Haltestelle Woodstock ist ein Musikfestival im polnischen Küstrin. Nicht irgendeines, sondern eines der größten der Welt! Am Wochenende habe ich Bilder von Haltestelle Woodstock gesehen, wie es sie wohl noch nie zuvor gegeben hat. 700.000 Menschen feierten auf dem „Haltestelle Woodstock“ Festival im polnischen Küstrin absolut friedlich. So viele Menschen haben noch nie zuvor solch ein Event besucht. Wenn ihr mehr über das Festival wissen wollt: hier gibt es einen ganz schönen deutschen Blog darüber.

Allerdings beruhen diese offiziellen Zahlen auf Schätzungen der Polizei, da der Eintritt an den drei Tagen kostenlos ist und somit auch keine Tickets verkauft wurden. Die Veranstalter verzichteten auch völlig auf Zäune oder Eingangstore und bauten auch keine Wellenbrecher auf. Alkohol durfte nur in bestimmten Bereichen getrunken werden. Und das Sicherheitskonzept ging auf. Die Berichterstattung über ‚Haltestelle Woodstock‘ hielt sich hier in Deutschland meiner Meinung nach sehr in Grenzen. Lediglich einige Zeitungsartikel habe ich darüber gefunden. Obwohl das Festival schon seit 1995 jedes Jahr stattfindet.

Haltestelle Woodstock – das friedlichste Festival der Welt?

Einer der Hauptacts bei Haltestelle Woodstock war Gentleman. Seinen Auftritt vor 700.000 Leuten und direkt vor The Prodigy könnt ihr euch bei Vimeo ansehen (schnell anklicken, Ton an und dann hier weiterlesen) und hier findet ihr das viel spannendere iPhone-Video direkt von der Bühne. Einige super Fotos findet ihr auch hier im Blog.

Via Facebook habe ich mitbekommen, wie geflasht Gentleman und Band von diesem Auftritt waren und wollte das gerne von ihm selbst einmal höre. Ich freue mich, dass Tilman Otto sich Zeit nahm für ein Interview mit den RTL2 News wenige Tage später in Köln.

Gentleman über seinen Auftritt bei Haltestelle Woodstock

Ich habe das Interview begleitet und fasse es einmal für euch zusammen.

Die Chance, vor so vielen Menschen zu spielen, hat kaum ein Künstler. Was war das für ein Gefühl, da oben auf der riesigen Bühne zu stehen?

„In dem Moment als ich auf der Bühne stand kam mir das alles sehr surreal vor. Wenn ich die Bilder jetzt sehe ist es einfach unbeschreiblich. Ich hab noch nie vor so vielen Menschen gespielt. Es waren 700.000 Menschen da, kaum Securitys, keine Aggressionen. Da war so viel Liebe und Energie, das kann man einfach nicht beschreiben. Für mich war es auf der Bühne auch manchmal schwierig nicht so überexcited zu sein.

Ich hab immer in die Menge geguckt und dachte ‚das ist krass‘. Trotzdem ist es für mich manchmal schwerer vor 10 Leuten zu singen als vor mehreren tausend. Aber das war das schönste was wir Festivalmäßig je erlebt haben. Es gibt nichts vergeichbares und es flasht einen völlig.

Diese Menschenmasse bei der man das Ende nicht sieht das ist der Punkt. Bei Rock am Ring sah man schon irgendwo das Ende, da waren so 70.000-80.000 Leute. Aber das hier sprengt alle Dimensionen.“

„In Polen gibt es sowieso einen ganz eigenen Spirit im Moment. Ich habe das Gefühl Musik spielt eine unglaublich wichtige Rolle. Ich war einfach nur extrem dankbar. Es kam so viel vom Publikum und es haben so viele Menschen die Lieder mitgesungen. Vor allem war es überraschend, wir haben keine Erwartungen gehabt wie die Leute auf unsere Musik reagieren.

Vor einem Auftritt versuche ich mir immer so wenige Gedanken wie möglich zu machen. Ich versuche im Moment zu bleiben und wenn ich merke oh, jetzt geht mir die Pumpe höre ich wieder auf meinen Atem. Wir waren sehr früh schon da und je näher das Konzert rückte umso schwieriger wurde es dann auch. Meist ist dann aber vor der Show mehr Aufregung da und beim ersten Lied ist sie weg. Das schwingt dann über in ‚fliessen lassen‘ und geniessen. Das war da auch der Fall.

Es ist immer wichtig, dass man einen guten Sound hat. Aber wenn man einen guten Sound hat auf der Bühne kann man auch gut performen. Und das war so.

Auf unserer Tour sind wir regelmäßig in Polen, das Album hat dort sehr gut funktioniert. Es ist ein sehr musikalisches Volk. Die Leute haben wirklich Ahnung von Musik. Es gibt dort eine sehr gut funktionierende Reggaeszene, ganz viele Talente. Ich glaube da wird noch einiges passieren. Und Castingshows wie American Idol oder Deutschland sucht den Superstar gibt es da auch. Einer hat mit einem Reggaesong gewonnen. Das zeigt einfach, dass die Musik Reggae sehr sehr akzeptiert wird in Polen.“


Wie hältst du dich fit vor solchen Auftritten?

„Von der körperlichen Anstrengung ist es dasselbe wie in einem Club vor 300 Leuten. In einem Club vor 300 Leuten ist es meist sogar anstrengender weil es dort kaum Luft gibt und man kaum atmen kann. In Polen hatte ich eine große Bühne und konnte mich gut austoben. Ich mag beides, ich brauche auch beides. Das Singen, die Bühnenperformance hält mich fit aber man muss auch tatsächlich darauf achten, dass man fit bleibt.

Ich gehe immer laufen. Und ich muss immer mehr laufen gehen um das Level zu halten. Ich achte immer mehr auf die Ernährung, esse kein Fleisch mehr  und sehe zu, dass ich viel Gemüse esse. Auf Tour ist es manchmal schwierig gutes Essen zu kriegen. Aber ich versuche schon ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und glaube, mir gelingt es auch mittlerweile.

Was steht bei dir in den nächsten Monaten an? 

„Im Moment ist ja das Live-Album draussen. Das promote ich gerade noch, wir spielen ganz viele Festivals, die gehen bis Ende September. Und dann gibt es eine Südamerika/Amerika Tour im Anschluss. Ich bin umrundet von Musikern und ich arbeite im Kopf schon an einem neuen Projekt. Wann das kommt  weiß ich nicht. Es wird auf jeden Fall im nächsten Jahr eine Best Of Platte geben mit exklusiven Songs drauf. Ich bin zur Zeit viel in meinem Studio und frickel rum und mach Musik.“

Wie kommst du mit der vielen Reiserei zurecht?

„Irgendwann hat mir mal jemand gesagt, dass die Seele zwei Tage braucht um anzukommen. Und wenn der Körper dann schon weg ist hinkt man noch ein wenig hinterher. Das ist oft der Fall. Wenn du mich jetzt fragst wo wir letzte Woche waren wird es schon schwierig. Oder wo wir nächste Woche sind. Aber ich lieb das auch das nicht so zu wissen. Das ist ganz spannend.

Es ist ein absolutes Geschenk durch die Musik so viele Plätze sehen zu dürfen und so viel rumzukommen. Wir haben jetzt auf Festivals in 19 Ländern gespielt und es gibt noch viele Anfragen. Wir arbeiten an einer Afrika Tour für 2012 in Kombination mit dem Goethe Institut und ich war noch nie in Japan, da gibt es auch Anfragen. Auch aus Israel. Es gibt einfach noch ganz viel zu entdecken.“

Während unseres Interviews bekam Gentleman von seinem Manager Stephan Schulmeister noch die Nachricht, dass sein Album ‚Diversity‘ nach zwei Jahren Goldstatus erreicht hat. Herzlichen Glückwunsch zu mehr als 100.000 in Deutschland verkauften Platten!

Ich habe Gentleman & The Evolution und seinen Support Flo Mega ja schon einmal bei ihrem Konzert auf dem Roncalli Platz am 17. Juni in Köln begleiten dürfen.

Hier findet ihr

ein paar Making-of Bilder hab ich noch …

 

4 Gedanke zu “Gentleman im Interview – ‚Haltestelle Woodstock‘”
  1. ich war da. es war ein feines festival und eine tolle show von gentleman und the prodigy.
    auch wenn ich ziemlich weit von der bühne entfernt auf einem hügel gesessen habe, konnte man doch sehr viel von der tollen atmosphäre auf der bühne mitbekommen.

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