Gestern war wieder einer dieser Tage, der ohne das Internet so nie hätte stattfinden können. Ich habe einen ganzen Tag mit mir eigentlich völlig fremden Menschen verbracht. Menschen, die ich ’nur‘ durch das Internet kenne, aber dadurch vieles über sie weiß. Zusammen mit Streetfotograf Thomas Leuthard (85mm), Roman Tripler (Icepin), Jana Tosic und Christian Gebhardt bin ich durch Köln spaziert. Wir haben fotografiert, die Art Fair besucht, das Deutzer Herbstvolksfest. Und den Abend in einem wunderbaren Restaurant im Rheinauhafen ausklingen lassen.

Streetfotograf Thomas Leuthard verfolge ich schon länger via Facebook und Google+, bin irgendwann vor längerer Zeit durch einen Blogeintrag von Eric Kim auf ihn, seine Arbeit und seine Art zu arbeiten aufmerksam geworden, habe mir – wie so viele – seine beiden kostenlosen Ebooks über die Streetfotografie runtergeladen und durch gelesen. Und irgendwie war ich beeindruckt, dass jemand bereit ist seine Erfahrungen und Tipps zu teilen ohne dafür Geld zu verlangen. So stehen Thomas Leuthards Fotos unter Creative Commons Lizens bei Flickr und erst neulich hat er eines seiner Bilder freigegeben für das Cover eines Buches.

Mich reizt die Streetfotografie sehr. Und da ich gerne ‚hinter die Kulissen‘ blicke wollte ich unbedingt mal dabei sein wenn Thomas Leuthard durch die Strassen zieht und Menschen fotografiert. Ich nahm Kontakt zu ihm auf und recht schnell bot sich die Chance aufgrund eines Workshops den er tags zuvor zusammen mit Roman Tripler in Hennef gab. Die beiden hatten ohnehin vor auch in Köln zu fotografieren.

Ich wollte aber nicht nur Fotos machen sondern auch ein Interview. So ergab sich also, dass ich mein Leihgerät des nigelnagelneuen Roland Field Recorders R26 direkt in einer brisanten Situation testen konnte. Denn das Interview haben wir natürlich on the run gemacht. Wie es sich gehört – auf der Straße zwischen Autos, Motorrädern, Fußgängern, Vögeln, Klirren, Klapperun und vor allem lauter lauter Kirmesathmo. Zum Rekorder gibt es demnächst mehr, ich kann aber schon so viel verraten, dass ich den wohl nicht mehr hergeben mag. Trotz des stattlichen Preises. Und obwohl man zweimal die Record Taste drücken muss bevor er tatsächlich aufnimmt. Grr. Stellenweise fühlte ich mich etwas overequipped. Ich wollte Fotos machen, nein, ich wollte den Ton aufzeichnen. Nein Fotos, Ton. Fotos. Beides! Wollte aber auch Thomas Leuthard das Bild nicht versauen. Dann hatte ich die Befürchtung, dass ich den Recorder fallen lasse weil ich ihn mit der Kamera verwechselte, die ja an einem Gurt hängt. Und der Rekorder leider (noch) nicht. Aber alles ging gut.

Hier findet ihr mittlerweile mein Interview mit Streetfotograf Thomas Leuthard und einige Fotos mehr.

Jana Tosic, Thomas Leuthard und ich, fotografiert und bearbeitet von ICEPIN Roman Tripler

Es ist übrigens ganz lustig Bilder auf meiner Speicherkarte zu sehen, die nicht ich aufgenommen habe. Thomas hatte gerade am Rhein gegenüber vom Dom ein Motiv vor Augen. Ich sah ihn unruhig werden weil der Akku seiner Fuji X100 leer war. Hörte ihn sagen was man jetzt dort oben für ein Foto machen könne. Viel Zeit zu zögern war nicht und ich drückte ihm meine Kamera in die Hand. So ist sein Bild ‚Climbing Cologne‘ quasi in meiner Kamera entstanden, und auch das Bild von dem Mann im Kassenhäuschen auf der Kirmes.

Für mich eine schöne Anekdote. Wie auch die als wir beide auf dasselbe Motiv auf der Art Fair loswollten. Ein kleines Mädchen stand staunend genau vor einem riesengroßen Bild eines Bärenkopfs mit weit aufgerissenem Maul.
Ich hatte es zwar einen Tick schneller gesehen, aber mich gegen Hochformat entschieden, bzw. das Mädchen nicht allein erwischt. Wettkampf verloren. Dafür kann meins auch Farbe. 😉

links meins – rechts das von Thomas Leuthard im Display der Fuji X100

Wie auch der Moment in dem Thomas auf der Art Fair von einem ‚Fan‘ seiner Streetfotografie erkannt und dezent angesprochen wurde. Ich stand in der Nähe, habe den Moment festgehalten.

Früher wäre es beinahe unmöglich gewesen im Nachhinein herauszufinden wie der junge Mann hiess, heute dauert es nur Minuten nach einem Eintrag bei google plus.

Roman Tripler ICEPIN versuchte aus dem Bild zu jumpen
Jana Tosic – fasziniert von wunderbarem Licht und neuestem Smartphone

Ich hoffe, dass mich auch die weniger nerdigen Menschen verstehen aber es war ein wirklich wunderbarer Tag! Danke euch allen dafür!

 

2 Gedanke zu “Unterwegs mit Streetfotograf Thomas Leuthard”
  1. Liebe Heike
    Danke für den Artikel. Ohne Internet wäre noch manches nicht möglich. Du hast Dir einen Tag ausgesucht, wo ich wirklich viel erlebte. Das passiert nicht so oft.
    – Ich hatte zwei leere Akkus und musste Strom los weiter fotografieren.
    – Du hast mir Deine Kamera geliehen und ein gutes Bild zu machen.
    – Ich hatte einen trivialen Fehler gemacht und hatte am Ende des Tages nur Bilder in S/W. Dabei habe ich ein Motiv festgehalten, welches man wohl nur 1x im Jahr so sehen wird.
    – Du hast mich interviewet. Was mich immer wieder an schöne Dinge denken liess.
    – Wir waren den ganzen Tag unterwegs und hatten sehr viel gelacht.
    – Wir haben dank Christian sehr gut gegessen
    Ich danke Dir für einen Tag, der in Erinnerung bleiben wird.
    Weiter so mit Deinem Blog, Deinen Interviews, Deiner Fotografie und Deiner sehr sympathischen Art.
    Ich hoffe, wir sehen uns irgendwo in den Strassen dieser Welt wieder.

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