädchen 🙂
@Thomas -Ah. Wow. 😀 Dann klingt der Trip in der Tat sehr entspannt, bei uns ist mehr Lametta. Haha! Aber ich bin gerne auf der Straße unterwegs, auch deshalb weil ich dann einfach Zeug in den Wagen werfen kann und nicht Koffer-Tetris spielen muss…
bleibt aber auh noch die Kreuzfahrt…da kann man die Kinder sozsagen am Eingang abgeben und am Ausgang wieder abholen…
lg
Claus
@Claus – unsicher, wie du das meinst. Eher positiv oder negativ?
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Sehr sehr schöne Fotos – absolut authentisch und süße Kids!
Ich LIEBE Frankreich – da wollen wir auch bald mal mit unserem Zwerg hin 🙂
Herzliche Grüße von Elischeba
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Hallo Heike !
Bei der nächste Gelegenheit wäre es vielleicht möglich noch weiter die Bretagne zu zeigen. Ich komme aus Plouguerneau, und habe noch ein Sommerhaus für 5 Personen : http://www.ferienhaus-in-der-bretagne.jimdo.com und finde nicht nur die Abers Region zu zeigen wäre echt toll aber die ganze Finistèren Kusten bis in der Morbihan und Rückreise über die Loire Schlösse
Lg,
Sylvie
Hallo Sylvie,
Generell mögen wir Blogger es ja nicht, wenn Leser Links zu ihren Angeboten in die Kommentare setzen. Deinen mag ich aber. 😉 Schönes Häuschen!
Bretagne ein wunderschöne Gegend. Mit Kindern gibts so viel zu entdecken und ist eigentlich überall empfehlenswert. Allein die Gezeiten können Kinder ( und Erwachsene) stunden/tagelang fesseln. Wer schon eine stürmische Bretagne erlebt hat, verliert sein Herz total in der Bretagne. Natur pur, zum Erholen,man spürt die Ruhe, sehr freundliche, offene Leute ( da hat man allerdings ein Vorteil, wenn man die Sprache einigermassen versteht und spricht). Die zwei von Ihnen genannten Orte sind eher touristisch. Wer gerne etwas mehr von der Bretagne spüren möchte, darf sich durchaus in kleinere Orte wagen. Da locken einsame Strände und grandiose Küstenwanderwege und überaus herzliche Bewohner. Die Zeit scheint stillzustehen. Mit dem Auto hatten wir nie etwas, viele Franzosen fahren inzwischen neue, schöne Autos und haben somit auch ( mehr) Sorge.
[…] haben mit dem Auto auch die Bretagne mit Kindern erkundet. Schaut doch mal […]