Das Sealife Oberhausen. Guten Mutes bog ich mit dem Kleinen auf die A1 in Richtung Ruhrpott ab. Jahrelang hatte ich die permanente Werbung auf den Tuffi Milchpackungen und alle sonstigen Quälrabattaktionen des Sea Life ignoriert – heute erkor ich es spontan als Ausflugsziel. Während der Große eine Pyjamaparty im Kindergarten feierte, blieb Tim und mir ein ganzer Tag ohne zeitliche Verpflichtungen.

Etwa 50 Minuten waren wir von Köln aus unterwegs bis wir in die Nähe des riesigen Einkaufszentrums Centro kamen, hinter dem sich – irgendwo zwischen Arena, Kinokomplex, Kanal und Autobahn – das Sealife verbirgt. Und da fing der Ärger an. Ich war überzeugt, ein großes, bekanntes Aquarium zu besuchen – also ging ich davon aus, dass der Weg dorthin und vor allem die Parkplätze gut ausgeschildert sind. Aber weit gefehlt.

Ein Besuch im Sealife Oberhausen

die Parkplatzsuche

Das Parkleitsystem verarscht die Besucher! Und das absichtlich! Das erste Schild, auf dem ‚Sea Life‘ steht ist winzig klein führt auf einen riesigen, öden Parkplatz vor dem Gasometer. Und ehrlich gesagt ist der an einem Freitag morgens komplett verwaist. So stand ich da blöde rum und versuchte herauszufinden, warum zum Henker mich kein Schild zum Sealife leitet! Ich fragte einen älteren Herren nach dem Weg. Er schüttelte sofort den Kopf.

„Das hier ist wirklich ein Unding. Aber die dürfen die nächstgelegenen Parkplätze nicht benennen.“  

Wie jetzt. Ich solle von diesem Parkplatz wieder runterfahren, ganz raus, links abliegen und das letzte Parkhaus nehmen. Aha. Ich probierte das. Wurde aber misstrauisch weil ‚Sealife‘ absolut nirgends ausgeschrieben war. Ich rettete mich per Zufall in das Parkhaus Nummer 7.

Und da geht die Unverschämtheit weiter. Ich musste nun einen Teil des Einkaufszentrums durchqueren – und es ist eines der größten in ganz Deutschland! – um in die Nähe des Sealifes zu kommen. Damit war es aber nicht getan. Es ging weiter eine ‚Promenade‘ am Kanal entlang – ich nenne es gern den Ruhrpottballermann – und dann, ganz hinten, erkannte ich erst einen blauen Kasten, der das Sealife sein könnte.

Ich erfuhr, dass dieses Problem allen allseits bekannt ist. Unzählige Besucher beschweren sich darüber – daran geändert wird nichts. Die Dame an der Kasse murmelte etwas von ‚Sie dürfen das nächstgelegene Parkhaus nicht ausschildern‘. Offenbar will Sea Life sich nicht an den Unterhaltungskosten der nahegelegenen Parkhäuser beteiligen, darf somit auch nicht darauf hinweisen. Denn die sind offenbar den Kunden und Händlern des Centro vorbehalten.

Angesprochen auf die Kritik sagte Centro Sprecher Jens Knatsch laut diesem Zeitungsbericht der WAZ.

„Ich weiß nicht, was so schlimm daran ist, 500 Meter über die Promenade zu laufen“

Arroganz macht mich wütend. Ich habe kein Problem damit, 500 Meter zu laufen. Ich fühle mich aber als Besucher des Aquariums komplett verarscht – es findet sich kein Wegweiser und ich habe bestimmt 3 Familien gefragt wo denn nun das blöde Sea Life eigentlich ist. Dem Centro ist es also wurscht, ob jemand den Weg ins Aquarium findet oder wie lange er dafür braucht, und dem Sealife ist das schlicht egal.

Leute – der Einritt für ein Kind und einen Erwachsenen beträgt normalerweise über 27 €! Dafür erwarte ich, dass ihr eure paar Fische nicht vor mir versteckt!

Leider ziehen sich meine negativen Eindrücke fort. Und wer hundert Meter vom Eingang entfernt in einer langen Schlange steht und das Schild sieht „ab hier Wartezeit 90 Minuten“ – dem würde ich raten, den Besuch noch einmal zu überdenken.

der erste Eindruck

Gegen 11 Uhr hatten wir den Eingang gefunden. Keine Wartezeit. Zwei Eingänge. Ich entschied mich für den rechten. War aber offenbar der falsche. Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, zog mich eine Mitarbeiterin ohne jegliche Erklärung sofort in eine Fotoecke um neben einem hässlichen Plastikkrebs zu posieren. Ich hatte gar keine Zeit ’nein‘ zu sagen – und schon war das Foto im Kasten.

Weiter ging es zur Kasse. Ein Erwachsener und ein Kind zahlen normalerweise 27,90 €. Ein Batzen Geld, den ich durch den Presseausweis sparen konnte. Als wir mit dem Daten-Prozedere fertig waren, stand ich unbeholfen rum. Wieder gab es mehrere Türen, die in Frage gekommen wären um endlich Fische zu sehen. Ich entschied mich wieder für den falschen. Erst auf Nachfrage wurde ich in Richtung einer Tür geschoben, auf die ich von allein nie gekommen wär.

Wir gingen durch. Hinter uns fiel die Tür ins Schloss – und wir standen in einem fensterlosen, dunklen Raum. Nur ein Monitor gab ein wenig Licht ab. Er zeigte darauf irgendwelche komplett unwichtigen Informationen an. Diese Situation fand ich schon völlig unglücklich. Ich wollte raus, ging zur nächsten Tür. Die war versperrt. Zurück also zur Tür, durch die wir reingekommen waren. Die war jetzt auch versperrt. Ok. Wollt ihr mich verarschen? Wir kommen hier also nicht raus?! Da hat es für mich dem Fass den Boden ausgeschlagen. Es gab absolut keinen Grund, Familien – ohne jegliche Information – in einen Raum einzusperren um ihnen irgendwelche absolut unwichtigen Durchsagen Lautsprecher mitzuteilen! Die, ganz nebenbei, erst kamen als wir bereits mehrere Minuten da rum standen. Ich neige nicht nur Platzangst oder zur Panik – aber das hier ging gar nicht. Der Kleine schaute mich mit großen Augen an, fühlte sich sichtlich unwohl. Und ich bemühte mich, meine Laune zu verbergen. Ich schaute mich um – und liebäugelte SEHR damit, den kleinen roten Notfallknopf zu drücken. Natürlich tat ich es wieder einmal nicht sondern sass die Sache aus. Aber meine letzte Hoffnung an einen positiven Besuch war dahin.

Nach endlosen Minuten klärte uns eine Stimme über sinnlose Sicherheitsinformationen auf – dann öffnete sich endlich die Tür. Leute, ich besichtige ein Aquarium und fahre nicht mit einer Achterbahn durchs Phantasialand!

Ich fragte später bei einer jungen Dame am Fotostand nach, die wissen wollte wie es mir im Sea Life gefiel. Sie sagte, viele Leute hätten sich schon über die Situation in diesem Raum beschwert. Derzeit würde nach einer Lösung gesucht. Die Türen müssen angeblich zu sein, damit nicht so viel Licht von draussen reinfällt.

Aha. Und sie werden abgeschlossen, damit die Besucher nicht fliehen können?

Wir folgten also dem schmalen Rundweg und liefen vorbei an meiner Meinung nach wirklich unspektakulären Aquarien. Es war wirklich nicht voll, aber die paar Leute, die da waren füllten die Gänge und es war schon recht eng. Zudem fand ich das Ambiente weder schön, noch cool, noch sonderlich authentisch. Richtig übel fand ich das Product Placement des roten Tauchers aus Legobausteinen im aller ersten Raum, einer Art ‚Tropfsteinhöhle‘.

der Witz einer Fütterung

Per Lautsprecherdurchsage kündigte jemand brüllend eine Piranha Fütterung um 12 Uhr an. Wir übersprangen mehrere Aquarien um pünktlich dort zu sein. Eine Piranha Fütterung wollte ich im schon im Kölner Aquarium immer mal sehen. Zusammen mit ca. 20 anderen Besuchern warteten wir, dass es losging. Plötzlich gab es Aufruhr im Becken, irgendjemand hielt einen halben aufgespiessten Fisch ins Wasser. Gezerre, Gespritze, Geschubse unter Fischen. Dann ein zweiter halber Fisch. Dann war Ruhe. Ich schaute mich um. Wars das jetzt? HAHA. Meine Mit-Besucher zogen zufrieden weiter. Nur ich konnte es nicht glauben. Die groß angekündigte Piranha Fütterung entpuppte sich also als eine Angelegenheit von ca. 20 Sekunden. Und zwar OHNE dass sich ein Mitarbeiter materialisierte um für Fragen zur Verfügung zu stehen. Da guckten nicht nur die Fische doof aus der Wäsche, die wahrscheinlich wieder eine Woche auf zwei halbe Fische warten müssen.

Schöne Eindrücke

Ok. In meinem Leben war ich zweimal tauchen am Great Barrier Reef und die Kinder und ich hatten in La Rochelle im Westen Frankreichs die Möglichkeit, Europas größtes und wohl auch schönstes Aquarium zu besuchen. Und so braucht es wohl schon ein paar ordentliche Fische um uns zu beeindrucken. Aber mit einer schönen Atmosphäre würde man mich immer rum kriegen.

Ganz nett gemacht fand ich die ‚Touch-Station‘. Dort konnten die Besucher Seesterne oder unbefruchtete Katzenhai-Eier anfassen. Unsicher bin ich, wie den Seesternen das gefällt. Sie werden regelmässig ausgetauscht um sich in einem ‚Don’t touch‘ Becken von den Strapazen zu erholen. Ein schöner Moment war auch, als eine Riesenschildkröte über uns hinwegschwamm.

Mein Fazit zum Besuch im Sea Life Oberhausen

Ich hatte von einem Besuch im Sealife wirklich mehr erwartet und war enttäuscht von der Atmosphäre dort. Ein mit Flaggen geschmücktes leeres Becken soll noch immer an Krake Paul erinnern, der sicherlich ein Besuchermagnet war, leider aber das zeitliche segnete.

Die dämliche Parkplatzsuche, die Fragerei nach dem Weg, das Einsperren in einen Raum hat mich schon in eine miese Grundstimmung gebracht. Und ja, es macht mich wütend wenn Probleme bekannt sind, sich aber niemand ernsthaft damit auseinandersetzt. Ich habe mich mit einigen Familien unterhalten, die den Besuch im Sea Life ok fanden, den (schon ermäßigten) Eintrittspreis für das Gebotene aber sehr teuer. Sie kamen aber auch aus Oberhausen und wussten wie und wo sie parken sollten. Wer das Sea Life besichtigen möchte, dem empfehle ich, das Parkhaus 3 zu nehmen. Von da aus ist es nur ein ganz kurzer Fußweg zum Aquarium.

Alles in allem strahlt das Sealife Oberhausen für mein Empfinden zu viel Ruhrpottcharme und Künstlichkeit aus. Es wirkt ein wenig wie eine große Kirmesbude für Fische. Zudem ist spürbar, dass Geld offenbar dringend benötigt wird. Oder wie würdet ihr es deuten, wenn der direkte Weg raus aus dem Aquarium – der ohnehin schon durch den Souvenirshop führt – auch noch absichtlich und völlig dreist verbaut ist, damit man auf jeden Fall einmal komplett durch den Laden laufen muss?

Informationen zu den Eintrittspreisen im Sea Life Oberhausen:

Wer ein Ticket vorab online kauft, spart Geld. Kostet ein reguläres Ticket vor Ort 19,99 € kann ein Onlineticket für ab 11,95 € erworben werden. Eine gute Möglichkeit, Geld für die Eintrittspreise zu sparen. Nähere Informationen findet ihr hier.

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18:30 Uhr

9 Gedanke zu “Im Sealife Oberhausen – Aquarium mit zu viel Ruhrpottcharme”
  1. Hi
    Wir waren vor ein paar Jahren da und konnten Paul noch LIVE erleben.
    Aber es ist wie Du sagst, viel zuteuer.
    Und Oberhausen ist das beste SeaLife. Das in Königswinter ist viel kleiner.
    Geparkt hatten wir im Parkhaus vom CentrO. Der Weg ging damals.
    Nur das 2 Stunden anstehen war nicht so gut für das gebotene.

    1. @Reiner – Oberhausen ist das beste Sea Life? Ohje, dann mache ich mir für die anderen wenig Hoffnung. Zwei Stunden anstehen! Das lohnt auf keinen Fall, finde ich…Danke für dein Feedback trotz Fussball. 😉

  2. Ohje ohje!

    Also den Weg zum Sealife in Oberhausen kann ich mir also sparen. Viel zu weit, viel zu teuer und absolut abenteuerliche Szenarien, die keiner braucht.

    Dann versuche ich doch lieber irgendwann man ins Sealife nach Königswinter zu fahren – und bin schon gespannt ob die Situation dort hoffentlich besser ist.

    LG Christina

  3. Das Problem scheinen aber alle Sealifes zu haben, wir waren mal in Königswinter im Sealife und genauso enttäuscht. Das ist eine Frechheit für was die so viel Geld nehmen.

    Gruß
    Urs

  4. Ich war bei meinem bislang einzigen(und sicher auch letzten) Sealife Besuch auch sehr enttäuscht. Ich war in Königswinter und fand es ehr fad da durch zu laufen. Lieber in einen schönen Zoo, da hat man mehr davon und man bleibt an der frischen Luft.

  5. HAbe den Beitrag leider erst jetzt gelesen. Über SeaLife kann man sicher geteilter Meinung sein, aber was bitte soll die Aussage: „Alles in allem strahlt das Sealife Oberhausen für mein Empfinden zu viel Ruhrpottcharme … aus.“

    Was ist „Ruhrpottcharme“ bzw. was soll daran negativ sein?

    Wenn man als Kölnerin global-galaktische Lästereien über Düsseldorf niederlegt, dann kann man das ja noch verstehen, aber die Aussage ist ein echter Blindflug.

    Muss wohl die Nähe zum Kölsch sein …..

    1. @Johannes – warum sagst du ‚leider‘ erst jetzt? Ich komme aus dem Sauerland, und ich weiß sehr genau wann ich für den Moment zuviel ‚Sauerland‘ habe. Ähnlich verhält es sich mit dem Ruhrpott. Ich könnte dir Szenen oder Leute beschreiben, die für mich den Ruhrpott ausmachen…

  6. Ohje, da hatten wir wohl heute Glück. Glück in diesem Sinne, dass wir heute direkt eine Parkplatzausschilderung vorfanden. Allerdings kommt ein großes ABER: Wir haben ziemlich direkt geparkt. Ein weiteres Museum verdeckte das Sea Life. Kaum um die Ecke gebogen, blieben wir erschrocken stehen. „Das ist nicht Dein Ernst!“, rief mein Vater, „Da gehe ich nicht rein.“
    Anderthalb Stunden sollte man auf den Einlass warten. Zwar schien die Sonne, aber das wollten wir uns dann doch nicht antun und sind zum benachbarten Spionage-Erlebnismuseum (wo wir ohne Vorahnung direkt geparkt hatten).
    Wenn ich Deinen Artikel jetzt hier lese, war es die beste Entscheidung zum heutigen Ausflugstag!
    Lieben Gruß, Tanja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert