Im Bus ist es still geworden. Selbst unser Guide Vinh ist verstummt. Wir holpern über einen provisorischen Highway im Süden Vietnams in Richtung Küste. Immer wieder weicht unser Fahrer tiefen Schlaglöchern aus. Ich geniesse die Ruhe, versuche all das aufzusaugen, was ich durch mein Seitenfenster sehen kann. Meine Kamera liegt griffbereit vor mir. Ich beobachte ein Baby, das nur wenige Zentimeter vom Highway entfernt an der Straße spielt. Vergesse vor Schreck, den Auslöser zu drücken. Ein LKW mit halbherzig gesicherter Ladung fährt rechts an uns vorbei, von allen Seiten überholen uns Motorroller. Manche fahren am Rande der Straße gegen die Fahrtrichtung. Der Verkehr ist extrem unübersichtlich.

Am Straßenrand verkaufen Frauen Früchte, Brot, Säfte oder ein warmes Mittagessen. Kühe weiden in tiefen Gräben. Männer sitzen auf bunten Stühlen im Schatten vor ihren Garagen oder liegen am Straßenrand in Hängematten, um sich von der anstrengenden Fahrt auf dem Motorroller zu erholen.

Am frühen Morgen verliessen wir Saigon in Richtung Küste. Es dauerte über eine Stunde bis die Vororte der Stadt hinter uns liegen. Wir verlassen den Highway. Die Straße wird nun von Kilometer zu Kilometer holpriger. Saigon ist weit weg. Wir rumpeln durch kleine Orte. Aus den schmalen Häusern der Stadt sind jetzt einfachste Hütten geworden. Am Straßenrand werden Hunde, Hühner und Abendkleider verkauft – mitten im Nichts, zwischen Gummibäumen und einem abgebrannten Feld. Plötzlich stehen wir im Stau. Ein Stau auf einer winzigen Straße im Dschungel. Vinh erklärt uns, dass die Einwohner einen Toten zu Grabe tragen. Wir stehen inmitten einer großen Trauerfeier. Auch die Menschen am Straßenrand bleiben stehen. Wir warten bis all die Motorroller und Trecker, die den Toten transportieren, an uns vorbei gezogen sind.

Faszinierendes Vietnam. Was habe ich in den letzten Wochen viel über dich nachgedacht. Hier zu hause aber vor allem in den Stunden, in denen wir über holprige Highways und durch glanzlose Gassen fuhren. Und in vier Stunden 125 Kilometer voran kamen. Ich habe wenig Reichtum gesehen, dafür umso mehr Armut. Ich bin dankbar für all die Eindrücke, die ich in diesen Stunden aufsaugen und bildlich festhalten konnte.

Ich werde meine Fotoreportage in zwei Teilen posten.

Teil 1: Vietnam durch das Seitenfenster eines Busses – Fotoreportage am Straßenrand

Teil 2: Vietnam durch das Seitenfenster eines Busses – Fotoreportage auf der Straße

Heute beschränke ich mich auf das Land, die Menschen am Straßenrand und erste Einblicke in den Verkehr. Alle Fotos habe ich während der Fahrt aufgenommen, alle vom selben Platz in unserem Bus mit dem kleinen Nikon 35mm f1.8 Objektiv. Ich habe die Bilder – bis auf ganze wenige Ausnahmen – bewusst nicht zugeschnitten oder gedreht.

Vielen Dank an die Fluggesellschaft Emirates und die PR Agentur Wilde & Partner, die diese Fotoreportage ermöglicht haben.

3 Gedanke zu “Vietnam durch das Seitenfenster eines Busses – Fotoreportage ‚am Straßenrand‘”
  1. Sehr schöne Bilder Heike. Bezüglichd er Armut wirst du aber überall finden. Bei meiner Reise nach Abu Dhabi fand ich das allerdings noch krasser. Du hast auf der eien Seite diese riesen Prunkbauten, die aber von Leuten gebaut werden, die gerade mal umgerechnet 200 Euro im Monat verdienen. Und am Frühstückstsich hatte ich denn noch mitbekommen wie sich Geschäftsleute aus Österreich über dei Arbeitskräfte wie eine Ware unterhalten haben. Manachmal schon echt sehr traurig aber menschlich für einen immer wieder eine Erfahrung, dass man selber wertschätzt wie gut man es eigentlich selber hat und dennoch immer jammert…

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