Das Jahr galoppiert im Affenzahn vor sich hin. Es scheint die Zeit gekommen zu sein, in der man viele richtige Entscheidungen treffen, aber auch total in die Scheisse greifen kann. Also weiter auf der Hut sein. In den letzten Wochen – meine Reise nach Istanbul trug einiges dazu bei – sind mir ein paar Dinge klar geworden über die Art, wie ich reisen möchte, bzw. nicht reisen möchte. Ist die Zeit knapp, muss man sich fokussieren. Mit Kindern sowieso.

Ich hörte mich Reisen absagen nach Südafrika, Malaysia, Mauritius, den Seychellen und La Réunion. Der Traum, China und Japan zu sehen, bleibt. Hongkong und Macau, Shanghai oder Tokio stehen definitiv weit vorn auf meiner ‚Bucketlist‘. Vor einiger Zeit landete eine Anfrage in meinem Postfach, die ich direkt löschen wollte, weil der Betreff genauso belanglos klang wie der vieler anderer. Zum Glück schaute ich genauer drauf. Ob, wann und was dabei rauskommt, das weiß ich nicht.

Am Sonntag habe ich aus Gründen mittlerweile 2 Flüge zur re:publica. Ich hoffe, ich kann einen von beiden nehmen. Aber zunächst gilt es, das hier zu wuppen: Kindergeburtstage. Und neben all dem wunderbaren Dingen, die das Event mit sich bringt, ist viel zu organisieren.

Er: „X, Y und Z haben gefragt, was sie schenken können!“

Ich:  „Das weiß ich doch nicht!“

Die Jungs wünschen sich nicht viel. Oder sie wünschen sich Dinge, die es in diesem Raum- Zeitkontinuum nicht gibt. Ein schwarzes Pantherkostüm zum Beispiel. Zudem stapeln sich hier die kleinen Playmobil und Legoteile, die eh keiner mehr zu einem Raumschiff zusammenbauen kann. Neulich saugte ich aus Versehen einen Haufen Goldstücke ein, und es fiel nicht einmal auf. Vor zwei Jahren bat ich Oma & Opa, dem Großen nur eine Kleinigkeit zu besorgen, den Rest legte ich zum Budget für unseren London Trip.

Panikkäufe und Harakiriaktionen sind die Folge. Seit ziemlich genau 7  Jahren ist der 1. Mai für mich Großkampftag. Ich schmeisse die ganze Familie aus dem Haus und versuche mich in Kindergeburtstagsvorbereitungen. Kuchen backen, Geschenke einpacken, Chaos eindämmen, Luftballons aufpusten, dekorieren, Kaffee gegen die Müdigkeit und Sekt für oder gegen die Stimmung kippen.

Die Familie hat absolutes Wiederkehrverbot vor dem Abend. Und wehe, sie halten sich nicht daran.

„Heike du klingst so verpeilt.“

Ha. Ja ich BIN verpeilt in diesen Tagen. Das hat einen einfachen Grund: ich wollte gerne Kinder im Abstand von 2 Jahren und ich KRIEGTE Kinder im Abstand von zwei Jahren. Was toll ist! Es sind allerdings EXAKT zwei Jahre Altersunterschied geworden. Das war so nicht abgesprochen. Das bedeuet, meine Jungs werden übermorgen 5 und 7 Jahre alt. Und nein, natürlich sind es keine Zwillinge. Ihr glaubt gar nicht, wie man damit verwirren kann. Vor allem in Spielzeugläden, in denen man Geburtstagskisten befüllen kann. Vorausgesetzt man hat Glück, und eine, nein zwei, sind frei. Und nein, es war auch kein Kaiserschnitt im Spiel oder irgendwelche anderen Planungstools. Es war einfach blanker Zufall. Ein Tag Unterschied hätte hier auch nicht wirklich geholfen. Dann lieber den Treffer landen.

Für die Jungs ist der doppelte Geburtstag total cool. Sie freuen sich zusammen auf den Tag, pusten zusammen Kerzen aus, kriegen sogar große Geschenke zusammen. Kompliziert war das Ganze allerdings an Mats‘ 2. Geburtstag, dem Tag, als der Kurze auf die Welt wollte. Wir wohnten in einer coolen Altbauwohnung in der Kölner Innenstadt, wo niemanden interessierte wie laut die Musik war oder ob die Rolladen oben oder unten waren.

Ich wollte da eigentlich nicht weg. Bis ich wieder mal einen Junkie aus dem Treppenhaus ‚warf‘, mich die Kotze vor der Tür anwiderte und Mats‘ erstes Wort „Müllmann“ war.

Wir lieben Müllmänner! Immer schon.

Ich drifte ab.

Unter heftigen Bauchschmerzen schmiss ich an besagtem Mittag des 2. Mai 2008 unbestimmte Mengen Teigzutaten zusammen und formte daraus einen Kuchen. Offenbar befürchtete ich, alle Gäste müssten einen Hungertod leiden. Während ich mit der einen Hand den Kuchen reinschob, hielt ich mit der anderen Hand das Handy am Ohr und rief ‚vorsichtshalber‘ die Hebamme an.

„Glaubst du, ich sollte kommen?“

„Pöh, also, naja. Es könnte sein, dass es los geht. Ich weiß auch nicht.“

„Ich bin gleich da.“

Minuten später stellte sie fest, dass wir „JETZT SOFORT“ ins Krankenhaus fahren müssen wenn ich das Kind nicht zu Hause kriegen wollte. Zuhause? Hallo? Während der Kinderparty?! Nix wie weg!

„Heike, kriegst du das hin?“

„NATÜRLICH.“ Diese andere Option war einfach keine Alternative. „HOL DEN WAGEN!“

Ich hörte noch, wie ich mich verabschiedete. „Bis später!“ Bloss nichts anmerken lassen.

„Wo geht sie hin?“

„Sie kriegt ein Kind.“

WTF.

Ab diesem Zeitpunkt lief es unrund. Alle Ampeln rot.

Ich: „WEHE DU HÄLST!“

Er: „Aber da kommt eine Straßenbahn und die Ampel zeigt rot!“

Ich: „FAHRRRRR!“

Es war die beschissenste Autofahrt meines Lebens. Die Hebamme hatte mehr Respekt vor dem Verlust des Führerscheins und blieb vor den roten Ampeln stehen. Ich verfluchte sie. Wir rotzten den Wagen wie in diesen ollen Dokus direkt vor das Krankenhaus und hinkten rein. Jemand wollte mir einen Rollstuhl rüberschieben. Haaaar. Auf keinen Fall!

Zum Dank war der Fahrstuhl natürlich brechend voll. Na toll. 398 Augenpaare auf mich gerichtet. Das erinnerte mich an einen Film. An welchen, fiel mir nicht ein.

„Sie kriegt ein Kind.“

Ich erntete verständnisvolles Raunen. Orrr.

Und wenn sich die scheiss Tür nicht bald öffnet GENAU HIER IM FAHRSTUHL!!!

Es war Zeit für nix. Die Hebamme hatte endlich einen Parkplatz und los gings. Zwei Stunden später waren wir wieder zuhause und stellten Tim bei einem Absacker den letzten Gästen vor.

Und nun springe ich 3 Jahre vor. Damals wollte ich noch Supermama sein. Jedes Kind sollte seine Muffins – MUFFINS ausgerechnet und natürlich gepimpt – im Kindergarten verteilen können. Das bedeutete: es waren knapp 50 Stück erforderlich. Ich hatte nur ein Blech. Kaufte ein zweites und dachte ich wär schlau. Nur zwei Backvorgänge und so. Dummerweise passten sie weder nebeneinander noch übereinander. Es klappte nix. Am Ende, in etwa gegen 23 Uhr, standen 48 Muffins in der Küche. Mit vor Müdigkeit nur noch einem geöffneten Auge versuchte ich die viel zu schweren Dinosauriergummibärchen mit viel zu flüssigem Zuckerguss an den noch zu heißen Muffins fest zu kleben. Aus meiner Verzweiflung wurde gegen Mitternacht Gleichgültigkeit. Ich kaufte morgens beim Bäcker die fehlenden 2 Muffins nach und die Jungs marschierten los.

Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Seither fahre ich das Nicht-Supermama-Seinwollen-Programm.

18 Gedanke zu “Was geht ab auf Köln Format – Feiertagspost mit Kindercontent”
  1. Das… äh… das mit den 2 Stunden später wieder zu Hause und beim Absacker vorstellen… das ist ein Scherz, oder? Auweia. AUWEIA.
    Und ich fand mich da schon großartig in den Ligurischen Bergen im Sturm unter Spinnen und so… Das ist ja nen Schiss dagegen.
    Also, öhm, ich geh dann ma wandern oder so… und zieh am Muttertag mal wieder den Hut vor allen Müttern der Welt. 😉

    1. @Inka – Hahaha! Nein, überhaupt kein Witz. Es gab zum Glück keinen Grund, länger zu bleiben. Ich stehe ohnehin gar nicht auf Krankenhäuser. Ich bin neugierig, was du mit ‚unter Spinnen‘ meinst… ! 🙂

  2. Suuuuuper! Heike, das ist mal ein Bericht so richtig aus dem Leben gegriffen. Best post ever. Wie schon gesagt: That`s life.
    Ich erlebe das alles (ausgenommen die Schwangerschaft *grins*)gerade zum zweiten Mal, in der Softversion, als Opa. Was bedeutet, ich kann den Film, wenn er mal zu heftig wird, stoppen und die Kids wieder zurückgeben.
    Ich wünsche dir und deiner Familie noch viele aufregende Kindergeburtstage.

    Grüße vom Bodensee
    Udo

  3. Mensch, Wahnsinn! Wie verrückt es ist, dass die Süßen wirklich am „gleichen“ Tag geboren wurden. Zum Einen sicher absolut stressig, aber andererseits hast du dann den Rest des Jahres Ruhe. Oder: Zeit, dich auf die Weihnachtsgeschenke zu konzentrieren…! 😉 Nebenbei gesagt wäre das alles sicher viel grausamer, hättest du zwei Mädchen. Dann müsste alles an diesem einen Tag doppelt pink sein!

    & Absagen für Südafrika, Malaysia, Mauritius, den Seychellen und La Réunion – das tut mir ja im Herzen weh! Ein Traum, mal auf die Seychellen zu fliegen. Generell mal wieder am Meer zu sein.

    1. @Fräulein M – Du hast dein Profilbild geändert auf Instagram oder? Das hat mich kurzzeitig verwirrt. :-)) Mir das tat das auch im Herzen weh, aber so bescheuert es klingt, für 4 Tage an den Strand ans andere Ende der Welt zu fliegen, kann ich mir zeitlich nicht leisten. Und du hast natürlich recht, bis Weihnachten ist Ruhe…

  4. Wahrlich aus dem Leben geschrieben. Echtes Organisationstalent, das muss man sagen. Und ich finds cool, das beide an einem Tag Geburtstag haben. Ich hab ja heute Geburtstag. Und finde es gerade in diesem Augenblick mal schön, Zeit für mich zu haben. Mal herumhängen, mal nix tun (außer Berge von Wäsche zu waschen :D) und einfach mal das zu tun, worauf ich Lust habe. Als Kind hatten wir IMMER die Bude voller Gäste und das obligatorische „HACH KIND, WAS BIST DU GROSS GEWORDEN“ hallt immer noch in meinen Ohren. Ich hätte lieber mit Freunden den ganzen Tag draußen herumgetollt. Aber ich drifte ab. Ich wünsch deinen beiden Jungs einen wunderschönen Geburtstag und dir einen nicht allzu stressigen Vorbereitungstag. Lass es dir gut gehen…

  5. Nicht-Supermama-Seinwollen-Programm klingt mehr wie vernüftig … ein Blogpost mittten aus dem Leben, super klasse. Irgendwie passt es und Deine zwei Jungs werden Dich dafür lieben. Coole Sache das Timing so hinzubekommen, alle Beide an einem Tag Geburtstag 🙂
    Habe mir das Programm „Nicht-Supermama-Seinwollen-Programm“ auch sehr schnell angewöhnt und es fluppte super.
    LG sendet Dir Dani

    1. @Dani – <3 Hier sind alle um mich herum Super-Mama. Daher ist es nicht ganz einfach. Ich freue mich immer so, dich zu lesen. -)

  6. Wie ich dir schon sagte, du solltest es bei solchen Glückstreffern mal mit Lotto spielen Versuchen.

    Viel Erfolg dir/euch morgen zum Kindergeburtstag und morgen auch Happy Birthday an die Jungs. Ich hab das zwei Wochen später vor mir, in der, wie Udo sagt, Softversion – mit einem Kind.

    LG Christina

    1. @Tina – Vielen Dank! Ich glaube, ich kann meine Panik runterfahren. Ich habe vor 2 Jahren mal einen ‚krassen‘ Dinosauriergeburtstag gefiert mit 398 Kindern und Erwachsenen (gefühlt), Expedition zum Dinoskelett, Ausgrabung im Sandkasten und keine Ahnung was noch – dass ich jedes Jahr denke, es wird wieder so krass. Vor Schreck haben wir letztes Jahr gar nicht gefeiert. (öhm) Ah, ein Kind ist wie Urlaub. Weiß man nur leider nicht wenn man nur eines hat. Das ist der Haken an der Sache. Liebe Grüße nach nebenan 😉

  7. Ich hatte dich letztens schon bewundert, daß du mit Kind in Istambul warst, jetzt staune ich noch mehr. Aber es gibt sie anscheinend Frauen die keinen Schlaf brauchen und nicht nur multitasking sondern sogar trippeltaskingfähig sind ;-). Nein nein, ist nicht ganz ernst gemeint, aber es soll Familien geben, die planen den Urlaub 4 Wochen im Voraus, um nur nichts zu vergessen (von der Socke bis zum Fieberthermometer), deine Jüngsten haben vermutlich die Stärke der Mama abbekommen ;-).

    LG
    Michael

    1. @Michael – 🙂 Ich habe jetzt länger überlegt, was genau du mit Trip meinst. Ich bin so auf Reisen fixiert. Aber du meinst den Trip ins Krankenhaus (oder?) Ja, 2fach Mamas sind da entspannter. Ich weiß gar nicht ob wir überhaupt was dabei hatten, wenn ja irgendwelches Zeugs. Immer ans Gute glaubend. 😉 Und vielen Dank für deine Worte!

  8. man Heike was musste ich schmunzeln. Erwarten unser drittes Kind bald und hoffen nicht das der Geburtstag mit dem des zweiten zusammenfällt. Aber Hut ab vor deiner Leistung. Frage mich wie du das alles so unter einen Hut bekommst. Es liest sich bislang alles immer mehr oder weniger einfach 🙂
    Ich bin gerade so verpeilt, also wann haben deinen Buben jetzt Geburtstag? Gestern, heute oder morgen?…

    LG
    Chris

    1. @Chris – waaaaah das dritte?! Na dann Hut ab vor euch! 🙂 sie haben HEUTE Geburtstag und sind gerade mit Kuchen und Eis bewaffnet in Schule und Kiga gezogen. Klar bleiben hier andere Dinge auf der Strecke, so viel ist sicher. 😉 und jetzt: KUCHEN BACKEN. (Wann bist du also seid ihr denn ausgerechnet?)

  9. @Heike meine jetzt noch Kleine bald vierjährige hat am 21. Mai und das Baby darf genau ab diesem Tag kommen um nicht mehr als Frühchen zu gelten und kann somit im Geburtshaus auf die Welt zu kommen, wie seine Schwestern auch. Termin ist eigentlich um die Mitte Juni rum…wir sind gespannt

    Einen herzlichen Glückwunsch, alles Gute, Gesundheit, Spaß und Freude für deine Jungs und eine schöne Feier. Ist echt spannend euch hier über den Blog zu verfolgen.

    LG
    Chris

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