Was für die Norweger ein kleiner Ausflug an einem x-beliebigen Samstagnachmittag ist, ist für uns Kölner und Stadtkinder ein echtes, kleines Abenteuer in einem Land, das ich mir in meinen Träumen genau so vorgestellt hatte. Wir staunten nicht schlecht als uns Fredrik von Camp Soon mit einem echten Hai-Boot abholte. Ein praktisches, kleines Boot mit aufgemalten Haizähnen. Die Jungs waren sofort begeistert. Wir checkten aus unserem Hotel, dem Son Spa im Örtchen Son aus, das direkt am Oslofjord liegt, nicht einmal eine Autostunde von Oslo entfernt.
Fredrik war unser Guide für den frühen Nachmittag und bot uns einen ganzen Strauß von Outdooraktivitäten an, wie Stand Up Paddling über Tauchen bis hin zu Kanufahren. Beim Angebot, mit ihm in seinem kleinen Boot auf eine benachbarte Insel zu fahren um dort Muscheln und Krabben zu fischen, schlugen wir sofort zu. Diese Option erschien mir auch als die Safe-Version, wenn ich beide Kinder wieder mit nach Hause nehmen wollte.
Wie sehr man eigentlich Stadtmensch ist, wurde mir umso mehr bewusst als es auf das Boot ging. Leichtfüßig kann ich meinen Balanceakt nicht gerade nennen, aber niemand flog ins Wasser. Tim übernahm das Steuer und lenkte das Boot mit ein wenig Hilfe aus dem kleinen Hafen. Mit breitem Grinsen gab er Gas. Es dauerte nicht lang, und wir hatten die Insel erreicht. Fredrik manövrierte uns zwischen dicken Steinen hindurch in eine kleinen Bucht.
Ein wunderschöner Ort, der nicht real erscheint mit seinem kleinen Strand, den kreischenden Möwen und den alten, roten Fischerhütten auf den Felsen. Eine dürfen wir nutzen. Genauso habe ich mir Norwegen immer vorgestellt. Auch in meinen Träumen waren die Fischerhütten rot, das Wasser rau, der Wind stark und die Landschaft einfach traumhaft. Während Fredrik seinen Hai an Land zog, starrte ich auf dieses Fleckchen Erde, als wäre es bald nicht mehr da.
Wir stiegen ähnlich elegant aus wie wir eingestiegen sind, dann ludt Fredrik sein Equipment aus, das aus einem halben Taucheranzug besteht – die andere Hälfte hat er bereits an – einer riesigen Harpune, allerlei Körben und einer Tasche.
Die Jungs pesten über die Insel, sprangen über Felsen, warfen Steine ins Meer. Gebremst nur von einer Horde brütender Vögel, die der Angst um ihren Nachwuchs mit einem lauten Schimpfen Ausdruck verliehen. Während das Wetter hier in Soon am Morgen noch sehr sonnig war, zogen nun langsam Wolken auf. Der Wind zog ordentlich und wir alle bewunderten unseren Guide, der schon an Land nur im dünnen T-Shirt vor uns stand, jetzt aber dabei war, in kompletter Neopren-Montur samt Tauchgürtel, Harpune und großem Messer am Bein ins 9 Grad kalte Wasser zu steigen. Ich war nicht böse, dass er für mich keinen Anzug dabei hatte. Mats hatte nur Augen für Messer und Harpune.
„Wofür brauchst du so ein großes Messer?“
„Damit ich mich selbst los schneiden kann, falls ich mich beim Tauchen in einem Fischernetz verfange.“
Mit genau diesem Messer schnitt Mats wenig später die Frühlingszwiebeln, die Frederik zusammen mit Öl, Apfelsaft, Knoblauch und Chili mitgebracht hatte, um daraus einen Sud zu machen für unser Muschelessen. Denn nach etwa 20 Minuten im Wasser hatte er zwei Hände voll große Miesmuscheln gefunden und an Land gebracht. Der kleine Bunsenbrenner war schnell aufgestellt, die Muscheln gereinigt und der Sud im Topf. Fertig war das Picknick. Nicht viel später genossen wir die bisher frischesten Muscheln, die ich je gegessen habe. Alle hatten sich beim Kochen geöffnet.
Selbst Mats, der schon Fisch nicht sonderlich viel abgewinnen kann, und Muscheln bisher gar nichts, schlug zu. Aber vielleicht liegt es wirklich daran, dass er den ganzen Weg der Muschel – vom Wasser bis in den Kochtopf – mitverfolgen konnte. Tim probierte, aber liess seine Muschel dann wieder im Oslofjord schwimmen.
Rechtzeitig mit den großen Regenwolken hatten wir den Hafen am Hotel wieder erreicht.
Herzlichen Dank an Frederik Holst von Camp Soon sowie Visit Norway, Innovation Norway und Visit Oslo für die Unterstützung bei dieser Reise.
Eine echt schöne Geschichte über die Sachen um Oslo herum. Thx!
Oslo scheint übrigens irgendwas gegen Touristen zu haben. Mein erster Besuch war im Februar (ok, ich hät’s wissen können …) und ich wurde von brutalstem Schneegestöber und zweistellig-negativen Temperaturen empfangen.
Außer mir war fast kein Mensch und schon gar kein Tourist unterwegs und so hatte ich fast die ganze Stadt für mich allein. Auch ok =]
Bei den exorbitanten Verpflegungs- und Übernachtungskosten habe ich’s fast genau so gemacht wie du: Blind an der Kasse die Kreditkarte durchziehen und bloß nicht auf die Zahlen und Ziffern gucken.