Jetlag ist ein Arschloch. Ich hatte kurz darüber nachgedacht, ob ich diesem Post eine derartige Überschrift verpassen sollte, mich dann aber doch AUS GRÜNDEN dagegen entschieden. Was aber bleibt ist die Tatsache, dass ein fieser Jetlag ein Arschloch ist. Seit gut einer Woche bin ich von meinem unglaublichen Roadtrip mit Mercedes Benz quer durch die USA zurück in Köln und immer noch packen mich unglaubliche Müdigkeitsattacken, die dazu führen, dass mir gegen Mittag regelmässig mindestens ein Auge zufällt. Ich glaube, ich bin sogar schon vor dem Rechner in Sekundenschlaf gefallen. Und wieder hochgeschreckt. So schlimm war es nicht mehr, seit ich nachts nicht durchschlafen durfte weil die kleinen Herren ständig wach wurden. Mein Körper hängt also noch in irgendeiner Zeitzone fest zwischen Los Angeles und Chicago und versucht mich mit fiesen Attacken zum Schlafen zu kriegen. Ich spüre aber, es ist Besserung in Sicht.

Mitte der Woche sind auch die Jungs und Lena von der Autoshow aus Detroit wieder in Deutschland aufgeschlagen. Ihr Rückflug muss eine Mischung aus dem ‚coolsten ever und dem beschissensten ever‘ gewesen sein. Trotz Lufthansa Flynet Wifi habe ich aber nicht mitbekommen warum. Vielleicht klärt mich noch jemand auf.

Und so gibt es zur Zeit eine Menge zu lesen von allen. Wie bei Jan von Auto Geil, der unsere Route aus seiner Sicht noch mal zusammenfasst, weil unterwegs einfach keine Zeit war.

#mbrt13 Tag 2 Flagstaff – Grand Canyon – Amarillo

#mbrt13 Tag 3 Amarillo – Oklahoma City – Springfield

Solltet ihr unbedingt lesen! Ich habe auch schon gut gelacht.

„Der erste Stop beruht auf einem persönlichen Wunsch von mir. Ich bin auch vollkommen hin und weg als ich die Cadillac Ranch erblicke, während meine Kollegen murren, dass man für den Haufen Schrott im Matsch nun wirklich nicht eine Stunde früher hätte aufstehen müssen. Pffff. Seis drum. Kulturbanausen.“

Ja, diese bekloppte Ranch. Bei aller Liebe. Hier kam mein ‚Autoblogger-Verständnis‘ doch an seine Grenzen. Morgens um 7 bei einem Windchill-Faktor von gefühlt -15 Grad durch knöcheltiefen Matsch zu waten und verrostetete und besprühte Cadillacs zu besichtigen, die irgendjemand mit der Schnauze voran in den Boden gerammt hatte? Pffff. Zumal mich Mr. Mathias von 2Famous.TV hier vorgewarnt hatte, dass diese ‚Ranch‘ in seinen Augen völlig überschätzt wird. Ich schoss ein halbherziges Instagram von diesem Moment und kletterte wieder zurück auf den Fahrersitz in die wohlbeheizte E-Klasse.

Ähhhhh
Mein Steuer mein Steuer mein Steuer.

Dieser Roadtrip-Tag war überhaupt einer der verrücktesten. Es war auch der erste, an dem komplett ICH gefahren bin und den guten Björn die ganze Zeit auf den Beifahrersitz verbannt hatte. Und der Tag war lang – nach unserem Aufbruch in aller Herrgottsfrühe in Amarillo (ok, los ging es um 7 Uhr morgens, also deutlich später als sonst) – fuhren wir (und ich) den ganzen Tag durch bis in etwa gegen 23 Uhr. Und während der gute Björn mich am ersten langen Tag nach etwa 14 h Fahrt mit einem fetten Urschrei vom Schlafen auf dem Beifahrersitz abgehalten hatte, dauerte es – als ich fuhr – keine 10 Minuten, bis sein Sitz in der waagerechten war und er pennte. Jaja.

entgleiste Gesichtszüge beim kältesten Tankstop EVER

Und hier kam dann auch mein Trotz zum Vorschein: ich liess das Steuer nicht mehr los bis wir mitten in der Nacht in Springfield ankamen. Und nach meinen verrückten Aktivitäten des Tages, die darin bestanden eine Cadillac Ranch anzusehen, ein Steak zu frühstücken (nicht ich), einen Schrottplatz zu besichtigen, ein Cabrio aus dem Schlamm zu befreien, zu versuchen einen Kaffee zu ziehen in einer Mercedes Benz Filiale in Oklahoma City, zu versuchen, an einer Mautstelle passendes Geld aus dem Auto heraus erst zu wechseln und dann in irgendeinen Schlitz zu werfen (ich schmiss es erst in den falschen und ich glaube wir mussten fast alle einmal aus dem Auto aussteigen dabei) landete ich spät abends in einem – Automuseum.

2 Kilogramm Steak – eine Stunde Zeit. Naaaaa?
die Speisekarte des ‚Big Texan‘ als Andenken gibt es immer noch, Marc
auf dem Weg zum Klo. Äh sorry, Restroom.
<3
ICH. WARS. NICHT. Ich schwöre.
ein SCHROTTPLATZ. Und die neue E-Klasse.

Natürlich landeten die Jungs, Lena und ich nicht in IRGENDEINEM Automuseum. Sondern: im Automuseum von Darryl Starbird. Wer das ist? Ich habe es immer noch nicht gebührend nachgelesen, aber unter Autonarren eben ein sehr bekannter Freak, der seit Jahrzehnten Wagen umbaut und umgebaute Wagen sammelt und am Arsch der Welt in Oklahoma in einem Museum mitten im Nichts ausstellt. Hier findet ihr seine Facebook Fanpage.

Bevor ihr mich falsch versteht: ich mag Freaks, Nerds und Narren! Ok, vielleicht nicht alle. Und ich konnte auch sehr gut verstehen, dass wir trotz fetter Verspätung diesen Termin einhalten wollten. Vor Ort wusste ich dann aber diese Luftblasenwagen nicht richtig wert zu schätzen. Mir gefielen die alten Poster auf dem Klo viel besser und hielt mich wohl über die Maßen lange dort auf. Dann versuchte ich mit gekräuselter Stirn und wissender Mine und ausgestelltem Bein klug über die Fahrzeuge zu grübeln, setzte mich auf eine alte Bank vor einem plärrenden Fernseher, in dem ein alter, knarzender Film lief, der mir Darryl Starbirds Geschichte erklären sollte.

auf Fototour auf dem Klo von Darryl Starbird

Ich gab auf. Und ging zurück an den Thresen, an dem die freundliche, ältere Dame noch stand, die so lange auf uns gewartet hatte um das Museum extra für uns noch einmal zu öffnen. Wie sich heraus stellte, war es die Frau von Darryl Starbird.

Ihr hätte ich gerne 398 Fragen gestellt. Wie lebt es sich mit so einem Auto-Nerd, wie viele Menschen kommen hier ins abgelegene Museum, wie zum Teufel fing alles an. Und wie steht sie zu den Fahrzeugen? Stattdessen bat ich lediglich um ein Erinnerungsfoto und wir lächelten uns zu.

Mrs Starbird <3

Denn schon ging es weiter. Springfield wartete, eine Strecke von noch gut 200 Meilen. Innerlich dachte ich, ach. Du wirst schon noch mal wiederkommen, und DANN… Bullshit. Das wird natürlich NICHT geschehen und ich weiss es so gut wie ihr. Auch wenn ich mir ganz, ganz fest vorgenommen habe, noch einmal nach Oklahoma zu fahren. Seid ihr dort und habt Zeit, besucht das Darryl Starbirds National Rod and Custom Hall of Fame Museum etwa 1 Stunde nördlich von Tulsa, Oklahoma. Und bitte grüßt seine Frau von mir!

JanZZZzzzzz

Am Ende des Tages – nein, eigentlich kurz vor Ende des Tages – ging nicht mehr viel. Und Jan nutzte selbst den ungemütlichsten Imbiss zu einem Powernap. Aber alle sind wir heil in Springfield angekommen. Auch wenn ich – etwas voreilig – bei der Abfahrt nach dem Essen dem falschen roten Auto quer über fünf Kreuzungen hinterher schoss und eher komplett zufällig die richtige Interstate erwischte. Keine Ahnung wann wir sonst in Springfield angekommen wären, die Batterien unserer Walkie Talkies waren da schon leer – und somit hatten wir keine Funkverbindung mehr zu den anderen 5 Wagen. Hehe.

Mehr Lesestoff findet ihr hier:

beim wunderbaren Jens von Rad Ab ‚#MBRT13 – Ich war auf der Cadillac Ranch‘

bei Björn ‚Darryl Starbird Hot Rod Museum Mercedes Benz Roadtrip‘

und bei Teymur ‚Rollin Rollin Rollin‘ mit einigen Videotagebucheinträgen

10 Gedanke zu “Heute gehört das Steuer mir – von Amarillo bis Springfield in der E-Klasse”
  1. Muss da mal was los werden: Danke, dass du uns an den tollen Erfahrungen teilhaben lässt! Durch die Kombination deines Berichts und den tollen Fotos (wie immer!), hat man fast das Gefühlt, dabei gewesen zu sein. #hach

  2. Jetlag. Mein persönlicher „Nichtfreund“. Ich hasse diese Sache. Vor allem mit dem am ersten Tag ja normal einschlafen. Es ist echt doof und bei deinem quer durch die Zeitzonen-Reise noch mehr… Ich hab ja die ganze Zeit auf ihrendwas Nascar-mäßiges gewartet. Da bin ich ja total begeistert von. Toller Bericht, wollt ich noch sagen….! Und halt durch. Kann sich nur noch um Tage mit diesem Jetgedöns handeln…

    1. @Janett – Ja, Nascars. Damit habe ich es ja nicht so. 😉 Der Jetlag ist merklich besser. Aber EINE Woche!!! Hut ab. Sehr hartnäckig das Ding. Oklahoma is is on the list, too. <3

  3. Haha, ja der SCHEISS Jetlag. Ich weiß nicht warum, aber mich erwischt es auch immer nur ÜBELST wenn ich aus USA wieder nach Hause komme. Letztes Jahr hat es bei mir auch ne Woche gedauert bis ich wieder klar denken konnte. Und ich hätte an deiner Stelle dann auch mal n Urschrei losgelassen, wenn dein Beifahrer einfach so einschläft… 😀

    1. @Yvonne – So rum muss extrem gegen den Biorythmus sein. Ich habe den Überblick verloren. Tatsächlich habe ich ihn geweckt, weil ich an den Walkie Talkie wollte, den er festhielt. Hat aber nur kurz angedauert. 😉

  4. Wie immer fantastisch, Heike!

    Ob bewusst inszeniert oder von den Locations tatsächlich ausgestrahlt, jedenfalls haben deine Roadtrip-Bilder einen geilen, nostalgischen Flair 🙂

  5. […] Mal ganz ehrlich, die Fahrt von Springfield nach Chicago hat zu den härtesten Etappen des gesamten Roadtrips gehört – vor allem für mich. Denn meine Beifahrerin Heike und ich, wir hatten uns an diesem Tag ordentlich in der Wolle bekommen und wirklich gesprochen haben wir danach nicht mehr. 8 Stunden Autofahrt. Schweigend. Das kann einem mehr auf die Nerven gehen, als quengelnde Kinder auf einem Interkontinental-Flug in der Sitzreihe hinter einem. Da ich das Problem zwischen Heike und mir aber auch nicht verstand, haben wir es einfach beim “schweigen” belassen.  (Liebe Heike, wenn Du das liest – ich verstehe es noch immer nicht!) […]

  6. Ach der liebe gute Jetlag, wobei ich eigentlich von den USA zurück lustigerweise selten Probleme habe (im Gegensatz von Rückreisen aus SEA) 🙂 Vielen Dank für deine tollen Roadtrip – Berichte und die super lustigen Fotos.

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