Ein „Mutig, liebe TUI. MUTIG!“ schoss mir durch den Kopf als ich erkannte, dass sich vier Varieté Künstler gerade vorne beim Cockpit platziert hatten um eine Flugzeugladung voller Journalisten und Blogger auf dem Weg nach Dubai zu unterhalten und uns binnen Sekunden nach ihrem plötzlichen Erscheinen auf der Bildfläche zum – was wohl – klatschen aufforderten.
Das war zuviel Clichee für mein ohnehin schon seit Jahren gefestigtes Image eines Pauschalreisenfliegers. Ich rutschte ein wenig tiefer in meinen Sitz, um mich von der „Mitmachreihe“ abzusetzen und mich jeglichem Druck des Klatschens- und Anmiertfühlens zu entziehen. Es dauerte ein wenig, aber dann hatten die Künstler die erste Hälfte des Fliegers rum bekommen, und kurz danach irgendwie auch die zweite Hälfte. Ich lugte zwischen den Sitzen durch, gerade rechtzeitig um einen Spagat im Stehen entstehen zu sehen, Sekunden später wirbelte ein Tanzpaar im Takt zur Musik durch den extrem schmalen Flugzeuggang. Dann machte sich ein junger Kerl im blauen Nike Shirt auf den Weg entlang der Sitzreihen und wirbelte dabei wie wild Yoyos durch die Luft. Ich hörte ein leises Zischen überall und alsbald formten sich die wirren Worte zu „wetten dasssssss“ und „Wettkönigggggg“. Bis ich aber die Geschichte dahinter endgültig schnallte, sollte es noch ein wenig dauern.
Da guckt man EINMAL NICHT Wetten Dass.
Es stellte sich jedenfalls heraus, dass wir Dennis Schleussner an Board hatten, den Wettkönig von Wetten Dass, der wenige Tage zuvor vor einem 10 Millionenpublikum und Stars wie Halle Berry oder Tom Hanks seinen coolsten Trick gezeigt hatte und ihnen mit einem Yoyo die Tischdecke so schnell vom Tisch riss, dass Gläser und Besteck stehen blieben. DAS fand ich wiederum cool.
Nach dem offiziellen Empfang am Strand und dem Dinner am ersten Abend in unserem Hotel Jebel Ali, gesellte ich mich rüber an seinen Tisch und wir quatschten über Dubai, Instagram (inkl. eines kleinen Monologs meinerseits bezüglich der Wichtigkeit von Hashtag bei Instagram), Yoyos und Wetten Dass.
Ich erfuhr, dass die Redakteure der Sendung sehr wohl bemüht sind, es dem Wettkandidaten so schwer wie möglich zu machen. Ich erfuhr, dass sie ihre sponsorfreien Klamotten, die sie in der Sendung tragen wollen, vorher einschicken müssen und das natürlich sehr auf (nicht vorhandene) Logos geachtet wird.
„Ich habe mich mit einem Video beworben, dass ich es schaffe eine Tischdecke vom Tisch zu ziehen ohne meine Hände zu benutzen – nur mit Hilfe eines Yoyos. Damals war der Tisch noch so 30×30 Zentimeter breit, kein großer Tisch und auf dem Tisch stand auch nicht allzu viel. Vielleicht zwei, drei Gläser, nur ein Teller oder so, und Wetten dass hat gesagt: Na, es muss ein bisschen spektakulärer sein. Sprich, der Tisch muss größer sein, und es müssen auch mehr Bestecke drauf liegen. Ein Tisch sei zu unspektakulär dann wäre die Wette auch viel zu schnell vorbei.
Dann wollten wir zuerst 5 Tische machen, haben uns dann aber auf 10 Tische geeinigt. Da lag die Zeitangabe noch so bei 4 Minuten, 5 Minuten. Bei den ersten Proben aber haben sie gesagt, wir müssen mit der Zeit runtergehen, du bist da fast zu sicher . Bei der Generalprobe hatte ich noch genau 3 Minuten und hatte das relativ gut geschafft. Für die Sendung hiess es, müssen wir es spannend machen, also hatte ich nur noch 2 Minuten und 30 Sekunden. Und das war wirklich sehr knapp. Denn ich muss mich vor jedem Trick extrem konzentrieren und hab das wirklich in den letzten 4 Sekunden geschafft. Grandios!“
Am Ende gewann er nicht nur seine Wette, sondern wurde auch noch zum Wettkönig gewählt und räumte einen nigelnagelneuen Audi ab.
„Das Auto werde ich wahrscheinlich verkaufen. Audi hat mich schon kontaktiert um zu besprechen wie es weitergeht aber ick bin Berliner! Und da brauch ich kein Auto.“
Reisebloggerfreund Christoph Pfaff von VonUnterwegs.com beschloss spontan, sein geplantes Dubai-Video um Dennis zu stricken. Und so begleitete uns Mr. Yoyo am nächsten Tag auf unserem Bus-Trip durch die ‚Stadt der Superlative‘ und fuhr mit uns auf das höchste Gebäude der Welt, zog die Zuschauer mit einer Einlage auf dem Goldmarkt an oder teilte mit uns das Mittagessen beim Centre for Cultural Understanding.
Nur eines hat Dennis fast immer im Blick: Seinen Yoyo. Kaum halten wir an einem Fotospot an um ganz Tourilike ein paar Fotos zu schiessen, fliegt der Jojo. Und Danny wird oft zu meinem Hauptfotomotiv. Das riesige Hotel Atlantis war ohnehin zu gewaltig, um es mit einem 24-70er Objektiv ablichten zu können.
Dennis, so erzählt er mir, ist 3facher Einzel-Yoyo-Weltmeister und 5fach Weltmeister im Team. Er belegte einst einen 3. Platz bei der Yoyo WM. Zudem hat er das Dice-Stacking in Deutschland populär gemacht und ist seither professioneller Dice-Stacker und Sportstacker. Wer auch keinen Plan hat, so wie ich ihn nicht hatte, schaut sich am besten mal hier ein Best Of Video von Dennis an, aus dem Jahre 2009.
Ein echter Yoyo-Nerd alos. Das Teil, das sobald wir den Bus verlassen, schon durch die Luft wirbelt, kostet in etwa 100 €.
„Meine Jojos kaufe ich zum größten Teil Online. In den letzten 10 Jahren hat sich Yoyo so krass entwickelt wie noch nie. Davor hat man gesagt, es gab so alle 15 Jahre einen Yoyo-Boom. In den 70ern gab es einen Boom, den Fanta initiert hat, dann gab es in den 90ern einen boom mit einem Yoyo in Autoreifen Form. 1995 gab es dann den Yoyo Boom, mit dem auch ich angefangen habe. Reglmässig gab es alle 2 Jahre einen Hype und die Firmen haben sich dumm und dämlich verdient.
Vor allem durch die vielen Internetvideos ist der letzte Yoyo-Boom ist nie richtig abgeflaut. Die Freaks sind dabei geblieben und haben ihre Tricks und natürlich auch das Material krass weiter entwickelt. Mittlerweile kommt so alle zwei Jahre das absolute Super Yoyo. Solche Yoyos kosten um die 100 € , also richtig gute, und da ist eine Auflage nicht sehr hoch. Die werden in 200-300 Auflagen gefertigt, also nur für die Freaks – aber diese Freaks hypen den Yoyo Sport extrem.“
Wie reagieren denn die Leute auf die Sportart, will ich wissen. Und wie findet das sein Sohnemann?
„Mein Sohn kennt das nicht anders. Wenn man ihn fragt, was macht dein Papa, sagt er: mein Papa ist stacker und Yoyo-Spieler und das sagt er mit einer Selbstverständlichkeit, die total süß ist. Und jetzt fängt er schon so ein bisschen an mit Becherstapeln, Yoyo ist definitiv zu früh. Das kann man so mit 8, mit 9 anfangen. Er sieht ja die ganzen Requisiten von mir und ich würde sagen, so eine Stunde am Tag beschäftige ich mich damit.
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich den Leuten erzähle, dass ich Yoyo spiele, dann denken die erstmal ‚Wie, so hoch und runter, hoch und runter oder wie?‘ aber sobald ich ein paar Tricks mache dann staunen sie und das passiert mir häufig auch auf der Straße. Und die Leute in Dubai haben sich extrem dafür interessiert. Ich habe auf dem Goldmarkt beidhändig gespielt während Christoph mich gefilmt hat und plötzlich bildete sich eine riesige Traube von Menschen um uns.“
„Klar! Kein Wunder! Und als du fertig warst, wollte dich der nächste Händler vor seinen Laden stellen!“ sage ich. Dennis lacht.
„Das hat extrem Spaß gemacht.“
„Wann hast du eigentlich angefangen, Jojo zu spielen und warum?“ will ich wissen.
„Ich mach das Yoyo spielen seit fast genau 17 Jahren, mit 17 habe ich angefangen. Ich war beim Skateboardfahren umgeknickt und war für ungefähr ein halbes jahr ausser Gefecht gesetzt. Ich konnte keinen Sport mehr machen und kaum laufen. Aus Langweile fing ich an, zu jonglieren und Freund hat begonnen Yoyo zu spielen. Zuerst haben wir ihn belächelt, ne komm ist was für Kinder. Als er aber ein halbes Jahr später die ersten Tricks konnte, war ich war so fasziniert, dass ich mir sofort seinen Yoyo ausgeliehen habe. Und schon in den ersten Stunden habe ich gemerkt, hey, du hast da ein Händchen für.
Dann habe ich mich da so extrem reingesteigert, ich bin ein relativ ehrgeiziger Zyp, und nach nem halben Jahr war für mich klar, ok. Ich will jetzt jeden Trick können den es gibt. Und ich hab da wirklich Tag und Nacht trainiert. Meine Mutter arbeitete als Kellnern und sie kam da immer so um 2 oder 3 uhr nachts nach Hause und nicht selten stand ich da noch im Wohnzimmer und habe geübt. Wie ein Bekloppter.“
Und wie ihm eigentlich Dubai gefallen hat, möchte ich zum Schluss wissen.
„Wir waren 4 Tage in Dubai, haben eine Stadtrundfahrt gemacht und ich habe natürlich auch überall gespielt, auf dem höchsten Gebäude der Welt, bei den Sehenswürdigkeiten, für mich war das schon extrem. Eine Stadt der Superlative. Aber ich hab es einmal gesehen und das ist ok. Es ist auch alles ein bisschen plastisch. Klar, die haben Kohle ohne Ende und bauen die krassesten Gebäude aber ich hab es einmal gesehen und es war ok.“
Dennis Schleussner ist buchbar für Events wie Firmenveranstaltungen oder Galas, er gibt Workshops und tritt regelmässig beim GOP Varieté-Theater auf. Werft doch mal einen Blick auf seine Website und folgt ihm (trotz seines un-merkbaren Handles @denyoo06) auf Instagram: www.instagram.com/denyoo06
Christophs wie immer großartiges Video aus Dubai, das er mit Dennis aufgenommen hat, findet ihr hier: „Videoblog Dubai – Reise mit dem Wettkönig von Wetten Dass“
Einen weiteren Post von Melanie, die für Lilies Diary mit in Dubai war findet ihr hier: Die absurdeste Droge der Welt – drei Tage nach Dubai reisen.
TUI hat mich zur Präsentation des Sommerkatalogs 2013 nach Dubai eingeladen. Herzlichen Dank dafür! Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
[…] Mehr Infos über den Wettkönig in Dubai findet ihr bei KÖLN FORMAT: MIT DEM YOYO WETTKÖNIG VON WETTEN DASS UNTERWEGS IN DUBAI […]
[…] hat. Sie hat sich mit dem supernetten Jojo-Mann übrigens ebenfalls näher unterhalten und auf Köln Format drüber […]
Ein schöner Artikel mit den ganzen Bildern! Ich habe die Sendung damals verpasst, aber jetzt war ich ja fast dabei 😉
[…] hat. Sie hat sich mit dem supernetten Jojo-Mann übrigens ebenfalls näher unterhalten und auf Köln Format drüber […]
Das sind wirklich ganz tolle Fotos, die du da geschossen hast. Vor allem die vor dem Burj al Arab!
[…] können. Ich bin ganz ehrlich – das hatte ich so nicht unbedingt erwartet … Angelika, Heike, Marianna, Nina, Melanie, Jörg, Christoph und Johannes – es war mir ein großes […]
[…] die TUI, die mir diese Reise ermöglicht hat. Weite Berichte über Dubai findet ihr bei Angelika, Heike, Marianna, Nina, Alex, Jörg, Christoph und Johannes Flattr this Pin It Dieser […]
[…] hat. Sie hat sich mit dem supernetten Jojo-Mann übrigens ebenfalls näher unterhalten und auf Köln Format drüber […]
[…] ihr so mit Bussen und Bahnen erfahren könnt, gibts in Berichten bei Lilies Diary, Killerwal, Koeln Format und Jo Igele nachzulesen. Und natürlich demnächst auch hier […]
Hi Heike (hoffe das kommt an),
eben nochmal drüber gestolpert, echt n schöner Artikel. Wie so viele von Dir 😉
bis bald ma..
Dennis