Mein Post über Emil, den wohl treuesten Leser des fotoMagazins und sein aufgrund der hohen Kosten gekündigtes Abo schlug unglaublich ein. Binnen 90 Minuten hatten es hunderte von euch geteilt und dutzende kommentiert. Binnen einer Stunde war der Link beim Marketing des Magazins gelandet, kurze Zeit später meldete sich dann die Redaktion mit folgendem Kommentar:

Tja, das fotomagazin begeistert eben. 😉 Klar weisen wir bei soviel Treue ein Freiabo an.
Beste Grüße
Die fotomagazin-Redaktion

PS: Emails an abo@fotomagazin.de bekommen wir in der Redaktion tatsächlich nicht zu sehen…

Nach etwa 90 Minuten hatte der 83jährige Emil also nicht nur sein geliebtes Abo (jetzt natürlich gratis und zwar auf Lebenszeit!) zurück, sondern er war plötzlich im ganzen Netz bekannt. Mein Post hatte einen regelrechten Sturm ausgelöst – ja, man kann es einen Storm Of Love nennen. Mir bis dato wildfremde Menschen waren bereit, die Kosten für Emils Abo für ein Jahr zu übernehmen oder mit Freunden dafür zusammen zu legen, etwas zu spenden oder Geld auf ein Konto zu zahlen. Ich kenne sogar einen Fotografen, der nach dieser Aktion extra ein fotoMagazin-Abo abschloss um zu zeigen, wie positiv er die Reaktion des Magazins fand! Mir ist natürlich vollkommen bewusst, welche PR das Heft durch meine Aktion bekommen hat – auch in die Facebook Fanpage kam richtig Leben! Aber, wer so reagiert, der hat es verdient. Es hätte auch anders ausgehen können.

Ach, bitte lest die Kommentare einmal durch, da wird einem ganz warm ums Herz.

Dieses Happening im Blog habe ich vorm Computer mitverfolgt, Kommentare freigeschaltet, Facebook-Post gelesen, Twitter-Nachrichten beantwortet, Tränen weggewischt. Es war so aufregend, das live zu verfolgen!

Und weil diese ganze Aktion so rundum positiv verlief und zeigt, dass das Netz viel mehr kann als ewige Shitstorms zu pushen, möchte ich sie #Lovestorm nennen! Ein Anti-Shitstorm – das ist es, das dem Netz gerade so gut tut! Und ja, das Netz kann auch SO sein, wie Don Dahlmann über diese Aktion twitterte…

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/DonDahlmann/status/248742458060595200″]

 

Beeindruckt hat mich auch dieser Tweet von Thomas Koch

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/ufomedia/status/248712095619772416″]

 

Ich telefonierte mit dem fotoMagazin und liess mir das Versprechen des lebenslangen Gratis-Abo noch einmal bestätigen, machte gleichzeitig einen Termin für ein Treffen am Stand auf der Photokina für den nächsten Tag aus. Ich hoffte natürlich, Emil dorthin mitbringen zu können. Dann rief ich den Pressesprecher der Photokina, Michael Steiner, an und schickte ihm den Link zu meinem Post. Ich bat ihn um Unterstützung von Emil zukünftigen Besuchen auf der Photokina. Er sagte direkt eine Gratis-Dauerkarte für die nächste Messe zu! Weitere Gespräche werden folgen.

Mir wäre jedoch wichtig, dass Emil weitere Unterstützung bekommt – bei einer Unterkunft, bei der Teilnahme von Events der Phtokina, die ihn interessieren.

Doch wie erfuhr Emil von der Nachricht?

Ich wollte Emil diese Nachricht natürlich am liebsten selbst überbringen. Und so fuhr ich am Freitag Morgen – ausgestattet mit allem wichtigen Equipment – sehr früh zur Photokina, um Emil zu suchen. Denn alles, was ich von ihm hatte, war eine Email Adresse. Aber Mails konnte er natürlich aus Köln nicht abrufen. Das Unterfangen, Emil im Gewusel dort finden zu wollen, mag absurd klingen – aber ich versuchte es einfach.

Ich kreierte den Hashtag #LookingForEmil und forderte die Besucher der Photokina per Twitter auf, nach Emil Ausschau zu halten. Ich habe sehr viel Feedback erhalten und ich weiß von einigen, dass sie die Suche gebannt mitverfolgten und immer wieder fragten „Hast du ihn gefunden?“

Leider, leider fand ich Emil nicht. Da ich dank Presseausweis schon eine Stunde früher auf die Messe darf, hatte ich mich am Haupteingang positioniert um möglichst viele Menschen zu sehen bevor sie sich in den Hallen verteilen. Dann klapperte ich Stände ab, von denen ich glaubte, sie seien interessant für ihn. Ich hatte aber leider kein Glück. Stattdessen stiess ich per Zufall auf mindestens 5 andere Bekannte – so unwahrscheinlich war es also nicht…

Eigentlich verrückt auf welche Leute ich dort traf, bzw. vorbei hechtete: ich rannte in Thomas Leuthard aka @85mm_ch, Joseph Linaschke aka @travel_junkie, Zack Arias, dem ich einen Tag zuvor noch Tipps zum Klamottenkauf in Köln per twitterte, nachdem sein Koffer nicht am Flughafen ankam. Ich traf auch Bloggerin Christina aka MrsBerry.de und Reisebloggerin Christina von Hallo Welt. Alle bat ich, mit einem Auge nach Emil zu suchen.

Eine ganz große Enttäuschung für mich ist der ach so tolle Twitter Account der Photokina. So was von langweilig! Der- oder diejenigen spulen da ein Programm ab, das meiner Meinung nach nicht öder sein könnte. Hinweise zu geposteten Fotos auf Facebook, Hinweise zu Gewinnspielen, hier und da mal ein liebloses Foto. Kein EINZIGES Mal reagierte dort jemand auf eine direkte Ansprache, Bitte oder Frage. Nicht nur meine Erwähnungen liefen allesamt ins Leere!

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/KoelnFormat/status/249048490808856577″]

Und ich hätte es einfach eine coole Aktion gefunden, wenn der Twitter-Account mal auf meine ‚LookingForEmil Suche reagiert hätte. Was war denn da los? Sogar die Chief-Bloggerin von Kodak hatte meine Suche per Twitter mitbekommen und nachgefragt:

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/kodakCB/status/249085733078458370″]

Die Chance Emil zu finden, sank also immer weiter. Zumal sich auch niemand erweichen liess, ihn auszurufen.

„Nein, das machen wir grundsätzlich nicht.“

Beim Stand des fotoMagazins schlug ich also allein auf, unterhielt mich mit Thorsten Hoege und Ricarda Szola über Emil und das Abo über das Magazin und über einen Blick in die Zukunft. Sie erzählten mir, dass er zweimal an den Tagen zuvor am Stand gewesen sei, vom gekündigten Abo habe er aber nie gesprochen.

Etwas geknickt fuhr ich nach Hause… bis mich am Nachmittag eine Nachricht von Konzertfotograf Peter Wafzig erreichte:

„Hast Du Emil gefunden? Ich hab ihn gesehen, erst in der Passage bei Lomo und danach war er beim fotoMagazin am Stand…So vor ca. einer halben Stunde war das…“

Und tatsächlich. Wohl eher zufällig lief Emil bei ihnen am Stand vorbei, hatte aber nicht vor, anzuhalten. Daraufhin lief jemand zu ihm, und begrüßte ihn mit Namen! Ricarda erzählte mir, er sei völlig verwundert gewesen aber total glücklich und ganz wacklig auf den Beinen. Sie schossen dieses Foto, danach durfte Emil sich noch einen Bildband aussuchen. Weil er sich nicht entscheiden konnte, durfte er beide mitnehmen.

fotoMagazin Mitarbeiter Ricarda Szola und Thorsten Hoege mit Emil © Andreas Jordan

Kommt Emil nun nach dem Wochenende zuhause an, wird er eine persönliche Email des Chefredakteurs des fotoMagazins im Postfach haben, eine Anfrage der Stuttgarter Nachrichten sowie eine lange Mail von mir.

Ohne zu wissen, wie und was genau Emil fotografiert, habe ich dem fotoMagazin vorgeschlagen,doch Emils Geschichte mit ihm zusammen für eine der nächsten Ausgaben aufzuschreiben und mit seinen Fotos zu bebildern. Ich kann mir vorstellen, dass es ihn sehr freuen würde, sich selbst und vor allem seine Fotos, einmal im fotoMagazin zu sehen. Insofern hoffe ich, dass ich mich bald auf den Weg machen kann, um Emil noch einmal zu einem langen Gespräch zu treffen…

Die Fanpage des fotoMagazins findet ihr hier – falls ihr euch mit einem Like bedanken wollt!

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34 Gedanke zu “Looking for Emil – was dann geschah”
  1. Ich musste die Geschichte grad erstmal aufarbeiten. Ging hier im kanadischen Reisetrubel völlig an mir vorbei.

    Das ist ja alles wirklich ganz, ganz wunderbar, Heike!! Wie toll du bist!

    Aber sowas von liebe Grüße aus Montréal,
    Christoph

  2. Super klasse … kann ich nur sagen das Emil und wir alle im Netz live erleben konnten, was Social Media sein kann. Hatte bereits in meinem Post darüber gesprochen zur Photoblogger Tour http://demipress.blogspot.de/2012/09/PhotoBlogger.html das Emil eigentlich eine Auszeichnung verdient hätte „Der treuste Besucher der Photokina“ vielleicht sollten die Verantwortlichen der Photokina dies mal aufgreifen … dem Fotomagazin kann man nur Danke sagen und gratulieren für diese tolle PR die sie erhalten und erhalten haben.
    Freue mich schon wenn Emil weiter berichtet bzw. bei Dir auf Deine Email reagiert.
    Grüsse Dani

    1. @Dani – Ja, mit der Photkina werde ich nochmal sprechen. Die Dauerkarte für die nächste Messe war ein erstes Feedback, sie wollten sich diesbezüglich aber noch einmal melden. Übrigens werde ich vielleicht tatsächlich noch einmal auf dich zurückkommen, da uns eine Idee gekommen ist…

  3. Die Geschichte ist wirklich so toll! Und ich bin wirklich froh, dass das Fotomagazin auf deine Anfrage so super reagiert hat. Eine geniale Aktion!
    Schade, dass wir ihn nicht gefunden haben, aber ich bin froh, dass er schlussendlich noch einmal auf dem Fotomagazin Stand aufgetaucht ist. 🙂

    Liebe Grüße
    Christina

  4. Danke für Deine Aktion und für diese wirklich schöne Geschichte.

    Gretarmarlene und ich haben an dem besagten Tag wirklich nur auf aktualisieren geklickt und Deinen Tag auf der Photokina verfolgt. 🙂

    Dies zeigt, was das Internet und ein wenig Engagement bewirken kann…!

    Herzliche Grüsse

    Gretarmarlene & HerrSchance

  5. Das ist wirklich das tollste was ich seit langem gelesen habe, was Blogs zu bewirken im Stande sind! Wirklich toll, Heike! Schade das du Emil nicht mehr persönlich treffen konntest. Ich drücke dir die Daumen, dass du das bald noch nachholen kannst!

    Viele Grüße,
    Thomas

  6. … Und die Tränen fließen die Story sollte verfilmt werden ^^ einfach toll!! Emil ich Wünsche ihnen noch ein gesundes langes leben mit vielen Fotografien und Besuche in Köln ! Wunderschön! Danke Heike!

  7. Ich bin sprachlos und das selten. Berührung über Social Media….oftmals fern. Hier funktioniert es: möchte dich für dein Engagement umarmen und Emil gleich dazu. Danke und Chapeau. Es ergreift mich regelrecht….

  8. Solch besondere Geschichten braucht man heute und ich wünsche Emil, das er noch viele tolle Photokina(s) erleben kann und das ihm auch ein Bericht gewidmet wird. Wenn der online geht, sagst du dann bescheid @Heike, dann würd ich mich die Zeitschrift auch holen…

  9. Vielen Dank. Wofür?
    Dass wir sehen, dass es trotz Stöpsel-in-den-Ohren auch noch sowas wie Nächstenliebe, Empathie und soziale Gerechtigkeit gibt. Manchmal wenigstens.
    Einen schönen Sonntag und eine gute Woche allen guten Geistern, die an Emils kleinem Wunder mitgewirkt haben!
    Liebe Grüße,

    Daniel

  10. Das ist eine schöne Geschichte. Menschen glücklich zu machen und Mitleser grinsen zu lassen. Ich finde, so was sollte öfter vorkommen!
    Und ausserdem kenn ich jetzt endlich noch ein neues tolles Blog (aber ich glaube, das erwähnte ich bereits… 🙂 )

  11. Toll!
    Ich bin ihm glaube ich auch zufällig über den Weg gelaufen als er gerade ein entwickeltes Fotobuch abgeholt hat. Das Coverfoto sah sehr cool aus!

  12. Hallo Heike,
    kann mich nur anschließen, Super Aktion…klasse Geschichte … und tolle Reaktion vom Magazin….Ich würde mich freuen mehr zu sehen und lesen zu können !
    Einfach nur schön …. Danke

  13. Hallo Heike,

    leider habe ich erst jetzt von dieser wundervollen Geschichte erfahren… Ich bin ehrlich, ich habe gerade Tränen in den Augen. Es ist schön zu hören, dass es noch Menschlichkeit auf der Welt gibt. Ich zieh den Hut vor dir, den vielen hilfsbereiten Menschen und natürlich vor allem vor den Leuten vom fotoMagazin – Eine solche Reaktion ist bewundernswert. Emil wünsche ich alles erdenklich Gute, möge er noch sehr lange Freude an der Fotografie und seinem neuen-alten Abo haben 🙂 Fantastisch, fantastisch, fantastisch…

    Liebe Grüße
    Philipp

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